Ich beginne immer mit einem Bild, einem Gefühl oder auch einem einzigen Satz, den ich nicht mehr aus meinem Kopf bekomme. Bei "Die Rückkehr" war das der Moment, als ich mit meiner Frau und meiner Mutter in Kairo am Flughafen saß und auf den Flug nach Libyen wartete. Einerseits wollte ich nach Libyen fliegen, um meinen Vater zu suchen und dann auch wieder nicht. Diesen Moment wollte ich beschreiben.
Ich musste an den italienischen Holocaust-Überlebenden Primo Levi denken, denn auch bei ihm gibt es diesen Versuch zu verstehen, was drohte ihn zu vernichten. Ich habe die Ereignisse um meinen Vater so empfunden, als sollten sie meine Fähigkeit zur Neugier zerstören. Ich habe versucht, sie auf eine Art und Weise zu reflektieren, die genau das Gegenteil der repressiven Akte darstellen soll, denen er zum Opfer gefallen ist.
Mein Vater und ich hatten eine sehr robuste Beziehung, wir konnten streiten. Ich war immer sehr auf Unabhängigkeit aus und das hat er stets unterstützt, auch wenn er mit dem Ergebnis nicht immer einverstanden war. Er ist genau dann verschwunden, als es Zeit für die Ablösung war und das machte es besonders schwierig für mich.
Hisham Matar: "Die Rückkehr: Auf der Suche nach meinem verlorenen Vater", übersetzt von Werner-Löcher-Lawrence, Luchterhand Literaturverlag, 288 Seiten, ISBN: 3641194407