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Be Seeing You - Biblis auf Porzellantellern

Vom 26.1.2020 bis 15.3.2020 zeigt der Mannheimer Kunstverein 28 Objekte von elf Künstlern auf zwei Ebenen. Umweltschutz, Klimawandel, soziale Themen stehen im Vordergrund der letzten Ausstellung von Dr. Martin Stather „Be Seeing You", der sich nach 30 Jahren Tätigkeit als Ausstellungsleiter vom Publikum sehr persönlich verabschiedet. Er hat die Bilder, Videos, Porzellanteller und Montagen sehr sorgfältig zusammengestellt und weiß von jedem Objekt etwas zu erzählen. Eröffnung war am Sonntag um 17 Uhr in der Augustaanlage 58. Es sprechen Dr. Friedrich W. Kasten und Dr. Martin Stather, Ausstellungsleiter.


Gleich am Anfang der Präsentation sieht der Besucher einen handgestrickten Motor auf einem Sockel. Der aktuelle Bezug zu den Pressemeldungen über den Dieselskandal ist nicht weit. Er beschäftigt die Zeitungsleser fast jeden Tag und ist ein Dauerbrenner in den Medien. Die österreichische Claudia Märzendörfer hat den Motor gestrickt.


Auf der ersten Ebene fällt La Brebis égarée, das Gleichnis vom verlorenen Schaf, eine Fine art print von Blase ins Auge. Ein geistlicher Würdenträger, ganz in Rot gehüllt. Blase wählte eine Vorlage, die er auf dem Flohmarkt fand und veränderte diese nach seiner Vorstellung. Die Ausstellung setzt sich noch zwei Mal mit dem Glauben auseinander, darunter ein Christusbild. Die Figur hat eine Mähne, springt mit einer leeren Flasche und einer Zigarette in der Hand ins Bild.


Beeindruckend die drei Fotografien des Kanadiers Jonathan Hobin, ein bekannter, wenn auch umstrittener Fotograf. Aus seiner Serie "In the Playroom" zeigt er zwei Fotos: The Twins, die Zwillinge und Got Him. Kinder, bei denen Gewalt in häuslicher Umgebung auf der Tagesordnung steht. In der Serie zeigt Hobin brutale Szenen unserer Zeit, etwa den Tiger Tod von Siegfried und Roy oder 9/11. I say Cheese ist ein Selfie mit einem Unfall im Hintergrund. Mutter und zwei Kinder schauen entsetzt auf die verletzte Tochter, die auf dem Boden liegt. Der Fotograf lächelt in die Kamera.


Auf Porzellantellern, die jeder aus Omas Stube kennt, bilden die britischen Künstler Mia Grau und Andree Weissert neun Atomkraftwerke nach, etwa Biblis, Gundremmingen, Brokdorf. Auch hier fehlt der aktuelle Bezug nicht. Dies sind nur einige Objekte der Ausstellung. Jeder Besucher kann sich ein eigens Bild von der Präsentation machen.


Diese Ausstellung prägt eine spezielle Art: Es gibt Dinge zum Lachen, Dinge zum Weinen und manche sind zum Verzweifeln oder Kopfschütteln. Weniger Wichtiges gesellt sich zu Bemerkenswertem, Problemen, Ankünften oder Abschieden, wie im täglichen Leben so oft. Kunst und Leben stehen in dieser Schau in engem Bezug zueinander. Einige der Künstler fand der Ausstellungsleiter im World Wide Web, hinzukommen, ebenfalls aus dem Internet, Fundstücke der Realität. Zuerst wirkt einiges ungeordnet und das steht als Konzept hinter der Präsentation. Insgesamt erhält der Besucher ein mehr oder weniger temporäres persönliches Bild der Welt, mit lauten und leisten, unerwarteten und besonderen Tönen.

Öffnungszeiten: Di, Do bis So 12 - 17 Uhr, Mi 14 bis 19 Uhr.

Eine Führung in Gebärdensprache wird am Mi 12. Feb. 2020 um 19 Uhr angeboten.

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