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Auf Entdeckertour: Neu in Leipzig

Ein kleiner Einblick in Leipzigs kunterbunte Lebenswelt:

Studio Papaya
Im Glücksrausch
 
Wenn wir an das erste eigene Keramikstudio denken, dann ploppen Bilder von einem schnuckeligen Raum, einer nicht stillstehenden Töpferscheibe und einem bunten Künstlerchaos auf – davon träumten auch Johanna und Verena. Stattdessen sind die zwei jungen Frauen seit September stolze Besitzerinnen einer weiträumigen, lichtdurchfluteten Galerie mit hohen Decken und tollen Gebrauchskeramiken, die sie in liebevoller Teamarbeit vor einer übergroßen Fensterscheibe und laufendem Publikum am Ring-Café drehen, um sie anschließend im Keller des Hauses bei 1.220 Grad spülmaschinenfest zu brennen. Ihre zeitlosen Tonstücke sind schlicht in Form und Farbe, überwiegend in erdige bis pastellfarbene Glasuren getunkt – minimalistisch, funktional und wunderschön! Dass sie nun zentrumsnah töpfern und nicht im wilden Westen, ist wie vieles in ihrem Leben Fügung: zwischen der ersten Töpferscheibe, dem gemeinsamen Kennenlernen und finalen Studio liegen gerade einmal zwei Jahre. Aber das Angebot, die Räumlichkeiten der Keramikgalerie, in der sie zuvor in einem Hinterraum unbeobachtet vor sich hin töpferten, zu übernehmen, konnten sie einfach nicht abschlagen. Seitdem befüllen sie die Regale mit eigenen Tassen und Schüsseln. Der komplette Ideenreichtum lässt sich am besten im Innern bequem von der gemütlichen Couchecke aus bestaunen. Künftig sind hier Aufbau-Workshops in entspannter Atmosphäre, unkompliziert, offen – so wie Johanna und Verena selbst –, geplant. Doch zunächst gilt: ankommen in (Pap)Ayas, so heißt nämlich Johannas kleine Tochter, gastfreundlicher Tonwerkstatt.
Roßplatz 12 | Donnerstag bis Samstag 12-19 Uhr

