Es gibt Lieblingsorte, die sind eine große, wilde Liebe, mit Gänsehaut und großem Grinsen und Gefühlsachterbahn. So wie es der Hafen für mich ist.
Und dann gibt es Lieblingsorte, die sind wie eine gute, alte Freundschaft. Sie lassen es einem ganz warm ums Herz werden, sie erden und erinnern an das, was zählt. Sie sind Orte, an denen man sich immer zuhause fühlt, auch wenn man eine ganze Zeit nicht dort gewesen ist. Das ist in Hamburg die Pony Bar für mich.
Die Pony Bar und ich haben uns durch Zufall kennengelernt, als ich mich an einem meiner ersten Wochenenden in Hamburg beim Joggen hoffnungslos verlaufen hatte. Es war dunkel, nass und meine Komfort-Kilometerzahl längst überschritten, als wie eine Fata Morgana die großen Leuchtbuchstaben des Abatons vor mir auftauchten. Leben! Menschen! Nichts wie hin!
Mein Blick fiel durch die Glasfront in die Bar neben dem Kino - und es mag daran gelegen haben, dass ich völlig erschöpft und durchnässt war - aber für mich war diese Bar in diesem Moment der einladendste Ort der Welt. Durchs Fenster sah ich lauter weinselige Menschen, die sich in abgewetzten Sesseln gegenüber saßen oder am großen Tresen lehnten. Menschen die, egal wie hip, lässig oder versnobt sie außerhalb dieser Bar sein mochten, in dieser Kulisse so wunderbar normal wirkten.
Seit diesem ersten Oktobersonntag habe ich unzählige Nachmittage, Abende und halbe Nächte hier verbracht. Habe beim Cappuccino mit Freundinnen das Date des Vorabends analysiert, laue Sommerabende mit einem Aperol Spritz auf dem Allende-Platz vorbeiziehen lassen, die Wartezeit auf den Film im Abaton mit einem Glas Wein zu viel überbrückt (um dann im Kino einzuschlafen) und im gemütlichen Hinterzimmer wunderbaren Konzerten gelauscht.
Was mich immer wieder an diesen Ort zieht, ist diese warme, unaufgeregte Atmosphäre, in der sich jeder gleich willkommen fühlt. Und die Menschen. Denn das Publikum ist hier zu jeder Tageszeit bunt gemischt. Niemand wird von oben bis unten gemustert, hier geht es nicht um sehen und gesehen werden - hier geht es darum, mit guten Menschen eine gute Zeit zu verbringen.
Die Pony Bar ist einer der wenigen Orte in meinem Hamburg-Kosmos, der sich in den letzten fünf Jahren nicht verändert hat. Die Sessel sind immer noch abgewetzt, der Kuchen ist immer noch selbst gebacken (und selten vegan, gluten- oder zuckerfrei) und das günstigste Glas Wein auf der Karte macht immer noch keine Kopfschmerzen.
Dieser Ort war am Anfang meiner Hamburgzeit eine süße Erinnerung an mein Studentenleben in einer mittelgroßen Stadt. Eine Zeit, in der wir abends lediglich die Uhrzeit verhandelten, niemals aber unser Stammlokal gewechselt hätten. Er war meine Insel des Vertrauten in den ersten Monaten Großstadtdschungel.
Und das ist er immer noch. Auch heute zieht es mich (oft unbewusst) in die Pony Bar, wenn ich mich ein wenig verloren fühle, zwischen den Eimsbütteler Yuppies und den Schanzen-Hipstern. Dann kuschel ich mich mit Freunden und einem Glas Wein auf die abgewetzten Sessel und fühle mich: zuhause.