1 abonnement et 3 abonnés
Article

Wohnen in Wien | Immer noch bezahlbar - dank Gemeindebau

Gemeindebau: Karl-Marx-Hof

Wie hier im elften Bezirk Simmering, im Südosten der Stadt. Elke Wikidal vom Wien Museum gibt hier eine Führung durch die Gemeindebauten in der Umgebung des Herderparks. Erster Stopp ist der Laurenz-Widholz-Hof. Nicht zu übersehen: Die rote Inschrift, die lautet: „Widholz-Hof. Erbaut von der Gemeinde Wien in den Jahren 1925 bis 1926 aus den Mitteln der Wohnbausteuer". Der Hof ist einladend, steht auf einem dreieckigen Areal, in der Mitte ein Brunnen, auf dem drei Bronzepelikane hocken. Elke Wikidal erklärt, dass damals bis 1927 im Bezirk knapp 1.200 neue Wohnungen geschaffen wurden - ausschließlich für Arbeiter.

Der Widholz-Hof ist ein typisches Beispiel für die Baupolitik des sogenannten „Roten Wien". Die Sozialdemokraten haben die Mehrheit im Rathaus nach dem Krieg und verfolgen einen Plan: Wohnung für alle, bezahlbar, einigermaßen komfortabel. Denn die Stadt platzt damals aus allen Nähten. Fast zwei Millionen Menschen leben hier, fast 300.000 mehr als heute. Und sie leben unter katastrophalen Zuständen: Gang auf dem Klo, dutzende Menschen in einer Wohnung, die zur Arbeitszeit auch noch an sogenannte Schlafgänger vermietet wird. 

Das Projekt Gemeindebau hatte einen radikalen Finanzierungsplan: Die Wohnbausteuer verlangte von Hausbesitzern und bei Luxuswohnungen enorme Steuern. Privat wurde dann fast gar nicht mehr gebaut, die Initiative ging nunmehr allein von der Stadt aus. Dafür waren die Mieten für die Arbeiter bezahlbar: In den Zwanzigern zahlte man lediglich vier Prozent seines Lohns für die Miete in einer Gemeindebauwohnung. Heute sind die Mieten auch in Wien teurer. Aber im Vergleich zu ändern Städten immer noch günstig: Nur knapp ein Viertel seines Einkommens muss ein Wiener für die Miete in einem Gemeindebau zahlen. In München geht über ein Drittel für die Miete drauf. Laut der städtischen Wohnbaugesellschaft „Wiener Wohnen" liegt die durchschnittliche Miete in einer Gemeindewohnung bei 6,30 Euro pro Quadratmeter, Betriebskosten inklusive. Und wer einmal drin ist, kann für immer bleiben, denn das Mietrecht kann an Verwandte weitergegeben oder vererbt werden.

Rétablir l'original