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So einfach kann Parken sein

Die Gründer des Kölner Startup Evopark. Foto: Aliki Monika Panousi

Die vier jungen Gründer der Kölner evopark GmbH wollen die Art und Weise, wie Parkhäuser genutzt werden, radikal verändern. Die Digitalisierung der Branche öffnet aber darüber hinaus für ganz neue Anwendungen von Parkhäusern die Schranken.


Mehr Start-up geht nicht. Oder sollte man besser Park-up sagen? Vor der Tür stehen die Turnschuhe, in der Dachgeschosswohnung in einem etwas abgelegenen Altbau in Nippes stehen die Schreibtische dicht an dicht, die Wände sind mit Papierbögen voller Ziele, Strategien und Visionen bedeckt. Hier arbeiten die vier Gründer und sieben Mitarbeiter der Kölner evopark GmbH. Ihre gar nicht bescheidene Vision: Innerhalb von vier Jahren „werden wir Marktführer für digitales Parken in Europa", sagt Mitgründer Tobias Weiper.


In Düsseldorf und Koblenz lässt sich bereits erleben, was die 25- bis 28-jährigen Gesellschafter antreibt: Während der Mann in der Spur nebenan mühsam an die Ticketausgabe heranrangiert, fahre ich lässig auf die Schranke zu, die sich von selbst hebt. Genauso funktioniert es auf dem Rückweg. Rein ins Parkhaus, rein ins Auto - und ohne Zwischenstopp an Kassenautomat oder Schranke ab nach Hause.


Gezahlt wird am Monatsende. Möglich macht das die evopark-Karte, die auf dem Armaturenbrett liegt. Sie enthält einen RFID-Chip, der über eine Radiofrequenz mit dem Betriebssystem des Parkhauses kommuniziert. Abgerechnet wird nach Parkdauer, den Nutzer kostet das nichts zusätzlich. Die Parkhausbetreiber zahlen eine Provision, weil die evopark-App die Autofahrer in ihre Häuser lotst.


Zudem holt der Nutzer einen Teil der Parkgebühren durch Einkäufe bei Partnern von evopark wieder rein: Für einen 60-Euro-Einkauf bei Douglas parkt man in der Düsseldorfer City zwei Stunden umsonst. Auch hier erhält das Unternehmen eine Provision, da das Erstatten von Parkgebühren den Händlern neue Kunden in die Läden bringt.


Die Geschäftsidee entwickelt haben die vier Gründer, Maximilian Messing, Marik Hermann, Tobias Weiper und Sven Lackinger, als sie noch Studenten an der WHU in Vallendar waren - und Idee für Idee debattierten. „Eines Tages kam Max und erklärte: Parken ist das Ding", berichtet Weiper. Er hatte an Frankreichs Mautstationen beobachtet, wie Karteninhaber mit 50 km/h durch die Kontrollen rauschten, während die anderen das Kleingeld suchten. Mautsysteme für Pkw gibt es in Deutschland nicht, aber das lästige Kramen nach Münzen im Parkhaus kenne fast jeder.


Am 31. Januar 2014 gaben die vier ihre BWL-Masterarbeiten ab, am 1. Februar starteten sie ihr Gemeinschaftsunternehmen. Nach drei Monaten zäher Gespräche mit Parkhausbetreibern und Schrankenherstellern stand das Konzept. Ein Entwickler wurde eingestellt, der System, App und Website programmierte. Im Dezember ging das evopark-System in einem Parkhaus am Rande der Düsseldorfer Innenstadt an den Start.


Inzwischen hat evopark 16 Parkhäuser in Düsseldorf und Koblenz unter Vertrag, 5.000 Kunden haben die Parkkarte im Auto liegen. Im Frühjahr wird mit dem DuMont-Carré als erstem Kölner Parkhaus der Roll-Out in ganz Deutschland gestartet, 2017 sind erste Auftritte im europäischen Ausland geplant.


Zwei wichtige Erfolge der Jungunternehmer legen dafür die Basis: Mit Q-Park hat evopark einen der drei größten Parkhausbetreiber Europas als Partner gewonnen; zwei große Gerätehersteller haben die Software der Kölner integriert.


Das hört sich rasant an, ist es nach Ansicht der Gründer aber nicht. Die bescheidene Unterkunft im Dachgeschoss spricht auch für die Unternehmensphilosophie. „Die Technik sorgt dafür, dass wir nur langsam wachsen. Da achten wir sehr darauf, nicht zu schnell Kapital zu verbrennen", sagt Weiper. Die Anschubfinanzierung in sechsstelliger Höhe stammte von Business Angels, vor allem aus dem Umfeld der Alma Mater der Gründer. In der nächsten Finanzierungsrunde soll ein kleiner Millionenbetrag eingesammelt werden.


Irgendwann 2017 stehen die ersten schwarzen Zahlen im Plan. „Das ist ein Massengeschäft - wir leben von sehr vielen, sehr kleinen Provisionen", gibt sich Weiper vorsichtig. Umso wichtiger für das Unternehmen, rasch ein Netz aufzubauen und möglichst viele der rund 4.000 deutschen Parkhäuser in wirtschaftlich relevanten Lagen zu gewinnen.


Den Widerspruch, als junges Start-up ausgerechnet in das graue Geschäft mit Parkhäusern einzusteigen, wischt der Jungunternehmer locker vom Tisch. „Die großen Trends E-Mobilität, Carsharing und autonomes Fahren kommen uns entgegen", sagt er. „Auf dem Weg zum selbstfahrenden Auto ist doch das selbstparkende Auto ein wichtiger Schritt. Im Zuge der Digitalisierung ist das ein Zukunftsmarkt."


Mit dem RFID-Chip werden das Auto und der Autofahrer für den Parkhausbetreiber zum ersten Mal zu einer bekannten Größe. „Durch die neu gewonnenen Informationen kann der Parkservice in Zukunft noch kundefreundlicher gestaltet werden. Je dichter das Netz wird, desto besser lässt es sich nutzen," schaut Weiper nach vorne. Warum nicht auch für solche Ideen wie diejenige, dass Paketzusteller ihre Lieferungen in den Kofferraum eines parkenden Autos ausliefern?

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