Ich schaue mich um und sehe eine Verkäuferin, die gerade im Gespräch ist. Ich stelle mich daneben. Der Kunde sagt: „Mein Neffe hat starken Haarausfall, verstehen Sie?" Er zeigt auf das Haar seines etwa 25-jährigen Begleiters, das tatsächlich etwas dünner am Ansatz ist, was möglicherweise auch am stark zurückgerissenen Zöpfchen liegt. Ein klarer Fall von Traktionsalopezie, also selbst verursachtem Verlust von Haaren durch das Binden von Zöpfen.
„Wir brauchen ein richtig starkes Mittel dagegen. Nicht nur irgendein Shampoo, das bringt nichts!", sagt der Onkel sichtlich aufgebracht. Es macht den Eindruck, als ob die Fülle der Haare über Leben und Tod entscheide. Die Verkäuferin nimmt die beiden mit zum Computer und tippt, während der Neffe nervös hin und her wippt. „Ich habe etwas gefunden", sagt sie. „Das ist ein sehr wirksames Serum, kostet aber 69 Euro." Der Neffe schüttelt den Kopf und greift dann doch zum Shampoo. Früher, ja früher, da war bestimmt auch noch bei ihm vieles besser.