An diesem Freitag wollen Schülerinnen und Schüler mit großen Protestaktionen weltweit für mehr Klimaschutz demonstrieren. Kritiker werfen ihnen vor, bloß den Unterricht schwänzen zu wollen. Ist „Fridays for Future" einfach im Trend - oder was steckt dahinter?
Von Hanna Spanhel
Von Hanna Spanhel
Stuttgart - Sie tragen Jeansjacken, Cordhosen, Leggins. Ein paar sitzen auf dem Boden und malen mit Filzstift Demo-Sprüche auf Pappschilder: „Grünkohl statt Braunkohle" steht auf einem. „Friss Tofu, du Würstchen" auf einem anderen. Rapmusik schallt aus einer Box. Dann rufen die Jugendlichen: „Wir sind jung, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!"Rétablir l'original
An diesem Freitagvormittag werden in Stuttgart erneut Hunderte für den Klimaschutz demonstrieren. Die ganze Republik diskutiert darüber, ob sie die Schule schwänzen dürfen, um Aufmerksamkeit für das Thema zu erhalten. Das Engagement sei wohl verlockender als der Unterricht, spotten Kritiker. Und: Auf den Urlaubsflug oder Billigmode würden die Jugendlichen ja doch nicht verzichten. Demonstrieren die jungen Menschen Woche für Woche, weil das gerade in ist – oder wollen sie die Welt radikal verändern?
In Weinstadt, Rems-Murr-Kreis, sitzt Jonathan Heckert am Esstisch, sechs Mal war er schon bei den Schulstreiks in Stuttgart. Für seine Abwesenheit hatte er immer eine Entschuldigung. „Politische Weiterbildung“ stand darauf, seine Mutter hatte sie abgezeichnet. Natürlich wüssten die Lehrer Bescheid, sagt der 16-Jährige, aber eine Bemerkung auf dem Zeugnis sei ihm egal: „Die Sache ist es wert.“ Jonathan Heckert, blonde Haare, blau-gestreifter Baumwollpulli, schmales Gesicht, grinst und schaut zu seiner Mutter. [...]