Pretty Please
Sommer, Sonne, Sellerie

Wir hoffen, ihr sitzt bequem und in Zukunft auf dem großzügigen Freisitz, der gerade auf der Zschocherschen Straße 82 b entsteht. Die Zeit bis zur Fertigstellung und Rückkehr der „Sommer-Sonne-Sellerie“-Sorglosigkeit wollen wir nutzen, um euch die Geschichte zum Lokal hinter der Freisitz-Oase zu erzählen. Dazu müsst ihr unbedingt Carlo Grommisch, Geschäftsführer und eines der vielen Gesichter hinter Pretty Please (das Restaurant mit den zwei Ausrufezeichen), kennenlernen. Manche sind mit Carlos Antlitz vielleicht aus Spizz-Tagen vertraut, wo er 20 Jahre seines Lebens (meist bis in die Morgenstunden) arbeitete. Erst, um neben dem Jura-Studium zu arbeiten, dann, um neben der Arbeit zu studieren. Manch eine:r kennt das Dilemma. 2018 war für Carlo im Spizz Schluss – womit wir im Hier und Jetzt angelangt wären. Naja, fast. Bevor Pretty Please am 1. Oktober 2020 in Plagwitz eröffnet, vergehen zwei weitere Planungs- und Bauphase-Jahre. Zum einen, weil es eben so lange dauert, ein Pretty-Konzept auszuarbeiten und zum anderen, weil Carlo schon auch ein wenig perfektionistisch veranlagt ist, was seine Restaurant-Träume anbelangt. Um sich nicht im eigenen Businesskonstrukt zu verrennen, investiert er ein weiteres Jahr in die Recherche anderer Gastrosysteme. Mit den gesammelten Erfahrungen, Für und Widers der unterschiedlichen Methoden, schleift er final an Pretty Please. Das Ergebnis dieser Reise könnt ihr nun (endlich!) im vollen Glanz, zwischen Pool Garden und Täubchenthal, bestaunen. Denn das Endprodukt ist von der Küche, über die Bar, bis hin zu jedem einzelnen Tisch eine Augenweide. Sowohl die Inneneinrichtung als auch die Tex-Mex-lastige Speisekarte  (voller Burritos, Quesadillas und leckeren Bowls) sind eigens kreierte (Geschmacks-)Kunstwerke, die es so kein zweites Mal in Leipzig zu genießen gibt. Carlo feiert vor allem die St. Ana Chicken Lollipos (geräucherte Hühnerbeine an Tamarinden-Salsa), das Manhattan Beach Pastrami-Sandwich und nicht zu vergessen: das Sweet Cornbread mit (richtig gehört!) Feta-Käse-Topping. Wir hingegen können unsere Blicke nicht von den Tischen mit Spiegelfront und von der Insta-Ecke (@eatprettyplease) im zweiten Geschoss abwenden. Wir sehen die Besucher:innen schon auf der Couch unter der pinken Flamingo-Leuchte posen.
Das Lichtspiel der blauen Fliesen, das im Gastraum Poolfeeling erzeugt und ja, der ganze schöne Rest, den es darüber hinaus zu entdecken gilt, erspäht ihr beim nächsten Plagwitz-Besuch einfach selbst. Wer nicht abwarten kann, nutzt den Online-Lieferdienst oder Mitnehmservice (während des Lockdowns Mi bis So 12-21 Uhr), um die Speisekarte anzutesten. Bestellen könnt ihr ganz einfach über die Homepage über einen Klick in den Online-Shop, der übrigens schon vor Corona wesentlicher Bestandteil des Konzepts war und auch nach der Pandemie bestehen bleibt. Viel Spaß beim Stöbern durch die Gerichteküche beziehungsweise vor-Ort-durch-die-Fensterscheibe-Lunzen – hauptsache pretty, please!
Zschochersche Str. 82 b oder auf eatprettyplease.com | täglich 12-22 Uhr

Extrakt.
Bewusst sein
 
Der erste Kauf von Cannabidiol, kurz CBD, kostet viele, sei es nun in Öl-, Blüten-, oder Kapsel-Form, nach wie vor Überwindung – trotz der nachweislich gesundheitsfördernden Wirkung, welche die natürlichen Bestandteile der Hanfpflanze haben. Dass sich dennoch eine gewisse Zurückhaltung beobachten lässt, hängt nicht zuletzt mit der Unerfahrenheit gegenüber CBD zusammen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Produkten, die sich in Dosierung, Herstellungsverfahren und Wirkung voneinander unterscheiden. Und an dieser Stelle kommen die beiden Leipziger Nathalie und Hendrik beratend ins Spiel. In einladend dschungeliger Atmosphäre möchten sie ihr Wissen rund um einen alternativen Lebensstil weitergeben und aufzeigen, dass CBD nicht „shabby“ ist, sondern nachweislich wie nachhaltig gesund machen kann. Wie genau, lasst euch vor Ort, zum Beispiel anhand der 15 verschiedenen Sorten SANALEO-Blüten, erläutern. Insbesondere Nathalie greift bei der Beratung gerne auf eigene Erfahrungen zurück, die sie auf der Suche nach sich selbst sammelte. Antworten ließen sich nicht nur im CBD finden. In den Regalen können daher auch andere tolle Extrakte wie Yogamatten und -accessoires, leckere Bio-Limonaden und (überwiegend) vegane Proteinprodukte und Nahrungsergänzungsmittel erstöbert werden – im Grunde alles, was Nathalie und Hendrik ganzheitlich selbst konsumieren. Mit ihrer jüngsten Idee, dieses Lebensgefühl auch im Leipziger Osten zu etablieren, haben sie sich ein Stück weit selbst verwirklicht – und das spürt man auch, wenn man den Blick schweifen lässt.
Dresdner Str. 62 | Montag bis Samstag 13-19 Uhr

