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Mit Vokabeln Brücken bauen

Peter Gauweiler (CDU/CSU) wünscht sich, dass im Fernsehen weniger auf Englisch gesungen wird.

Herr Gauweiler, sprechen Sie eigentlich Französisch? Wenn ja: Können Sie sich noch an ihre erste Stunde Französischunterricht erinnern? Warum haben Sie damals begonnen, diese Sprache zu lernen?

Un tout petit peu. Das mit der französischen Sprache ist wie mit meiner Frau: Ich liebe sie, aber ich beherrsche sie nicht. In meiner Schulzeit am humanistischen Ludwigsgymnasium in München, habe ich Französisch als Wahlfach belegt. Dieses Angebot entsprach den Bemühungen der Politik unter dem damaligen französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer, das feine Band der Freundschaft zwischen den ehemaligen Erzrivalen wieder fester zu knüpfen. Ich erinnere mich gern an meine Französischlehrerin Frau Studienrätin Emmy Sturm, die uns dazu gebracht, das hohe Lied unserer Nachbarn auswendig zu lernen: "Buam, da habt's was fürs Leben!" Und da hatte sie vollkommen Recht.


Wie kann man junge Menschen aus dem Ausland für die deutsche Sprache und Kultur begeistern?

Die deutsche Sprache ist zwar im Gegensatz zum Englischen oder den romanischen Sprachen ein wenig komplizierter und vielleicht vom Klang eher hart, aber es gibt typische Schrulligkeiten oder Eigenheiten - gerade in den verschiedenen Dialekten, die es sehr reizvoll machen, die deutsche Sprache zu erlernen. Diese Vielfalt zu entdecken ist gerade für junge Menschen sehr interessant.

Und noch etwas: Je mehr sich das europaweit gesprochene Englisch von der Sprache Shakespeares entfernt, umso mehr wird das gesprochene und geschriebene Deutsch zu einer besseren Chance, sich differenziert und intelligent auszudrücken. Ich würde mir auch wünschen, dass in den Superstar-Sendungen im Fernsehen nicht hauptsächlich Englisch gesungen wird.


Der Unterausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik will den Deutsch-Unterricht in Frankreich ausbauen und stärken. Was genau soll sich dabei alles ändern?

Das Bündnis zwischen Frankreich und Deutschland wurde durch de Gaulle und Adenauer mit einem Programm begründet, das einen kulturellen und sprachlichen Austausch der Nationen vorangetrieben hat. Dadurch ist wieder eine größere Vertrautheit und Freundschaft zwischen den beiden Nationen entstanden. Diese Grundidee ist in den letzten Jahren geradezu sträflich vernachlässigt worden, indem nun Englisch und Spanisch das Deutsche in Frankreich und das Französische bei uns, aufgrund eines globaleren Renommees dieser Sprachen, verdrängt haben. Diese Tendenz gilt es entgegenzutreten und für den Deutschunterricht in Frankreich zu werben, um diese Tradition wieder aufleben zu lassen.


Wieso ist der Deutschunterricht in Frankreich so wichtig für die deutsch-französischen Beziehungen?

Vor allem über fundierte Sprachkenntnisse lassen sich zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen. Derzeit setzt sich die Koalition in enger Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen sowie der Deutschen Welle intensiv dafür ein, dass das Interesse am Erlernen von Deutsch im Ausland wieder zunimmt. Wir müssen weiter im Dialog bleiben und zwar nicht nur auf diplomatischer Ebene, sondern auch über den deutsch-französischen Schüleraustausch, um junge Menschen aus Frankreich und Deutschland zusammenzubringen. Der Deutschunterricht erfüllt da eine wichtige Brückenfunktion.

Was raten Sie jungen Menschen in Frankreich und Deutschland, die zwischen Grammatikbüchern und Verbtabellen mit der Sprache des Nachbarlandes kämpfen?

Mein Rat: Fahren Sie selbst nach Frankreich oder nach Deutschland. Genießen Sie das Land, die Menschen, das Essen und die Kultur. Tauchen Sie ein in eine andere Umgebung und seien Sie offen für die Menschen und ihre Lebensart. Wenn man dann zusammensitzt und es herrscht eine gute, offene Atmosphäre mit interessanten Gesprächen, dann entschädigt das für viele Stunden des Vokabeln- und Grammatikpaukens.


Wie wird überhaupt mit Kultur Politik gemacht?

Der Bereich Kultur ist ein Grundbestandteil der Politik. Das Kulturelle gibt vor, wie Politik "herüberkommt" - wie ein Violinschlüssel. Kultur kann Integration befördern, Krisenprävention leisten, Menschenrechtsschutz gewährleisten und den internationalen Dialog voranbringen. Wir sind verantwortlich für die Bewahrung und Weiterführung unserer Kultur. Das ist ein wichtiges Fundament für unser Land und damit ein ernstzunehmendes Feld in der Politik.


Welche Aufgaben erfüllt dabei der Unterausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik?

In die Verantwortung des Unterausschusses für Auswärtige Kultur- Bildungspolitik gehören neben den interkulturellen Beziehungen auch die Kulturmittlerorganisationen, die als Träger der Auswärtigen Kulturpolitik im Auftrag oder mit Förderung des Auswärtigen Amtes tätig sind. Hierzu gehören neben dem Goethe-Institut beispielsweise der Deutsche Akademische Austauschdienst, das Deutsche Auslandsschulwesen und Wissenschaftskooperationen. Der Unterausschuss fungiert hier als Partner und Ratgeber für diese Institutionen.

Hinzu kommen internationale Übereinkommen zum Schutz von Kulturgütern, die nur mit Zustimmung des Bundestages ratifiziert werden können. Ein wichtiger Aufgabenbereich sind außerdem die interkulturellen Beziehungen. Die Vermittlung von Wissen im Rahmen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik ist eine Tätigkeit, die direkt auf die Menschen in anderen Ländern wirkt und das Verständnis für die deutsche Politik und Kultur fördert.

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