Die Anlässe für eine Beziehungskrise können schwerwiegend sein: Untreue, Betrug oder ein gemeiner, herzloser Streit. Manchmal ist aber auch die Situation, in der man sich selbst gerade befindet, einfach unglücklich. Zuviel von allen Seiten, was auf das Paar einwirkt: Stress in der Familie, im Büro oder ein grundsätzliches „unzufrieden mit der Gesamtsituation." Wie lässt sich herausfinden, ob man nur jetzt und mit dem aktuellen Konflikt an seine Grenzen gerät oder ob die Basis zerstört ist, auf der eine Beziehung aufbaut?
Viele Konflikte liegen tiefer, als man zunächst sieht. Der berühmte Zahncréme-Deckel ist kein Trennungsgrund, das ist klar. Aber die Tatsache, dass man sich darüber jeden Morgen streitet, das deutet doch darauf hin, dass die Schmerzgrenze an anderer Stelle überschritten wurde, dass ein ungelöster Konflikt unter der Oberfläche schlummert, die Spitze des Eisbergs eben, der nun auch große Dampfer untergehen lassen kann. Die folgenden drei Fragen können als eine erste Orientierung helfen.
Gegenseitige Unterstützung und Anerkennung gehören einfach zur Liebe dazu. Hilfe ist eine der fünf Sprachen der Liebe. „Das ist dein Problem. Ich habe eigene. Sieh selbst, wie du damit klarkommst", ist ein echtes Armutszeugnis. Natürlich muss man sehen, ob es sich dabei um eine Ausnahme handelt oder einen Dauerzustand. Ob es sich um ein wiederkehrendes Problem handelt, das schon so oft thematisiert wurde, dass nicht einmal die eigenen Eltern noch Geduld aufbringen könnten. Grundsätzlich kann man aber vom Partner erwarten, dass er einem zur Seite steht, die Ärmel hochkrempelt und bereit ist, mit anzupacken. Denn wer sich nicht darauf verlassen kann, verliert die Zuversicht, in Zukunft gehört und anerkannt zu werden. Schließlich gehen wir Beziehungen ein, um gemeinsam besser Probleme bewältigen zu können als allein.
Hat mein Partner mich in schwierigen Zeiten alleingelassen?
Sich hilflos und einsam zu fühlen in einer Beziehung ist schrecklich. Viele Menschen sagen nicht umsonst, dass sie lieber ganz alleine leben würden, als sich alleingelassen zu fühlen in einer Beziehung. Einsamkeit ist nicht nur schmerzhaft, sie lässt auch Gefühle erstarren. Eine kalte Faust, die das Herz umklammert. Wer immer nur bittet, aber selbst nie gibt, darf sich natürlich nicht wundern, wenn niemand da ist in Notsituationen. Doch es zerstört das Vertrauen in den Partner, wenn der sich abwendet statt zuwendet. Wenn der lieber anderswo Spaß hat, während man selbst nicht weiterweiß, weil er das Elend nicht ertragen möchte. Ein Paar ist ein Team. Das kann nur zusammenhalten, wenn sich die Partner einander eben nicht alleinlassen. Wer braucht eine Beziehung, die sich nur in schönen Worten und Absichtserklärungen verliert?
Hat mein Partner mich in schwierige Zeiten gebracht?
Veränderungen geschehen, das ist das Leben, nichts bleibt, wie es ist. Aber man hat nun genug damit zu tun, auf die Veränderungen von außen zu reagieren, als dass man zusätzlich auch noch hausgemachte Probleme benötigt. Partner, die einen in Schwierigkeiten bringen, sind beispielsweise Menschen, die nichts tun, um etwas zu verbessern und warten, bis es richtig schlimm für alle wird. Etwa wenn ein Partner eigenmächtig Schulden macht, für die beide haften müssen. Auch Missbrauch von Alkohol oder anderen Substanzen sind Vorboten von großen Problemen. Klar, Suchterkrankungen sind zunächst vor allem Erkrankungen, die behandelt werden müssen. Wenn der Betroffene jedoch jede Hilfe ablehnt, das Problem ignoriert oder womöglich sogar aggressiv auf Zuwendungen reagiert, dann muss der Partner sich selbst schützen. Manche Menschen wollen sich nicht helfen lassen und können auch nicht gerettet werden – ohne externe Hilfe.
Eine Beziehung lässt sich nicht nach einer Checkliste beginnen und auch nicht beenden. Aber wenn die Antworten auf diese drei Fragen alle sagen „alleine wäre ich besser dran“, dann ist die Zeit gekommen für Konsequenzen. Weil man sich das selbst schuldig ist.
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