1 abonnement et 0 abonnés
Article

Der Doppel-Abschluss als Türöffner für Jobs

Die Deutsch-Französische Hochschule hat ihren Sitz in Saarbrücken. FOTO: Iris Maurer / Iris Maurer/DFH

Der Doppel-Abschluss als Türöffner für Jobs

Elias Reimers und Tarik Saidani atmen auf: Die letzte Klausur für dieses Semester ist geschafft. Viel Zeit für Urlaub bleibt nicht. In den nächsten Wochen müssen sie noch eine Hausarbeit schreiben und ihren Umzug nach Metz organisieren. Die beiden Saarländer sind im Studiengang „Deutsch-französische Studien" eingeschrieben. Sowohl an der Saar-Uni als auch an der Uni Metz. Ein Jahr in Saarbrücken, das zweite in Metz und dann zurück Richtung Saarland für das letzte Bachelor-Jahr. Am Ende bekommen sie den deutschen und den französischen Abschluss. „Dass man in drei Jahren zwei Abschlüsse bekommt, war ein Grund für mich, dieses Angebot auszuwählen", sagt Reimers. Ab September lebt der 19-Jährige in einem Wohnheim an der Metzer Uni. Um die Miete für sein Zimmer zu bezahlen, muss er nicht neben dem Studium zu arbeiten. Neben dem Wohngeld, das in Frankreich den meisten Studenten zusteht, bekommt er auch monatlich 270 Euro Mobilitätshilfe. Diese Finanzspritze wird ihm während des Studienabschnittes im Partnerland von der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) bezahlt. Im Gegensatz zum Bafög muss er das Geld nicht zurückzahlen.


Die DFH, die ihren Sitz in der Villa Europa in Saarbrücken hat, ist keine typische Hochschule, sondern eine Institution, die mehr als 180 Studiengänge zwischen Deutschland und Frankreich unterstützt. Ob Bachelor oder Master, Lehramt, Ingenieurwesen, Geisteswissenschaft oder Wirtschaft, an einer Universität oder einer Fachhochschule - die Auswahl an geförderten Angeboten ist vielfältig. Tendenz steigend. Denn die Regierungen beider Länder haben den Haushalt der DFH um zwei Millionen auf 13,6 Millionen Euro aufgestockt. Davon profitiert auch das Saarland. Zwischen Uni und HTW sind 26 der geförderten Studiengänge in unserem Bundesland angesiedelt.


Tarik Saidani aus Heusweiler wollte nach der Schule gerne im Saarland bleiben: „Ich weiß aber noch nicht genau, was ich später machen will. Ich wollte mir alle Optionen offen halten, auch nach Frankreich." Sein Abitur machte Saidani vor einem Jahr am Deutsch-Französischen Gymnasium. Sein Vater ist Algerier, spricht die Sprache Molières fließend. Also kam Saidani ohne Probleme durch das Auswahlverfahren für sein Studium. „Wer einen Platz bekommen will, muss schon gute Noten haben. Aber vor allem wird auf das Gesamtpaket und die Motivation geschaut", meint der 22-Jährige. Durch die Auswahl ergeben sich auch kleinere Gruppen. „Wir sind 15 Deutsche und 13 Franzosen. Die Gruppe funktioniert eher wie eine Schulklasse als ein anonymer Hörsaal. Wir lernen zusammen und wenn die Klausurzeit vorbei ist, feiern wir zusammen", erzählt Saidani. Ein paar von ihnen kämen aus einem deutsch-französischen Elternhaus, die Mehrheit aber nicht.

So wie Elias Reimers. Er interessierte sich schon länger für Frankreich, „aber in meinem ganzen Leben war ich bisher nur zwei Wochen am Stück dort, bei einem Schüleraustausch in der Mittelstufe", erzählt er. Trotzdem überzeugte auch er im Auswahlgespräch und freut sich umso mehr auf das Studium in Metz. Die erste Gelegenheit, länger im Nachbarland zu wohnen und den Alltag dort kennenzulernen.


„Durch die Frankreich-Strategie des Saarlandes sind die saarländischen Schüler und Schülerinnen prädestiniert für die integrierten Studiengänge der DFH", sagt Professorin Patricia Oster-Stierle, Präsidentin der DFH. „Französisch in der Schule wirkt auch später wie ein ,Sesam öffne Dich'. Unser Netzwerk zählt über 185 Partnerhochschulen in beiden Ländern und bei trinationalen Studiengängen auch in Luxemburg und der Schweiz. Im Saarland gibt es allein 26 Studiengänge an der HTW und der Universität des Saarlandes. Die Aufnahme in einen DFH-Studiengang ermöglicht es, überall in Deutschland und Frankreich zu studieren, zum Beispiel auch an einer französischen Elite-Hochschule wie Sciences Po, HEC Paris oder der ENA, was für Deutsche sonst mit Schwierigkeiten und zum Teil hohen Kosten verbunden wäre."


Oster-Stierle selbst unterrichtet an der Saar-Uni. Sie kennt den Mehrwert der binationalen Gruppen. „Es handelt sich dabei um eine vertiefte interkulturelle Erfahrung. Anders als bei einem Austauschsemester studiert die deutsch-französische Gruppe hier mehrere Jahre zusammen. Dadurch versteht man nicht nur das Nachbarland besser, sondern nimmt man auch das eigene Land durch die Augen der Kommilitonen anders wahr", so die Professorin. Außerdem sei ein Doppel-Abschluss auf dem Arbeitsmarkt viel wert. Laut einer Absolventenstudie der DFH von 2016 finden 70 Prozent der DFH-Absolventen eine Arbeitsstelle innerhalb von drei Monaten.


Für das Saarland bergen die Studiengänge der DFH einen anderen Vorteil. Sie locken begabte Studenten aus beiden Ländern hierher. So wie Maïté Hilty, die ursprünglich aus Südfrankreich kommt. Vor ein paar Jahren studierte sie das Gleiche wie Elias Reimers und Tarik Saidini. Anschließend folgte ein dualer Master in BWL - auch von der DFH gefördert - zwischen Reutlingen und Straßburg. Als es aber darum ging, einen Betrieb für den Praxisteil auszusuchen, fiel Hiltys Wahl auf Hager in Blieskastel. „Ich kannte das Saarland gar nicht, aber in den ersten Uni-Jahren habe ich mich hier richtig wohl gefühlt, deshalb habe ich verstärkt ein Unternehmen in dieser Region gesucht", erzählt die 24-Jährige.

Jobmöglichkeiten gibt es auf beiden Seiten der Grenze und nicht nur dort. In vielen afrikanischen Ländern ist Französisch Amtssprache. „Und auch in Luxemburg und in der Schweiz ist ein deutsch-französischer Abschluss gerne gesehen", meint Elias Reimers.


Mehr Infos im Internet unter www.dfh-ufa.org

Rétablir l'original