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Passt moderne Architektur in die Berge?

Bald Realität? Laurins Kristall am Rosengarten in den Südtiroler Dolomiten. Foto: Werner Tscholl

Über Schönheit und Geschmack kann man nicht streiten, heißt es. Die Realität zeigt das Gegenteil. Gerade um zeitgemäße ästhetische Architektur am Berg wird heftig gerungen, wie das Beispiel des "Laurin-Kristalls" zeigt. Es werdenArgumente ins Feld geführt, die sachlichbis ökologisch angehaucht daherkommen, beigenauerem Hinsehen aber an Kraft verlierenwie verblühende Rosenblüten. 

Am geplanten Glasturm "Laurin-Kristall" im Südtiroler Rosengarten scheiden sich die alpinen Geister. Wie immer, wenn es um zeitgemäßes Bauen in den Bergen geht. Entworfen hat den kühnen Turm Werner Tscholl, einer der besten Architekten Südtirols.

Ausgerechnet die architektonische Schönheit bildet den wohlgrößten Zankapfel im Südtiroler Streit um dengeplanten Laurin-Kristall, den "Touch the Dolomites" (TTD) - einen fünfstöckigen gläsernen Turmneben der Kölner Hütte auf 2337 Metern Höhe,nur wenige Meter entfernt vom Naturpark Schlern-Rosengarten, einem Teilgebiet des UNESCO-Weltnaturerbes Dolomiten.

"Die Dolomiten berühren" mit Rundum-Aussichten,Besucherzentrum, Ausstellungsflächenund Gastronomie, teils in den Berg versenkt, in einen Westhang des Rosengartens auf demGemeindegebiet von Welschnofen. Die Alpenvereine von Südtirol (AVS) und Italien (CAI) sowie Umweltschutzverbände laufen massiv Sturm gegen den geplanten "Fremdkörper ohne Daseinsberechtigung". Doch warum soll ausgerechnet der durchscheinende TTD ein Fremdkörper sein? Der sich mit zwölf, dreizehn Metern der klotzigen Kölner Hütte unterordnet, jener trutzigen Schutzhütte mit ihren willkürlichen Nebenbauten, Lounges und gewohnt häßlichen Sesselliften samt Bergstationen?

Ist dieses chaotische Konglomerat deswegen kein Fremdkörper, nur weil wir uns an dieses Bild gewöhnt haben? Der neue TTD stehe für „Event-Tourismus" und „Größenwahn", heißtes beinahe reflexhaft in einer Pressemitteilung. Sitzt die Antifraktion aus Alpen- und Heimatvereinen am Ende selbst im Glashaus mit dieser Argumentation?

Wer wird nun Sieger sein im Kampf um "Laurins Kristall", der 2020 oder 2021 fertig gestellt werden soll? "Rund 75 Prozent der Gemeinde Welschnofen wollen den Glasturm, die Entscheidung auf Landesebene steht noch aus", sagt Architekt Tscholl.

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Was haltet Ihr von dem Bauprojekt im Rosengarten? Uns interessiert Eure Meinung!

Die ungekürzte, achtseitige Kontrovers-Reportage "Neues Bauen in den Bergen. Streit in Südtirol" von Franziska Horn findet Ihr in ALPIN 10/2019.

Text von Franziska Horn

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