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Reportage spécial

Der Bandoneonist - Daniele di Bonaventura

Daniele di Bonaventura komponiert, arrangiert, spielt Klavier, vor allem aber spielt er Bandoneon. Vom Solo-Konzert bis zum Orchester-Projekt hat er damit in den letzten Jahren schon sehr unterschiedliche Musik auf die Bühne gebracht. Meist ist er in Duos oder kleinen Ensembles anzutreffen. Anfang des Jahres stellte er mit Giovanni Ceccarelli ein brasilianisches Band-Repertoire vor. Im April folgte eine moderne Interpretation alter liturgischer Gesänge aus Italien, mit Trompeter Paolo Fresu, Vokalisten und Streichern.


Christina M. Bauer


Urwüchsig, rauh, dabei vielschichtig und melodisch: Das Bandoneon ist charakteristisch für lateinamerikanische Musik. In Italien taucht es in den letzten Jahren in der Taverne ebenso auf wie im Konzertsaal oder im Jazzclub. Es hat dort allerdings eine weit jüngere Tradition als das Akkordeon. Daniele di Bonaventura aus Fermo in der ostitalienischen Region Marche hat sich ganz bewusst fürs Bandoneon entschieden. Von unterwegs gibt er Mitte April für das akkordeon magazin Einblicke in seine Musik. Der 53-jährige ist nach einem Konzert in der Metropole Rom auf dem Rückweg in seine ländlichere Heimatregion, wo er mit seiner Familie lebt. Zum Studieren ging er zeitweise in größere Städte, für Auftritte reiste er oft ins Ausland, seine Lebensumgebung blieb jedoch fast durchgängig Marche. Als di Bonaventura vor etwa fünfundzwanzig Jahren anfing, Bandoneon zu spielen, war dieses Instrument in Italien noch relativ selten zu hören. Der sehr viel mehr mit dem Land verknüpfte Akkordeon-Klang ging dem Musiker nie so richtig ins Ohr. Er versuchte sich daran einige Monate, entschied sich dann aber anders. Das Bandoneon ermöglicht ihm, wie er sagt, nicht nur eine größere Dynamik beim Spielen. In dem Sound hört er zugleich liturgische Elemente. Nah an der Stimme, so beschreibt der Künstler seine Wahrnehmung. Für seine Musik, die nicht selten ebenfalls sakrale Komponenten beinhaltet, eignet sich das. Vom Start weg spielte er das traditionelle, diatonische Bandoneon. Chromatische Modelle, wie sie mancherorts in Annäherung an das Akkordeon gebaut werden, probierte er nie. Über Jahrzehnte lotete er die Feinheiten des Instruments aus, und konnte damit zwischenzeitlich so manchen Erfolg feiern. Zu seinen Auszeichnungen zählen, neben anderen, der Preis der deutschen Schallplattenkritik und der Grand Prix du Disque der französischen Académie Charles Cros.


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