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Hätte gerne einen Velofahrer gespielt

In seinem Buch "Das Recht auf Memoiren" schildert der Schweizer Schauspieler Max Rüdlinger, wie ihn die Midlife-Crisis, eine Trennung und Job-Sorgen zum Velofahren gebracht haben. 


Von Bruno Angeli


Aus der Rennfahrerkarriere wurde nichts, denn eine Sportlerkarriere liess sich damals schlecht mit den Idealen der 68er Bewegung vereinbaren. Max Rüdlinger, Jahrgang 1949, ein Mann, der die Bewegung braucht, wurde stattdessen Schauspieler. Er wurde und wird noch heute vor allem für Rollen als unsympathischer Zeitgenosse besetzt, was mit ihm persönlich nichts zu tun hat. Rüdlinger würde oft lieber einen Komiker oder einen Velorennfahrer spielen. In Rüdlingers Laufbahn mischte sich aber auch der "grösste Regisseur", das Leben, ein und spielte ihm Streiche. Mit vierzig Jahren traf ihn der "Blues" besonders hart: "An einem Punkt hatte ich mir gesagt, jetzt reicht es mit der Niedergeschlagenheit, jetzt muss ich mir was Gutes tun. Und ich fragte mich ernsthaft, was das denn sein könnte. Meine Antwort: eine Velotour!" So schildert Rüdlinger in seinem Buch den entscheidenden Impuls, sich auf ein Unternehmen einzulassen, das es in sich hatte. Er kaufte sich ein Bruce-Gordon-Velo und setzte sich das Nordkap zum Ziel. Um dem Ganzen einen Anstrich von Seriosität zu geben und sich zugleich selbst in die Pflicht zu nehmen, bot er der Berner Tageszeitung "Der Bund" an, seine Reiseeindrücke aufzuschreiben. In seinen Memoiren kommt Rüdlinger auch auf diese Reise-Eindrücke zurück - ohne romantische Verklärung. 


Potenzieller Velo-Rowdy


Das Unternehmen Bern-Nordkap und die spätere Radreise von Kalifornien nach Costa Rica bezeichnet Rüdlinger selbst als "manisch-depressive Veranstaltungen". "Ein Mensch, der in Balance ist, der fährt nicht drei Monate Velo, und dies erst noch alleine." Dennoch war es wohl das Richtige zu jenem Zeitpunkt. "Es war eine Erleichterung, den ‹Schmetter› nicht überall zu haben, sondern nur in den Beinen." Im Alltag zurück, ist es Max Rüdlinger ein Gräuel, mit dem Velo in die Stadt zu fahren. Als ungeduldiger Mensch liefe er Gefahr, dem Velo-Rowdytum zu verfallen, gibt er zu. Ampeln sind nicht sein Ding: "Als Velofahrer muss man sich den Autofahrer-Regeln unterordnen" - den gleichen Regeln, die für platzfressende Autos entwickelt wurden. Rüdlinger unternimmt aber weiterhin "Erfahrungs-Reisen" mit seinem Velo. Sein Bewegungsradius bleibt nun aber überschaubar.


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