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Albert Speer in der Bundesrepublik. Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit.

Noch bis Ende Mai ist die Ausstellung „Albert Speer in der Bundesrepublik" im Erdgeschoss des Marchivum in Mannheim zu sehen, parallel zu „Alltagswelten einer Industriestadt". Ein Gang ins Marchivum an Neckarufer lohnt sich also. Am 1. Oktober 1966 wurde Albert Speer aus dem Kriegsverbrechergefängnis in Berlin-Spandau entlassen. Viele Schaulustige beobachteten diesen Vorgang und zahlreiche Kameras und Mikrophone aus aller Welt berichteten darüber. Es war der Beginn von Speers zweiter Karriere als geläuteter Zeitzeuge des Nationalsozialismus.


Speer zählte zu Hitlers engsten Vertrauten

1902 als Sohn eines Architekten in der Quadrate Stadt geboren, wurde er zu Hitlers engstem Vertrauten. Als erster Architekt des NS-Staates machte er Karriere mit Großprojekten, etwa dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Speer gestaltete Berlin um. Ab 1942 war er Rüstungsminister der Kriegswirtschaft. Hier wurden Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge aus ganz Europa eingesetzt. Ein Jahr nach Kriegsende verurteilten ihn die Alliierten zu 20 Jahren Haft. Nach der Entlassung machte er seine Legende publik: Er habe von den Kriegsverbrechen nichts gewusst. Er sei, von Hitler Aura geblendet, in Krieg und Jugendmord unverschuldet hineingeraten.


Speers Legende vom guten Nazi

Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg erarbeitete eine Wanderausstellung zur Speerlegende und dem Umgang der Deutschen mit der Vergangenheit. Es dominiert die Frage, warum Speers Legende in der Bundesrepublik bei so vielen Menschen und für relativ lange Zeit so gut ankam. Historiker, Publizisten und viele Leute folgten Speers Manipulationen vom guten Nazi. Sie entlastete viele Betroffene aus jener Zeit und konnte vermutlich aus diesem Grund Fuß fassen und sich über Jahre hinweg halten.


Zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm. Sie ist täglich außer Montag ab 10 Uhr geöffnet bis 18 Uhr und am Mittwoch bis 20 Uhr.


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