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Wohneigentum: Suche im Exzess

Die Hauspreise steigen weiter. Soll man noch kaufen oder es lieber lassen? Erfahrungen eines Zauderers


Ich bin ein Junge vom Land, es war eigentlich immer klar, dass es irgendwann wieder ein Häuschen mit Garten sein muss. Mit Platz für die Kinder, im Grünen, natürlich. So wie früher im Westerwald. Frischverheiratet und voller Pläne, bereiteten meine Frau und ich die Operation "Hauskauf" im Mai 2008 generalstabsmäßig vor. Neues Auto, größere Wohnung, Luxus-Urlaub? Wir fuhren weiter den klapprigen Nissan und blieben in der alten Mietwohnung, obwohl es nach Maries Geburt 2010 dort ganz schön eng für uns drei wurde.

Aber wir sparten. Monat für Monat. So viel, dass wir 2011 genug Eigenkapital beisammenhatten, um mit den Banken über eine vernünftige Finanzierung reden zu können. Dachten wir jedenfalls - und begannen endlich mit der Suche. Unser Traum schien langsam wahr zu werden.

Nur hatten wir all die Monate mit den falschen Preisen geträumt. In der Nähe unserer Wohnung und in guten Lagen Düsseldorfs waren die Preise explodiert. Für Häuser, die 2008 teuer, aber irgendwie bezahlbar schienen, waren die Kaufpreise auf einmal blanker Wahnsinn. Selbst für Häuser in Randlagen riefen Verkäufer astronomische Preise auf.

Seitdem sind eineinhalb Jahre vergangen. Die Situation auf dem Immobilienmarkt hat sich in dieser Zeit kein bisschen entspannt. Im Gegenteil: Die Preise sind weiter gestiegen, in Düsseldorf allein 2012 im Schnitt um über fünf Prozent. In einigen Ecken um über 60 Prozent in nicht einmal drei Jahren.

Da tröstete mich wenig, dass auch vermeintliche Experten nicht so recht wussten, wie sie den Immobilienboom erklären sollten. Als möglichen Grund führen sie fast immer die Inflationsangst der Deutschen an. Dabei ist die Teuerungsrate zuletzt stetig gesunken; einige Ökonomen warnen sogar vor einer Deflation, also sinkenden Preisen.

Schon klar, die Zinsen sind niedrig und die Kredite billig, für Bundesanleihen gibt es nicht mal mehr zwei Prozent. Vielleicht kann sich auch deshalb schon jeder vierte Deutsche vorstellen, in Immobilien zu investieren, wie ich in einer Studie lesen musste. Jeder dritte Berufstätige, der seine Altersvorsorge aufbessern möchte, plant angeblich wie wir den Bau oder Kauf eines Eigenheims.

In Zeiten der europäischen Schuldenkrise sind wir offensichtlich nicht die Einzigen, die ihr Geld in Beton anlegen wollen. Von mir aus sollen sie, sollen sie doch München Schwabing, Hamburg Eimsbüttel und den Berliner Prenzlauer Berg gentrifizieren, aber nicht ausgerechnet auch noch Düsseldorf.

Wer vom Eigenheim träumt, steckt heute wie damals im selben Dilemma wie wir: Soll man noch kaufen? Steigen die Preise weiter, oder ist der Markt schon verdorben? Also doch lieber weiter zur Miete wohnen - zähneknirschend, dafür aber ohne großes finanzielles Risiko?

Das Haus war eher ein Fall für die RTL-Show "Einsatz in vier Wänden"

Ich wollte schon vor zwei Jahren das Handtuch werfen. Je mehr ich über Immobilien und die damit verbundenen Risiken las, desto eher wollte ich weiter mieten statt unweigerlich zum Sklaven unseres Hauses werden, der sich die Zinsen ein Leben lang vom Mund absparen müsse. Die Zwangsversteigerung immer vor Augen, nörgelte ich daheim, dass nur diejenigen behaupten, Immobilien seien sicher, die mit Immobilienanlagen Geld verdienen. Viele Anleger, die Angst vor Inflation oder davor haben, dass der Staat zur Bankenrettung ihr Sparguthaben dezimiert, sollen das glauben. Aber wovor sollen Immobilien bitte schön sicher sein? Vor dem Staat? Der kassiert doch beim Kauf erst Grunderwerbsteuer - bis zu fünf Prozent! Und anschließend jedes Jahr auch noch Grundsteuer.


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