Wir treffen uns auf der c/o pop in Köln. Das Panel „Power to the women" findet in einem Nebenraum statt. Aber die Botschaft von Desiree Vach aus Berlin (li) und Vanessa Reed aus London ist zentral. Und sie kommt nicht von irgendwem.
von Alexandra Eul
Reed wurde von der BBC zur international dritteinflussreichsten Frau im Musikgeschäft gekürt - nach Beyoncé und Taylor Swift. Elf Jahre war sie Vorstandsvorsitzende der PRS Foundation und hat ganz gezielt talentierte Musikerinnen gefördert. Keychange heißt ihre 2011 gestartete Kampagne, die u. a. ein 50/50 Verhältnis von Frauen auf FestivalBühnen fordert. Vach ist eine der wenigen Frauen in Deutschland, die ein eigenes Label führt: Snowhite Records. Als Vorstandsvorsitzende des Verbands unabhängiger Musikunternehmen (VUT) hat sie das Netzwerk Music Industry Women mitgegründet.
Desiree: Das sehe ich genauso. Bei den Künstlerinnen gibt es ja sogar noch weibliche Vorbilder. Aber auf der Produzenten-Seite - sprich: bei denen, die die tägliche Arbeit verrichten - fehlen weibliche Vorbilder völlig. Junge Frauen, die einsteigen wollen, wissen gar nicht, an wen sie sich wenden sollen.
Desiree: Dabei müssten wir nur mal nach Skandinavien schauen, wo das alles ja schon sehr viel besser funktioniert. Vor allem, was die gezielte finanzielle Förderung von weiblichen Musikern angeht.
Desiree: Die Frauen müssen sich auch trauen, selbstbewusster aufzutreten. Wenn ich bei meinem Label Snowhite ein Vorstellungsgespräch mit einer Frau habe, dann ist diese Bewerberin fast immer überqualifiziert - und macht sich trotzdem total klein. Da fallen sogar Sätze wie: „Ich würde alles tun, um diesen Job zu bekommen. Es ist okay, wenn ihr mich gar nicht bezahlt." Und wenn da ein Mann sitzt, dann fragt er als erstes nach mehr Geld, einer 32-Stunden-Woche und einem schicken Titel für seinen Job.
Vanessa: Im Prinzip haben die Musikindustrie und die Gastronomie da viel gemeinsam. Alles dreht sich um Unterhaltung und Vergnügen. Um Essen und um Trinken, um Musikhören und Tanzen. Geschäft, Spaß und Socialising verschwimmen, Veranstaltungen laufen bis spät in die Nacht. Es herrscht eine informelle, strukturlose Atmosphäre. Es kommt vor, dass eine Musikerin auf einem Festival auf dem gleichen Slot spielt wie ein Musiker - und trotzdem verdient sie dreimal weniger.
Desiree: Ich habe schon den Eindruck, dass wir im „Verband unabhängiger Musikunternehmer" über solche Probleme sprechen. Und trotzdem merke ich, dass sogar wir immer wieder auf die alten Muster reinfallen. Gestern erst habe ich mir die Liste der Teilnehmer unserer nächsten VUT-Diskussionsrunde angesehen - und das waren ausschließlich Männer.
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