Als Michael Köllner am Montag vor einer Woche als neuer Trainer des Drittligisten TSV 1860 München vorgestellt wurde, erzählte er den Journalisten gut gelaunt einige Anekdoten. Die erste: Nachdem der Klub seine Verpflichtung offiziell verkündet hatte, hätten sich zwei seiner ehemaligen Spieler gemeldet. Zusammengefasst hätten deren Nachrichten in etwa so geklungen: „Geiler Verein, da bist du richtig, Trainer!"
Die zweite: Eine Begegnung an einer Tankstelle unweit des Stadions von 1860 im Mai 2017. Der TSV war gerade aus der Zweiten Liga abgestiegen und die Spieler liefen mit gepackten Sachen an ihm, der nur zufällig vor Ort war, vorbei. „Was ich da erlebt habe", sagte Köllner auf der Pressekonferenz. „Da haben die Spieler die Flucht ergriffen." An diesem Tag habe er begriffen, wie leidensfähig dieser Verein und seine Fans seien. Irgendwann während dieser turbulenten Stunden weigerte sich der jordanische Investor Hasan Ismaik, den nötigen Betrag für die Lizenz in der Dritten Liga zu überweisen. So wurde der Klub durchgereicht in den Amateursport. Es wirkt noch nicht wirklich so, als hätte Michael Köllner verstanden, in was für einen Wahnsinn er sich da hineinmanövriert hat.
Bierofka verließ den Verein mit Tränen in den AugenSeit Jahren schon droht der Traditionsklub zu zerfallen. Dass nun Daniel Bierofka, eine der letzten Identifikationsfiguren im Verein und seit 2007 ununterbrochen für den Klub tätig, am ersten Dienstag im November mit Tränen in den Augen das Trainingsgelände in Giesing verlassen hat, ist nur ein Teil der langen und kuriosen Geschichte des kleineren der beiden großen Münchner Fußballvereine.
Es ist ja bekannt, dass der November ein kalter und oft auch frustrierender Monat ist. Da passt es gut, dass die jüngere Geschichte des Klubs im November 1990 beginnt - sportlich zunächst erfolgreich: Der Verein verpflichtete Karsten Wettberg als Trainer. Er hievte die Münchner nach neun Jahren Bayernliga in die Zweite Liga, lief erst wie ein Rumpelstilzchen einen Regenschirm auf den Boden prügelnd über den Rasen, dann in Unterhose durch die Katakomben des Grünwalder Stadions, bevor ihn Neu-Präsident Karl-Heinz Wildmoser im darauffolgenden Jahr entließ. Wettberg, mittlerweile wegen seiner Erfolge König von Giesing genannt, hatte bei der Präsidiumswahl dessen Konkurrenten unterstützt.