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Mit Tigern ins Rheintal blicken

Peter Schweikhard macht auch in Würsten Foto: Bardo Faust

INGELHEIM. Die Suche nach dem Alleinstellungsmerkmal ist für Firmengründer oft nicht einfach: Was habe ich, was andere nicht bieten? Monika Habel und Peter Schweikhard, die vor 25 Jahren das Bergrestaurant Waldeck oberhalb von Ingelheim übernahmen, haben damit kein Problem. Tiger im Gehege, Blick aufs Rheintal und selbst hergestelltes Fleisch im Kochtopf sind gleich mehrere Gründe für die Gäste, dem Bergrestaurant einen Besuch abzustatten.

Die 25 Jahre, die der 68-jährige Schweikhard und seine Lebensgefährtin nun das Restaurant betreiben, werden in diesem Jahr kräftig gefeiert. Zunächst am 24. Mai mit einer Party für die mittlerweile sieben Tiger. „Die Tiger sind als erstes umgezogen", erinnert sich Monika Habel. Zuvor lebten Schweikhards anfangs noch zwei Raubkatzen im nahen Örtchen Heidesheim, wo der Metzger eine eigene Metzgerei betrieb. Die Raubkatzen waren sein Hobby, er zog sie für einen Tierpark in der Region groß. „Als der dann insolvent war, waren die Katzen noch da."

Das Bergrestaurant kam da wie gerufen. Es bot Platz genug für die groß gewordenen Tiere. Und irgendwann waren auch die Genehmigungen alle vorhanden. Was noch dauerte, war die Eröffnung des Restaurants. Nach dem Kauf des damals zehn Jahre alten Gebäudes von der Stadt Ingelheim rückten zunächst die Handwerker an: „Wir mussten vier Monate renovieren", erinnert sich Habel. Das Jubiläum für das Restaurant wird demnach erst im Spätsommer steigen, Termin und Ablauf stehen noch nicht fest. Dafür aber für das Tigerfest: Ab 14 Uhr lädt der Verein Tiger-Garten, der seit einigen Jahren die Pflege der Tiere organisiert, zur Feier mit indischen Gerichten, „um den Bezug zur Heimat der Tiere herzustellen". Aber auch sonst kann man Shirkan, Kashmir oder Sultan während der Öffnungszeiten des Restaurants einen Besuch abstatten. Zudem bieten Schweikhard und der Verein Führungen durchs Gehege an.

Die Arbeitsteilung im Restaurantbetrieb ist klar: Peter Schweikhard kümmert sich hauptsächlich darum, dass die Küche genügend Fleisch und Wurst hat. „Wir bekommen die Tiere noch komplett geliefert", sagt Monika Habel. Der Metzger lässt grüßen und macht mal eben 500 Bratwürste für das große Wander- Event vor der Haustür. Oder haut die Rumpsteaks aus der Rinderhälfte. „Wir machen alles selbst", sagt die 55-jährige gelernte medizinisch-technische Assistentin, die schon immer die Küche leitet, seit zehn Jahren aber als Küchenmeisterin.

Die weitestgehend eigene Herstellung der Speisen ist ihr Markenzeichen. Eines, mit dem sie sich voll im Trend sieht: „Wir wissen immer, was in unseren Speisen drin ist." Ein Plus etwa für Allergiker. Auf Tüten-Suppen und andere Convenienve-Produkte werde verzichtet. „Die Frische ist mein bestes Gewürz", sagt Habel. Auch wenn dies die Gewinnspanne schmälere: „Es hat jeder seine Prinzipien, wäre ja schlimm, wenn alle gleich wären." Oft genug rauben die Prinzipien aber auch die Nachtruhe, wenn der Köchin im Bett die besten Rezepte einfallen. Und: „Kuchen backe ich sowieso am besten nachts. Da habe ich Ruhe", sagt Habel. Im Monat braucht sie etwa 1600 Stück.

4500 Quadratmeter hat das Gelände des Bergrestaurants Waldeck, das innen Platz für 140 Gäste bietet, im Wintergarten für 35 und draußen für 40. Dazu gibt es ein kleines Hotel mit sieben Zimmern. Im November ist Pause, im Dezember und Januar nur am Wochenende auf, und im Februar wieder Pause. Richtig rund geht es in den Sommermonaten, wenn es Wanderer und ganze Busladungen in das beliebte Naherholungsgebiet zieht. Schließlich ist hier Startpunkt für einige Wanderwege. Und neben Tigern und frischer bodenständiger Küche lockt ja auch noch der atemberaubende Ausblick aufs Rheintal. Am besten ist der vom 31 Meter hohen Bismarckturm. Noch ein Merkmal, das nicht jeder hat.

Bardo Faust


aus: AHGZ Nr. 21/2014 vom 24.05.2014


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