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Terroranschläge von Fulani-Islamisten international kaum beachtet

Philippe Semanaz / Follow Herd in the dust / flickr

Wien (APA) - Nigeria ist eines der am meisten von Terrorismus betroffenen Länder der Welt. Doch während Anschläge der bekannten Islamistenmiliz Boko Haram internationale Aufmerksamkeit erhalten, bleiben jene der Fulani-Hirten oft ununtersucht, warnte die Rechtsexpertin Ewelina Ochab am Samstag bei einer Konferenz in Wien. Kein einziger Fall werde aktuell vom Internationale Strafgerichtshof (IStGH) untersucht.


Dabei sind die islamistischen Hirten der Fulani-Volksgruppe - halbnomadisch lebenden Viehzüchter - laut dem Globalen Terrorismus-Index (GTI) die viertgefährlichste Terrorgruppe der Welt, direkt hinter Boko Haram. Während letztere vor allem im Nordosten Nigerias Anschläge verübt, ist Fulani im Zentrum des Landes aktiv.


Ziel sind in beiden Fällen zum überwiegenden Großteil Christen, die mit 89 Millionen nach Angaben von Ochab beinahe die Hälfte der Einwohner Nigerias stellen. Im März töteten Fulani-Hirten etwa 95 Menschen bei einem Angriff auf ein Dorf in Zentralnigeria. International untersucht würden die Vorfälle jedoch nicht, so die Mitarbeiterin der christlichen Organisation „Alliance Defending Freedom" (ADF): „Unsere Analysen zeigen, dass die Verbrechen unter die Judikatur des Internationalen Strafgerichtshof fallen." Jedoch würden aktuell „sechs Fälle gegen Boko Haram untersucht, aber noch kein Fall gegen die Fulani Hirten".


Nigeria ist laut GTI weltweit das am drittstärksten von Terrorismus betroffene Land. Demnach endeten 4.940 von insgesamt 9.134 Terrorangriffen im Jahr 2015 tödlich. Zwar ging die Gesamtanzahl der Attacken im Jahresvergleich um 34 Prozent zurück, der GTI erklärt dies jedoch vor allem mit einem Verdrängungseffekt in die Nachbarländer Kamerun, Chad und Niger, wo die Anzahl der Anschläge durch Boko Haram um 163 Prozent stieg.


Ewelina Ochab sprach im Rahmen der Konferenz „Bedrängte Christen in Europa und weltweit", die vom „Dokumentationsarchiv der Intoleranz gegen Christen" veranstaltet wurde.

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