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Der FC Basel in Indien - ein kühnes Vorhaben

Der FC Basel drängt in den indischen Fussballmarkt und beteiligt sich am Klub Chennai City FC. Das Engagement ist nur auf den ersten Blick eine Überraschung.

Es ist ein Deal, der für Irritation und Staunen sorgt. Der FC Basel beteiligt sich zu 26 Prozent am Fussballklub Chennai City FC. Als erster europäischer Verein engagiert er sich offiziell in einem indischen Klub. Was in den vergangenen Tagen durchgedrungen war, bestätigten die Klubs an einer gemeinsamen Medienkonferenz am Mittwoch in Delhi.

Der FC Basel organisiert die "strategische Partnerschaft" über seine Holding AG. Es geht um die gemeinsame Förderung von Nachwuchsspielern, den Bau von Ausbildungszentren in Indien, um die Organisation des Scouting. Der FCB stellt Erfahrung und Wissen zur Verfügung, im Gegenzug profitiert er von Erlösen des Chennai City FC. Massimo Ceccaroni, Klublegende und Nachwuchschef im FCB, ist Hauptverantwortlicher des Projekts.

Am Montag hatte "The Fan Garage" berichtet, der FC Basel werde eine kontrollierende Mehrheit am Chennai FC erwerben. Das indische Fan-Magazin schrieb von einem "game changer" für die indische Fussballliga I-League. "Mit Investitionen von rund 15 Millionen Euro kann der Chennai FC die Investitionen in die Infrastruktur verdoppeln und ein eigenes Stadion bauen", hiess es im Artikel.

Eine gewisse Enttäuschung

Die "Times of India" zitierte einen Vertreter des Chennai City FC mit den Worten: "Es ist noch nie vorgekommen, dass ein indischer Klub Anteile an einen europäischen Klub verkauft. Es fühlt sich grossartig an, dass ein so grosser Klub unsere Arbeit anerkennt." Die Zeitung nannte gar eine Investitionssumme von 20 bis 25 Millionen Euro. An der Pressekonferenz jedoch blieb die Höhe der Investitionen des FC Basel ungenannt, was in Indien mit einer gewissen Enttäuschung aufgenommen wurde.

"Wie erwartet ist die angebliche Übernahme nur wieder eine der PR-Aktionen, mit denen indische Klubs versuchen, ihren Marktwert zu steigern", schrieb der berühmte Fussball-Blogger Vinod Ramnath. Ramnath macht sich darüber lustig, dass der Chennai City FC in der Presseerklärung des FC Basel als "indischer Traditionsverein" bezeichnet wird. Der Klub bestehe erst seit 2016, schrieb Ramnath - und die Basler hätten angeblich übersehen, dass der Verein trotz seinem Namen gar nicht in der Stadt Chennai beheimatet sei, dem früheren Madras, sondern in Coimbatore.

In der Tat hiess der Verein ursprünglich Nethaji Sports Club; er wurde 1946 gegründet. 2016 wurde er vom derzeitigen Präsidenten und Mehrheitseigner Rohit Ramesh und dem Geschäftsmann Krishnakumar Raghavan übernommen und aus Marketinggründen umbenannt. Durch die Zusammenarbeit mit dem 20-fachen Schweizer Meister erhofft sich das Management-Duo "einen Beitrag zur Weiterentwicklung des indischen Fussballs".

Nach wie vor ein Cricket-Land

Der Fussball in Indien leidet nicht nur darunter, dass die ehemalige britische Kolonie nach wie vor ein Cricket-Land ist. Auch der einheimische Sport Kabaddi verfügt über eine Profiliga und hat mehr Anhänger als der Fussball, vor allem unter jungen Leuten. Zudem existieren in Indien zwei Fussball-Profiligen, die sich konkurrieren: die I-League, in der Chennai Tabellenzweiter ist, und die Indian Super League.

Der Weltfussballverband Fifa und die Asian Football Confederation drängen seit einiger Zeit auf einen Zusammenschluss der Ligen. Die All India Football Federation weigert sich aus unbekannten Gründen. Den indischen Klubs droht nach einem Bericht der "Hindustan Times" nun ein Bann auf internationaler Ebene.

Der FC Basel begibt sich in fremde Gefilde, in einen unbekannten Markt. Und doch mutet das Engagement auch logisch an. Der Präsident Bernhard Burgener hat als Geschäftsmann immer mit besonderen Ideen überrascht. Er engagierte sich in einem Steinbruch in Südtirol, aus dessen Marmor später die U-Bahn-Station am Ground Zero in New York gebaut wurde. Er lancierte erfolgreich eine Box-Serie in den USA. Er investierte in deutsche Film- und Medienunternehmungen, obwohl niemand an ihn glaubte - und hatte Erfolg. Burgener besitzt ein ausgeprägtes Gespür für Deals. Und doch ist das Indiengeschäft heikel.

Burgener war es, der dem FCB vor anderthalb Jahren das Konzept "Für immer Rot-Blau" aufdrückte. Er wollte mehr Basler im Klub haben, wollte auf junge, einheimische Spieler setzen. Die Förderung von indischen Nachwuchsspielern ist auf den ersten Blick ein Widerspruch und sorgte bereits bei vielen Fans für Unmut. Am Freitag will sich der Klub in einer Medienkonferenz erklären.

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