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Mehr Respekt für Floriansjünger im Ehrenamt

Unsere Gastautorin erntet viel Lob, denn sie setzt sich unermüdlich in ihrer Kommune ein. Heike Lachnit macht auf all die Bürger aufmerksam, die sich ehrenamtlich engagieren. Ohne diese Menschen hätten wir ein weniger gutes Leben. Unser Dank gebührt ihrem ohfamoosen Einsatz.

Wir haben #volldasguteleben, weil über eine Million Menschen das ganze Jahr ehrenamtlich parat stehen, wenn es heißt, Brände zu löschen, bei Unfällen zu helfen oder Unwetterschäden zu beseitigen. Und um dies auch in Zukunft zu genießen, sollten wir den Einsatz dieser Menschen häufiger wertschätzen.

In diesem Jahr durfte ich als Lokaljournalistin einen sehr tiefen Blick in das Feuerwehrwesen wagen. Die Arbeit der Feuerwehr war mir bekannt und doch lernte ich viele neue Dinge kennen. Manch „dumme" Frage stellte ich dabei, über die ich heute lache. Ich hatte mir vorher nie wirklich Gedanken darüber gemacht, was es heißt ein Feuerwehrmann oder auch -frau zu sein. Doch meine Sicht hat sich verändert und inzwischen spüre ich tiefen Respekt für die Menschen, die sich in der Feuerwehr engagieren. Und wem es an dem nötigen Respekt fehlt, der sollte wirklich mal etwas genauer auf dieses ehrenamtliche Engagement schauen.

Die Freiwillige Feuerwehr stellt für mich ein besonderes ehrenamtliches Engagement dar. Die Einsatzkräfte sind 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr einsatzbereit. Auch wenn ihre Aktivität ehrenamtlich ist, zählt der Brandschutz zu den kommunalen Aufgaben. Sie agieren unter dem Motto „Retten-Löschen-Bergen-Schützen". Obwohl die Einsatzkräfte sehr viel leisten, nimmt der Respekt ihnen gegenüber ab, Beschimpfungen ihnen gegenüber nehmen zu und sind an der Tagesordnung.

Die Straße ist gesperrt wegen einem umgefallenen Baum? Es wird ignoriert und Autofahrer verlangen dennoch Durchlass. Die Feuerwehr hat nach einem Unwetter mit Wasser vollgelaufene Keller leergepumpt? Sie werden angemeckert, dass sie die Keller nicht noch aufräumen. Die Feuerwehr steht auf der Straße, kehrt und befreit diese von Schlammmassen? Die Bürger sitzen am Fenster und schauen ihnen dabei zu, anstatt sich an ihre Seite zu stellen und mitzuhelfen. Ein Feuerwehrmann sagte mal zu mir, die Bürger hätten verlernt, sich selbst zu helfen. Und daher nimmt die Belastung für die Einsatzkräfte in ihrem Ehrenamt stetig zu. Sie rücken nicht mehr nur aus zur Brandbekämpfung, sondern auch bei Unfällen oder Unwetterereignissen. Parallel dazu steigen auch die Anforderungen an die Floriansjünger mit den Ausbildungen im Ehrenamt. Wenn man bedenkt, dass sie dies alles ehrenamtlich machen, in ihrer Freizeit, neben ihrem Job, dann gebührt ihnen eher ein großer Applaus als Beschimpfungen.

Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Deutschland flächendeckend ein Feuerwehrsystem auf freiwilliger Basis. In Deutschland gibt es laut Wikipedia rund 31.308 Berufsfeuerwehrleute. Dem gegenüber stehen knapp eine Million Ehrenamtliche Floriansjünger ( https://de.wikipedia.org/wiki/Feuerwehr). Die Einrichtung einer Berufsfeuerwehr in Deutschland ist an die Einwohnerzahl geknüpft. So gelten meist 100.000 Einwohner in Städten oder Ballungszentren als Grenze zwischen einer Berufs- und einer Freiwilligen Feuerwehr. Doch vor allem im ländlichen Raum sind die Freiwilligen Feuerwehren für die Aufgaben zuständig. Vor Ort erfüllen sie neben den Aufgaben im Brandschutz, der technischen Hilfeleistung sowie bei Unwetter wichtige Aufgaben in der Gesellschaft. Häufig sind sie innerhalb der Gemeinschaft eine tragende Säule. Sie leisten Jugendarbeit, klären über den Brandschutz auf und organisieren Veranstaltungen, zu denen ein ganzer Ort zusammenkommt. Unterstützung erhalten die Einsatzkräfte dabei von den Freiwilligen Feuerwehr Vereinen, die mit den Einnahmen die Einsatzkräfte bei Anschaffungen unterstützen. Zwar ist es Aufgabe der Kommune, ihre Feuerwehr auszurüsten, doch in Zeiten knapper Kassen sind die Einsatzkräfte froh, wenn durch den Verein Sonderanschaffungen finanziert werden können.

Zwei besondere Erlebnisse trage ich durch meine Recherche noch immer in Erinnerung mit mir herum. Zum einen wollte ich nicht nur hören, wie es ist, ein Floriansjünger zu sein. Ich wollte selbst in der Einsatzkleidung stecken. Ich erhielt diese Möglichkeit. Ich zog eine komplette Ausrüstung eines Atemschutzgeräteträgers an mit Schutzbekleidung, Schuhen, Sauerstoffflasche und Werkzeug am Leib. Mit einem Gewicht von rund 20 Kilogramm stieg ich im eigenen Tempo den Feuerwehrturm hinauf und hatte am Ende vier Tage Muskelkater. Erstaunlich, dass die Einsatzkräfte damit hantieren und arbeiten können. Ein zweites Erlebnis, welches mir in Erinnerung bleibt, ist das Herausschneiden aus einem PKW. Als Mime stellte ich mich zur Verfügung und musste aus einem Unfallwagen geborgen werden. Auch wenn ich wusste, dass dies alles eine Übung war, gab es auch für mich dennoch beängstigende Momente. Und dann war es gut, dass ein Feuerwehrmann hinter mir saß und mir alles erklärte. Und dies ist ein Aspekt, den wohl viele auch nicht bedenken, wenn sie auf Feuerwehrleute schimpfen - die physischen Belastungen bei einem Einsatz. Und wiederum kann ich nur betonen - sie machen dies alles im Ehrenamt.

Daher plädiere ich dafür, den ehrenamtlichen Feuerwehrmännern und -frauen Applaus zu schenken bei einem Einsatz anstatt sich über sie zu beschweren. Und ich würde mir ebenfalls wünschen, dass jeder Bürger in seinem Ort die Feuerwehr mit einer Mitgliedschaft im Feuerwehrverein unterstützt. Das wäre dann mal #volldasguteleben

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