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Coronale

Vom 25. bis 27.09.2020 zeigte der Mannheimer Kunstverein (MKV) in der Augustaanlage 58, Kunst aus der Corona-Zeit von rund 140 Künstler/n/innen. Sie waren mit je ein bis zwei, einige mit drei bis vier Werken vertreten. Eröffnung war am Freitagabend mit Dr. Friedrich W. Kasten, dem 1. Vorsitzenden des MKV und Michael Grötsch, Bürgermeister der Stadt Mannheim. Im Innenhof spielte die Band „Waldrauschen". Hier konnten sich Besucher, die auf den Einlass warteten, die Zeit vertreiben. Die Nachfrage zur Vernissage war sehr groß. Es durften sich nur eine bestimmte Anzahl von Menschen in den Ausstellungsräumen aufhalten. Das kennt man aus jedem Geschäft. Mit etwas Geduld kam jeder Interessierte am Freitagabend auf seine Kosten.

Mehr als 100 Kunstschaffende machen mit

Mit dem Ausstellungswochenende unterstützte der Mannheimer Kunstverein die in der Metropolregion Rhein-Neckar lebenden Künstler/innen. Die rund 300 Arbeiten aus unterschiedlichen Genres entstanden alle in der Anfangszeit der Corona-Pandemie. Die Kunstschaffenden konnten ihre Arbeiten einem breiten Publikum zugänglich und sichtbar machen und zum Kauf anzubieten. Es war eine Verkaufsausstellung, deren Erlös zu 100 Prozent an die Künstler/innen ging. Die „Coronale" gilt als umfangreichste Ausstellung in der 178jährigen Geschichte des Mannheimer Kunstvereins. Nie war es leichter, sich einen Eindruck über das vielfältige Kunstschaffen der Region zu machen. Nie war es einfacher, die in der letzten Zeit schmerzhaft von ihrem Publikum abgeschnittenen Künstler/innen wirksam zu unterstützen.

Aktualität und Spontanität stehen im Vordergrund der Präsentation

Im Gegensatz zu langen geplanten und gut vorbereiteten Ausstellungen stehen bei der „Coronale" Prozesshaftigkeit, Aktualität und Spontanität im Vordergrund. Covid-19 löste in den Kultureinrichtungen einen Stillstand aus. Die Folgen waren für die Kunstschaffenden: keine Einnahmen, kein Publikum, kein Austausch mit Kolleg/innen, keine Weiterbildungsangebote. Sie konnten zum Teil den gewohnten Arbeitsort nicht aufsuchen.

Corona-Krise - Stimmung der Angst und Unsicherheit stellen sich ein

Wie bewältigten die Künstler die Corona-Krise? Arbeits- und soziale Verpflichtungen fielen weg, es hätte sich Zeit für Introspektive, eine Innenschau, ergeben. Aber es stellte sich eher eine Stimmung der Angst und Unsicherheit bei den Kunstschaffenden ein. Neben dem inhaltlichen Fokus soll die „Coronale" gleichzeitig ein Aufruf zur finanziellen Unterstützung der Künstler/innen sein. Die ausgestellten Werke konnten vor Ort gekauft werden. Der Erlös ging an die Künstler. Vertreten waren alle Formen der zeitgenössischen Kunst, einschließlich Zeichnung, Malerei Graphik, Fotografie, Video, Skulptur und Installation.

Der Virus aus künstlerischer Sicht: Schwarz-Weiß und blasse Töne

Interessant war ein kleines Mädchen, in Weiß gekleidet, mit einem Mundschutz in der Hand. Ein anderes Werk zeigt Blumen in einer Vase. Daneben ist eine weiße welkende Blume in einer Vase zu sehen. Hier erscheint der Virus sehr ästhetisch und ansprechend. Eine größere Komposition präsentiert einen weißen Damenmantel ohne Inhalt. Die Frau ist verschwunden, krank oder gestorben. Ein anderes Ensemble stellt den Virus als Figur dar, in Schwarz gehüllt, die an den Tod erinnert. Die Farbe Weiß steht in westlichen Kulturen für Reinheit und Freude. Farben haben in verschiedenen Kulturen eine andere Bedeutung. Bei uns ist Schwarz Trauer und Tod. In einem anderen Land nicht unbedingt. Ein Künstler/in macht das für menschliche Auge unsichtbare Covid-19 als Ziegenkopf, als Tier sichtbar. Das unsichtbare Virus erhält oft eine runde Gestalt mit Punkten oder geometrischen Formen. Ein Künstler stellt ihn als runde Kugel mit Deko-Haar aus Metall dar. Vermutlich sieht jeder Betrachter etwas anderes in einem Bild. Ein ausgemergelter Jungenkopf ist zu sehen oder ein Frauengesicht, das mit den Augen zum Betrachter spricht.

Am Samstag war die Schau von 10 bis 20 Uhr und am Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt war frei.

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