In einer Crowdfunding-Kampagne, die am Montag endete, hat „Radbahn Berlin" rund 31.000 Euro gesammelt. Radbahn, das sind diejenigen Menschen, die ein Konzept für einen Radweg unterhalb der U1-Trasse vorgeschlagen und ihn auch konzipiert haben. Vom Bahnhof Zoo bis zur Warschauer Straße soll er gehen, 9 Kilometer lang sein und größtenteils überdacht und geschützt vor dem übrigen Verkehr zwischen den Stahlträgern hindurchführen - freie Fahrradfahrt quer durch die Stadt also. Mit dem Konzept gewann Radbahn den Bundespreis für Ecodesign.
In den Reihen der Verkehrspolitik und -verwaltung müsste man sich doch eigentlich die Finger lecken nach einem ausgearbeiteten Plan, der sogar frei Haus geliefert wird. Könnte man meinen. Dass nun eine Crowdfunding-Kampagne nötig war, um die Ergebnisse in einer 140-Seiten-Studie zu drucken und dem Projekt damit mehr Gehör zu verschaffen, lässt jedoch daran zweifeln.
Die Politik ist natürlich nicht verpflichtet, jeder Forderung aus der Bevölkerung nachzugehen. Und komplett dichtgemacht hat die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz ja auch nicht. Sie begrüßte das Engagement, sponserte ein bisschen Geld für die Publikation der Studie. Und ein nettes Vorwort von Jens-Holger Kirchner, dem Staatssekretär für Verkehr, gibt es auch.
Umso verwunderlicher ist es - nicht nur für die Menschen hinter Radbahn, sondern für alle, die sich eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in Berlin wünschen -, dass der Vorschlag nicht engagierter in die Planung aufgenommen wurde.
Politisch legitimiert wäre die Prüfung der Idee gewesen: durch den Volksentscheid Fahrrad, durch die viel besprochene Verkehrswende.
Für die Initiatoren sind nicht Lippenbekenntnisse hilfreich, hilfreich wäre, wenn jemand den Vorschlag ernsthaft auf Machbarkeit prüfen würde - dabei könnte man auf das Knowhow von Radbahn zurückgreifen. Dann wäre die Arbeit nicht umsonst gewesen, und es wäre ein Signal an andere Initiativen: Seht her, wir hören euch, nehmen euch ernst.
Dass Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, auf die Kritik von Radbahn mit einem Verweis auf komplexe Verwaltungsstrukturen zwischen Verkehrslenkung, Bezirken und Senatsverwaltung verweist, wird der Arbeit, die in dem Projekt steckt, jedenfalls in keinster Weise gerecht.
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