Forest Park
So frühstückt Amerika  

Seit Ende des verflixten Jahres 2020 kocht, brät und serviert Bettina im Alleingang Liebhaber:innen der ausgiebigen Frühstückskultur internationale Spezialitäten (zum Mitnehmen) am Herd ihres hölzernen Tresens im Forest Park – eure neue grüne Frühstücksadresse im Leipziger Süden, deren Tore bis in die Abendstunden offen stehen. Denn dass es bestimmte Mahlzeiten nur zu gewissen Tageszeiten geben soll, davon hält Bettina nicht so viel. Auf ihrer letzten USA-Reise und in London, wo sie lange Zeit als Köchin arbeitete, lernte sie, dass Frühstück ein sehr dehnbarer Begriff ist. Angetan haben es ihr vor allem die deftigen Speisen wie die gegrillten Käse-Sandwiches mit Chorizo und Feta (oder auch käselos mit gegrillten Pilzen, Möhren, Avocado-Creme und Sesam). Das klassische deutsche Frühstück, bestehend aus Brötchen mit süßen oder herzhaften Aufstrichen, kann da kaum mithalten. Erst recht nicht, wenn zum selbstgemachten Apfelmüsli (karamellisierte Äpfel und Nüsse mit Haferflocken, Joghurt und Karamellsauce) noch heiße Oreo- oder Erdnuss-Schoki serviert wird. Auf süß machen, kann Bettina jedenfalls auch: Wir sagen nur Frenchtoast mit Pekannüssen, Erdnussbutter und Banane. Da läuft einem das Wasser im Munde zusammen (nach Bedarf auch vegan oder glutenfrei) – und zwar ganz unkonventionell zu jeder Tageszeit.
Dagegen hat Ladenhüterin Ellie, die kleine Dackelmischlingshündin, die von der Fensterbank aus das bunte Karli-Treiben im Auge behält, absolut nichts einzuwenden.
Karli 94 | Dienstag bis Freitag 9-18, Samstag & Sonntag 9:30-15:30 Uhr

Feinost
(K)östlich schlemmen

Habt ihr schon den verlockenden Geruch von frisch gebackenen Simits vernommen, der seit Juli bedächtig aus der 9m² kleinen feinOST-Küche auf die Karli zieht? Wir sind dem süßen Duft von Hefeteig gefolgt und haben erfahren, dass die Sesamringe hier zwei Mal täglich frisch aus dem Ofen geholt werden – mhhh! Zum Gebäck empfiehlt sich ein Probierteller, bestückt mit verschiedenen Meze-Sorten, das sind kleine mediterrane Häppchen, die allesamt so verlockend klingen, dass sich die finale Bestellung hinauszögert. Käsesalat, Köfte, Auberginen Joghurt, Taboulé (Bulgur mit Petersilie), Ezme (gehackte Tomaten mit Peperoni) oder doch der klassische Hummus? Während ihr die veganen und vegetarischen Gerichte studiert, läuft Mokka aus der Siebträgermaschine. Die besonders fein gemahlenen Bohnen bezieht Inhaber Mustafa aus dem Werk2 – genauer: von der Cafe Chavalo-Genossenschaft, die fair gehandelten und biologisch angebauten Kaffee aus Nicaragua röstet. Für die schachverliebten Feinostler wurden extra zwei neue Mokka-Sorten kreiert, die es nur hier zu trinken oder kaufen gibt. Zuckerschnuten naschen Walnuss-, Cashew- oder Pistazien-Baklava dazu und genießen, eingehüllt in orientalisches Ambiente, das bunte Karli-Treiben – glaubt uns: hier gibt es so viel zu entdecken, das ein Besuch nicht ausreichen wird. Garantiert beim ersten Aufenthalt werden euch allerdings die Zeichnungen von Andre Martini ins Auge stechen. In Leipzig ist der Künstler schon länger für sein MAKI-Mate-Design bekannt. Für das Café fing er u. a. die Alte Seidenstraße auf 1,50x3Meter große Bilder ein. Studierenden empfehlen wir diese (k)östliche Reise dienstags – hier locken 10% Rabatt auf das gesamte, äußerst leckererererere Angebot!
Karli 66 | Montag bis Freitag 11-23, Sa & So 9-23 Uhr

 

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