Den Weg vom Schenckendorffplatz in die Kabine trat Salomon Kalou am Mittwochmittag (08.05.19) erst etwa eine halbe Stunde später an als der Rest der Mannschaft. Aufgrund leichter muskulärer Probleme hatte der Ivorer - wie schon am Dienstag - eine gut einstündige, individuelle Einheit mit Athletikcoach Hendrik Vieth absolviert; gemeinsam mit Maximilian Mittelstädt, den ähnliche Beschwerden plagen. Ein gutgelaunter Kalou sorgte allerdings schnell für Entwarnung: "Ich werde am Wochenende zur Verfügung stehen! Am Donnerstag werde ich auch schon wieder zurück bei der Mannschaft sein", so Herthas Nummer 8. "Dank meiner Erfahrung weiß ich mittlerweile, wann ich meinen Körper pushen muss - und wann nicht. Um im Spiel einen Unterschied machen zu können, muss ich frisch sein. Das ist der Grund dafür, dass ich kurze Trainingspausen einlege, wann immer ich etwas spüre." Mit herthabsc.de sprach Kalou über seine Vorliebe für Underdogs, blau-weiße Legenden und das Auswärtsspiel in Augsburg am Samstag (11.05.19, 15:30 Uhr).
Salomon, hast du das Halbfinalrückspiel zwischen Liverpool und Barça in der Champions League geguckt?
Ja, mein Team hat leider verloren. Ich bin 'Team Messi' - schon immer! Egal, ob er für Argentinien oder für Barcelona spielt.
Wem drückst du nun die Daumen? Liverpool und Tottenham sind große Rivalen deines Ex-Vereins Chelsea. Ajax ist der Erzfeind deines ehemaligen Clubs Feyenoord Rotterdam.
(Lacht) Deswegen war ich ja auch für Barcelona! Das ist jetzt wirklich schwierig. Auf jeden Fall bin ich nicht für Ajax - wegen der Rivalität mit Feyenoord. Mit Serge Aurier spielt einer meiner Landsmänner für Tottenham - also drücke ich nun Tottenham die Daumen. Ich denke aber schon, dass das Abschneiden von Ajax sehr gut für den niederländischen Fußball ist. Normalerweise kommen nur die großen Vereine mit großen Budgets ins Finale. Umso schöner ist es, dass Ajax im Halbfinale steht und gute Chancen hat, ins Finale einzuziehen. Grundsätzlich bin ich auch immer für die Underdogs! Die Dynamik dieses Wettbewerbs kann sich nur verändern, wenn auch mal kleinere Teams gewinnen.
Zurück zu Hertha, zurück zum Alltag: Weißt du, was du mit den Herren Michael Preetz, Erich 'Ete' Beer, Lorenz Horr, Marcelinho und Marko Pantelić gemeinsam hast?
Ich denke mal, dass alle von denen zu den Top-10-Torschützen in der Geschichte von Hertha gehören.
Genau. Nur Preetz (84 Tore), Beer (83), Horr (75) und Marcelinho (65) haben mehr Bundesliga-Treffer für die 'Alte Dame' erzielt als du. Gegen Stuttgart hast du nämlich dein 45. Liga-Tor gemacht - und stehst nun auf einer Stufe mit Pantelić.
Das wusste ich nicht! Ich mag Marko Pantelić! Er war echt ein guter Stürmer, hat am Anfang seiner Karriere sogar für Paris Saint-Germain gespielt. Es ist eine Ehre für mich, genauso viele Tore für Hertha geschossen zu haben wie er.
Vedad Ibišević hat dich jüngst als 'Grandpa' getauft. Wie viele Tore hat 'Grandpa Kalou' noch im Tank?
(Lacht) Natürlich hoffe ich, noch einige weitere Tore zu schießen. Solange der 'Grandpa' noch trifft, heißt das auf jeden Fall, dass er sich gut um seinen Körper gekümmert hat.
Das scheint dir nach wie vor gut zu gelingen. In deinen fünf Saisons bei Hertha hast du insgesamt gerade mal sieben Bundesliga-Spiele aufgrund einer Verletzung verpasst. Wir wissen alle, dass du gerne gut isst. Aber was bitteschön muss man essen, um auch mit 33 Jahren noch so fit zu sein wie du es bist?
Es kommt darauf an, viele Meeresfrüchte zu essen, viel Wasser zu trinken und viel zu schlafen. Gut essen, gut aussehen! (schmunzelt)
Am vorletzten Spieltag der Saison geht es für euch am Wochenende zum FC Augsburg. Du hast gegen den FCA in sieben Partien schon drei Mal genetzt. Nur gegen drei Bundesligisten hast du bislang noch häufiger getroffen: Gegen Mönchengladbach, Dortmund und Hannover je sechs Mal. Aber: In der Bundesliga hat Hertha bis dato gerade mal eines von insgesamt sechs Auswärtsspielen in Augsburg gewonnen. Warum ist der FCA immer so schwer zu knacken?
Augsburg ist ein sehr körperliches Team. Sie müssen jede Saison darum kämpfen, in der Liga zu bleiben. Deswegen geben sie vor allem in ihren Heimspielen immer 200 Prozent. Das macht die Auswärtsspiele in Augsburg jedes Mal sehr schwer. Wir haben zuletzt nicht oft in Augsburg gewonnen. Ich glaube aber daran, dass wir am Samstag ein gutes Spiel zeigen und dort gewinnen werden! In unseren zurückliegenden drei Spielen sind wir wieder viel besser aufgetreten. Wir haben wieder mehr Selbstvertrauen.
Unter Cheftrainer Pál Dárdai stehen für euch nur noch zwei Spiele auf dem Programm. Du hast 2014, damals noch unter Jos Luhukay, für den Hauptstadtclub debütiert. Die viereinhalbjährige 'Ära Dárdai' hast du anschließend komplett miterlebt. Woran wirst du dich immer erinnern, wenn du später an diese Zeit zurückdenken wirst?
Wir haben zusammen viele tolle Momente erlebt! Zum Beispiel den Einzug ins Pokal-Halbfinale 2016. Das war ein denkwürdiges Spiel. Zu der Zeit waren wir gerade noch dabei, unser Team aufzubauen. Es ist zu schade, dass wir es nicht bis ins Finale im eigenen Stadion geschafft haben. Generell hat Pál eine ganz neue Dynamik in das Team gebracht. Er hat vielen jungen Spielern eine Chance gegeben. Das muss man ihm hoch anrechnen. Pál hat großen Anteil daran, dass Spieler aus der Akademie - wie Jordan, Maxi oder Arne - nun ein wichtiger Teil unserer Mannschaft sind.