Oldenburg Brexit als künstlerisches Thema in einem regionalen Atelier: Am vergangenen Wochenende luden rund 40 Künstler der Stadt im Rahmen der Aktion „Offene A(r)teliers" in ihre Werkstätten ein. Darunter war auch die Britin Sarah E. Choi, die ihre Werke als Gast ausstellte. Zusammen mit zwei anderen Künstlern aus der britischen Stadt Kingston upon Thames hatte sie die Chance, ihre Arbeit in Martina van de Gey's Atelier in der Jahnstraße zu präsentieren.
Choi thematisierte in ihren mitgebrachten Werken den EU-Austritt Großbritanniens. „Ich wollte etwas kreieren, um meine Gefühle auszudrücken", so die Künstlerin, die für einen Verbleib in der EU gestimmt hatte. Zwei ihrer Keramik-Skulpturen zeigen somit eine hin- und hergerissene Londoner Skyline in schwarz-weiß.
Während der Aktion am Wochenende war sie von dem Austausch mit den Kunstinteressierten begeistert. „Dieses Problem geht uns alle etwas an", sagt Choi über den im Juni entschiedenen Brexit.
Durch das „Offene A(r)telier"-Projekt des Bunds der Bildenden Künstlerinnen und Künstler (BKK) nutzten zahlreiche Besucher die Gelegenheit, um mit regionalen und britischen Künstlern ins Gespräch zu kommen. Viele machten sich das sonnige Wetter zu eigen und fuhren mit dem Fahrrad von einem Atelier zum nächsten.
Der Austausch mit den insgesamt 16 Künstlern aus Oldenburgs Partnerstadt Kingston upon Thames fand in diesem Jahr zum ersten Mal statt. „Wir versuchen natürlich immer bei den offenen Ateliers eine neue Attraktion zu bieten", so die erste Vorsitzende des BKK, van de Gey, die vor 14 Jahren die Idee zur Aktion hatte.
Dabei kommen die Briten privat bei anderen Kollegen oder deren Nachbarn in Oldenburg unter. „Das macht den Austausch aus", sagt die BKK-Vorsitzende. Die Oldenburger Künstlerin möchte somit den kreativen Gedankenaustausch fördern und den Gästen das Leben in Oldenburg näher bringen. Darüber hinaus profitieren auch die Atelier-Besucher davon und sparen sich den Flug nach Großbritannien: „Wir finden es interessant, dass die Oldenburger mal sehen, was in Kingston gemacht wird, ohne dahin fahren zu müssen."
In den Werkstätten anderer Künstler ging es nicht nur um die fertigen Werke: Die Oldenburgerin Meike Dismer gewährte einen Einblick in ihr Atelier am Pferdemarkt, in dem sie Farbe selbst herstellt. Dabei könnte man auf den ersten Blick denken, dass sie kocht anstatt zu malen, denn Eier und Quark sind beim Mixen ihrer Farben keine Seltenheit.
Dismer hat dieses Jahr zum dritten Mal ihr Atelier für Interessierte geöffnet und genießt es, sich mit anderen über ihre Kunstwerke auszutauschen und mehr von ihrer Arbeit preiszugeben als bei einer normalen Ausstellung. „Ich finde es sehr schön, in ein größeres Projekt eingebunden zu sein."
Am nächsten Wochenende findet die Aktion in der Oldenburger Region statt.