Frau Rapp, was war das Ziel Ihrer Studie zum Bild der Deutschen im Ausland?
2011 war unser Wunsch, im Zusammenhang mit dem Zukunftsdialog der Kanzlerin das Deutschlandbild in der Welt einzufangen. Das war auch dieses Mal die Motivation. Die Studie soll zu einer Diskussion über die Themen der internationalen Zusammenarbeit und nachhaltigen Entwicklung anregen - und zur Rolle Deutschlands in der internationalen Gemeinschaft.
Diese Studie ist bereits die dritte ihrer Art. Welche Neuerungen gibt es zu Vorgängerstudien?Wir haben Entwicklungen in Hinblick auf die Erwartungen an die Rolle Deutschlands beobachtet. Bei der ersten Studie 2011 gab es noch eine freundliche Aufforderung an Deutschland, sich mehr zuzutrauen. Bei der zweiten 2014 hatten die Befragten den Eindruck, dass Deutschland aufgrund der Finanzkrise keine andere Wahl hatte, als sich stärker zu engagieren. Heute sind die Erwartungen nochmal kräftig gestiegen, besonders an die Rolle als Fürsprecher Europas und Gegengewicht zu den Vereinigten Staaten, Russland und China. Außerdem hat sich das Bild vom tüchtigen und effizienten Deutschen, das früher vorherrschte, durch die Flüchtlingskrise und die Willkommenskultur aufgeweicht - es ist menschlicher geworden.
Sie haben die Flüchtlingspolitik angesprochen. Die Befragten hatten auf diese ein sehr differenziertes Bild. Hat Sie das überrascht?In dieser Tiefe: Ja. Wir haben dieses Mal das Thema Migration zur Auswahl gestellt, weil es wegen der aktuellen Entwicklungen mehr denn je relevant für die Wahrnehmung Deutschlands erschien. In den Interviews haben wir eine extrem gute Kenntnis der Thematik bei den Befragten festgestellt. Das hat gezeigt, wie intensiv man sich auch im Ausland mit den Chancen und Risiken der Flüchtlingskrise auseinandersetzt.
Wie haben Sie die Befragten für die Studie ausgewählt?Unser Ziel war es, die unterschiedlichen Facetten des Deutschlandbilds im Ausland kennenzulernen. Dafür haben wir Entscheidungsträger aus unterschiedlichen Hierarchien und Sektoren befragt, die einen Bezug zu Deutschland haben. Außerdem haben wir auf eine große Ausgewogenheit von Geschlecht und Alter geachtet. In Bezug auf die Länder haben wir uns zum einen an der Auswahl der Vorgängerstudien und zum anderen an historischen, wirtschaftlichen oder politischen Verflechtungen mit Deutschland orientiert. Bei dieser Studie haben wir wegen ihrer zunehmenden Bedeutung mehr afrikanische Länder berücksichtigt.
Zwei Drittel der Befragten kommen aus elitären Berufsgruppen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Warum haben Sie sich so stark auf die Eliten konzentriert?Das war gar nicht das primäre Ziel. Entscheidend war, dass die Befragten hohe Deutschlandkenntnisse besitzen - und das fiel oft zusammen mit einem gewissen akademischen Hintergrund.
Können Sie anhand der Ergebnisse der Studie allgemeine Aussagen bezüglich der Deutschlandbilder in einzelnen Ländern machen?Nein, Rückschlüsse auf ein allgemeines Deutschlandbild in den Ländern zu ziehen, war nicht die Zielsetzung der Studie. Das hätte auch unsere Auswahl von acht bis zehn Interviews pro Land nicht hergegeben. Entscheidend war für uns die Suche nach Phänomenen und Mustern, weshalb wir auch einen qualitativen Ansatz gewählt haben. Die ausgewogene Auswahl der Befragten und der Fokus auf deren Deutschlandbild erhöht die inhaltliche Repräsentativität der Stichprobe. Ein Mehr an Daten hätte wenig neue Erkenntnisse gebracht.