Magdalena erlebt einen Albtraum im Wachzustand – eine Art Höllentrip. Sie glaubt zu sterben, ruft Hilfe und wird ins Krankenhaus gebracht. Ärzte können ihr nicht helfen, auch Psychiater nicht. Danach verändert sich sogar ihre Persönlichkeit. Erst Jahre später erfährt Magdalena, was der Auslöser dafür war und fühlt sich wahnsinnig erleichtert.
Anmerkung: Dieser Text ist die Grundlage für einen Radiobeitrag. Der beinhaltet Betonungen und Gefühle, die bei der reinen Lektüre nicht unbedingt rüberkommen. Außerdem weichen die gesprochenen Worte manchmal vom Skript ab. Darum lohnt es sich, auch das Audio zu diesem Text zu hören.
Magdalena: "It was about four years ago. One of my friends invited me for downhill biking trip. It used to be my favorite sport. So I went for four days biking in the forests in Czech Republic."
Magdalena kam also von diesem Kurztrip zurück. Sie war mit einem
Kumpel in Tschechien, Downhill-Biken. Downhill-Biken, das heißt: Mit dem
Fahrrad in einem irren Tempo Berge runterbrettern. Und als sie jetzt
zuhause in Warschau ankommt, tut ihr ganzer Körper weh und sie hat auch
ziemlich viel Sonne abbekommen. Unterwegs hat sie schon Schmerztabletten
genommen und sich Ibu-Creme auf die Beine gerieben, sie ist echt
fertig.
Wenigstens haben die Leute, die in ihrer Wohnung gewohnt haben, als sie unterwegs war, alles ordentlich hinterlassen. Freunde von Freunden, die sie selbst nicht kennt. Irgendwelche Künstler aus Berlin.
Magdalena: "Well the flat was like really sweet and clean. They left gifts for me which was really heartwarming because they left flowers and a notebook. I think from Asia with different stylish paper. And one of the friends who is an artist painted my cats and my flat and the places they had visited in Warsaw."
Auf dem Tisch: Blumen und ein Notizbuch mit feinem Papier, darin
Zeichnungen von ihrer Katze und ein Brief, in dem die Gäste schreiben,
der schönste Ort in Warschau sei ihre Wohnung. Im Kühlschrank: Eine
Tafel Schokolade. Genau das braucht sie jetzt.
Diese netten Gesten befrieden Magdalena ein bisschen. Vor allem der Brief. Denn sie ist stolz auf ihre Wohnung. Ja, weil es ein richtig schöner Altbau ist: weitläufig, mit Holzdielen und riesigen Fenstern. Aber vor allem, weil die Wohnung eine besondere Energie hat und Magdalena als Grafikdesignerin ein Händchen dafür, Eleganz und Gemütlichkeit zu kombinieren. Und ein paar Merkwürdigkeiten unterzubringen: Zum Beispiel so ein Poster, das sie mal geklaut hat, mit einem neon-farbenen Totenkopf drauf, ganz fein gezeichnet. Oder so kleine Skulpturen, die ein bisschen gruselig aussehen.
Magdalena fängt an, Kram zu machen. Aufräumen, waschen, am Computer rumhängen.
Magdalena: "You know. Just a normal day in the house when you do whatever."
Magdalena: "And then I started to feel kind of a weird anxiety. I started to feel that something is happening in my head."
Sie fühlt sich komisch. Als würde ihr Kopf eng werden. Vielleicht hat sie zu viele Schmerzmittel genommen.
Magdalena: "Because I took lots of painkillers, because I had like muscle pain everywhere and also lots of ibuprofen cream on my legs. And then I was also thinking that I have maybe a sunstroke."
Oder ein Sonnenstich abbekommen.
Magdalena: "You know it was like Dijon mustard in my head."
Magdalena sagt, dieses komische Gefühl war irgendwie, als hätte sie etwas Dickflüssiges im Gehirn. Was Gelbes. Wie Senf.
Magdalena:
"So I was feeling physically really bad and it was exactly connected to
the stress I was feeling – like anxiety and fear.“
Sie fühlt sich wirklich schlecht jetzt; und sie hat immer mehr das Gefühl, dass etwas Schlimmes passiert mit ihr. Sie geht immer wieder ins Bad. Macht sich die Haare nass und legt sich aufs Bett vor den Ventilator. Kopf kühlen, Embryo-Haltung.
Magdalena: "There was a particular position that I was lying. I had to crawl into a ball on my knees so my head was almost like hidden in my in my chest. I just kept looking for like human contact, for hold."
Sie ruft verschiedene Leute an: ihren Freund, zwei Freundinnen. Die verstehen alle nicht, was ihr Problem ist. Halt ein Sonnenstich. Oder zu viele Schmerzmittel. Sagt sie ja selbst.
Sie kann auch nicht erklären, was ihr Problem ist. Schon gar nicht
den Gedanken aussprechen, den sie nicht mal denken will:
Nervenzusammenbruch.
Magdalena: "This is what I was ashamed of... I was not telling anyone that I – for example when I was passing the room that I don't use in my house, that always little bit scares me – that I have really strong visions of huge spiders attacking me from this room."
Da ist dieser Raum in ihrer Wohnung, den sie nicht nutzt und vor dem sie sich ein bisschen gruselt. Ihre Großmutter hatte darin einen Schlaganfall. Und normalerweise verdrängt sie das – jetzt kommen aus dem Raum riesige schwarze Spinnen und die greifen sie an. Und dann quellen die Spinnen im nächsten Moment aus ihrem Mund.
Sie weiß, dass das nicht echt ist, dass das nur vor ihrem inneren
Auge passiert. Das weiß sie auch deswegen so genau, weil sich vor ihre
richtigen Augen ein weißer Schleier gelegt hat. Als würde sie ihre
Umgebung nur noch durch eine Milchglasscheibe sehen. Vielleicht ist sie
gerade dabei zu erblinden? Schaltet sich ihr Nervensystem gerade ab?
Magdalena: "I started to feel so weak. I was feeling that I was dying. I wanted someone to stop it."