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Reportage

Keine klaren Linien

Ein Schlüssel, eine Adresse, ein Postkasten und die Möglichkeit, zum Arzt zu gehen: Im „neunerhaus“ Hagenmüllergasse leben ehemals Obdachlose, die teils jahrelang ohne all das auskommen mussten. Hier können sie in ihren eigenen vier Wänden zur Ruhe kommen, Kraft tanken und sich mit viel Unterstützung auf ein selbstbestimmtes Leben danach vorbereiten.

Vom Tellerwäscher zum Millionär.
Von der Königin der Herzen zur viel zu jung auf tragische und mysteriöse Weise Verunglückten, die zwei kleine Söhne hinterlässt.
Vom Vizekanzler, der durch die Veröffentlichung eines heimlich gedrehten Videos über Nacht eine Regierung zum Sturz bringt und selbst zum Verstoßenen wird, aber seine künftige Wiederkehr verkündet.


Das sind Geschichten, von denen gesagt wird, es seien „gute“ Geschichten, weil es darin eine große Fallhöhe gibt, wobei der Fall auch ein Aufstieg sein kann wie beim Phönix, der aus der Asche steigt, oder beim kleinen David, der den riesigen Goliath zu Fall bringt. JournalistInnen, SchriftstellerInnen und andere Storyteller wissen das nur zu gut und suchen ein Leben lang nach solchen Geschichten.


Doch manchmal gibt es Geschichten, die sind alles andere als gut. Sie handeln zwar von einem tiefen Sturz oder einer Art Wiedergeburt, aber trotzdem will sie niemand hören. Es geht darin zum Beispiel um Menschen, die ihr Leben nicht auf die Reihe kriegen. Die dreckig und stinkend in der Gosse liegen. Die in eine Sucht abgeglitten, durch eine psychische Krankheit abgestürzt sind oder nie richtig Fuß fassen konnten. Die sich nur schwer und so gar nicht schillernd ein Leben in der Normalität erarbeiten. Kein David. Kein Phönix. Und schon gar kein Millionär.


Unterschiedliche Karrieren

Solche Geschichten gibt es hier in der „Hamü“, wie das „neunerhaus“ Hagenmüllergasse, fünf Gehminuten von der U3-Station Kardinal-Nagl-Platz entfernt, von den BewohnerInnen und jenen, die hier arbeiten, genannt wird. In 73 Wohnungen leben bis zu 79 Menschen. Alle waren obdachlos, bevor sie hierherkamen. Sie haben auf der Straße, unter der Brücke, in Notquartieren, bestenfalls noch bei Familie und Freunden gelebt. Weil sie zum Beispiel delogiert wurden, zu viele Schulden angehäuft oder Süchte entwickelt haben, ihren Job, ihren Lebenspartner bzw. ihre Lebenspartnerin oder durch eine Krankheit den Halt verloren haben. Weil sie es nicht mehr geschafft haben, Termine und Mahnfristen einzuhalten.

Hier geht's zur ganzen Reportage: https://www.arbeit-wirtschaft.at/reportage-keine-klaren-linien/