1 abonnement et 0 abonnés
Article

Wohnen in Offenbach: Die Wartelisten sind voll

In Offenbach bei einer Baugesellschaft unterzukommen, ist schwierig - es gibt viel mehr Interessenten als Wohnungen

Frau Z. hat Angst davor, auf der Straße zu landen, sie fürchtet, dass sie Ihre Wohnung in Offenbach verliert - wenn ihr richtiger Name in der Zeitung auftaucht. Der Ort, wo die Frau lebt, das ist ein schlauchförmiges Zimmer, das bei großzügiger Auslegung vielleicht 15 Quadratmeter Platz bietet, wie sie schätzt. In den anderen Zimmern der unsanierten Wohnung leben je zwei Männer. Und jede Person zahlt rund 300 Euro Miete, sagt Z. Bei ihr sei es noch etwas mehr.

Beengte oder verkommene Behausungen, an denen die Vermieter nicht selten gutes Geld verdienen, gibt es in Offenbach einige - meist werden sie von Migranten bewohnt und oft kommen die Vermieter aus dem gleichen Land wie sie. Die Mietverhältnisse entstehen über Kontakte.

Frau Z. lebt schon seit einigen Jahren in ihrem Zimmer, etwas anderes hat sie mit dem wenigen Geld, das sie hat, auf dem freien Markt in Offenbach nicht gefunden. Ob es an den mangelnden Deutschkenntnissen liegt? Wenn sie von ihren Minijobs als Putzkraft nach Hause kommt, ist es in der Wohnung jedenfalls oft so laut, dass sie sich kaum aufs Deutschlernen konzentrieren kann. „Ich will bitte Ruhe", sagt sie mit hartem Akzent. Und: „Ich bin fertig". Sie ist nicht mehr die Jüngste und ist aufgeregt, hat Tränen in den Augen: Mit der Presse sprechen - das hatte sie vor einigen Monaten noch nicht geplant.

Rund 3000 Menschen stehen aktuell auf den Wartelisten der GBO.

Vor einigen Monaten, da hat sie sich als wohnungssuchende Person auf die Listen zweier Wohnungsbaugesellschaften setzen lassen. Im November war das. Da schöpfte sie Hoffnung, dachte, dass sich auf diesem Weg doch noch eigene vier Wände finden lassen: Große Ansprüche hat sie nicht - nur alleine würde sie gerne wohnen. Eine Rückmeldung hat sie von den Baugesellschaften aber auch nach fünf Monaten Wartezeit nicht erhalten - und eine Sachbearbeiterin, so erzählt sie, drücke ihre Anrufe einfach weg. Seit einer Weile treibt Frau Z. deshalb nun die Sorge um, dass sie in Offenbach vielleicht nie etwas anderes finden wird als ihr lautes 15- Quadratmeter-Zimmer.

Dabei gibt es sie noch in der Stadt: Günstige Wohnungen, die sich auch Frau Z. leisten könnte. 291 Euro beträgt etwa die Warmmiete für die günstigste Ein-Zimmer-Wohnung, die von der Nassauischen Heimstätte (NH) in Offenbach angeboten wird - mit knapp 33 Quadratmetern. Bei der Gemeinnützigen Baugesellschaft Offenbach (GBO) gibt es sogar eine Unterkunft für 270 Euro warm. „Wir haben noch einige Wohnungen unter 480 Euro, die seit längerer Zeit nicht modernisiert wurden", erzählt eine GBO-Mitarbeiterin. Sie sagt aber auch: „Wir haben nicht für jedes Bedürfnis die passende Wohnung."

Für viele Menschen, so wird einem beim Blick auf die Zahlen schnell klar, hat die GBO überhaupt keine Wohnungen im Angebot. Auf den Wartelisten, von denen man nach zwölf Monaten automatisch wieder gestrichen wird, stehen momentan rund 3000 Interessenten. Die GBO besitzt 6000 Wohnungen und der durchschnittliche Mieter bleibt rund zehn Jahre in seiner GBO-Wohnung: Nur etwa 400 Mieterwechsel gebe es daher pro Jahr, heißt es bei der GBO. Die Nachfrage übersteigt das Angebot also deutlich - auch wenn sich viele, wie Frau Z., bei mehreren Gesellschaften registrieren lassen. „Es kann tatsächlich sehr lange dauern, bis ein Wohnunsgangebot gemacht werden kann", schreibt ein Sprecher der NH in seiner Antwort auf Nachfrage der FR. Man habe „deutlich mehr Bewerber als zur Verfügung stehende Wohnungen". Hinter das „deutlich" setzt er dabei drei Ausrufezeichen.

Immer wieder kommt Z. in die offene Sprechstunde von Wolfgang Christian, um nachzuhorchen, ob er vielleicht eine neue Idee zur Wohnungssuche hat. Doch der Ombudsmann des Jobcenters „Mainarbeit", ist inzwischen auch etwas ratlos. Rund 200 Euro Mietzuschuss bekomme Z. vom Jobcenter überwiesen, sagt er. Warum es nicht mehr sind, weiß er nicht - bis zu 473 Euro übernimmt das Jobcenter bei Einpersonenhaushalten pro Monat . Der Leiter der Mainarbeit, Matthias Schulze-Böing, will sich zu einem anonym geschilderten Fall nicht äußern. Er sagt aber: „Wuchermieten übernehmen wir nicht."

Rétablir l'original