Friederike ist jung, erfolgreich, temperamentvoll. Und sie ist Alkoholikerin. Die Diagnose half ihr, den Weltschmerz zu verstehen, der sie ein Leben lang begleitet hatte.
Letztlich geht es darum, ob da etwas ist, irgendetwas, das einen auf dem Boden hält, auf dieser Welt. Eine Idee, an der man sich festklammern kann.
Hält einen nichts, kann es sein, dass man sich allzu gern löst von dem, was man so Realität nennt. Sich abschießt, wegballert, rausbeamt, zuschüttet, volllaufen lässt, über den Durst und noch viel weiter, bloß weg hier. Was das alles soll? Man muss nur genug Alkohol drauf gießen, irgendwann geht auch diese Frage darin unter.
Und dann wacht man wieder auf und die Welt knallt einem mit all ihrem Gewicht entgegen. Rüttelt den schmerzenden Kopf, rührt den flauen Magen, knickt die wackeligen Beine, scheucht die flattrigen Gedanken. Was für eine Scheiße, das alles. Nüchtern betrachtet.
Friederike, 26 Jahre alt, sitzt am Fenstertisch eines Italieners in Berlin, ein früher Winterabend, draußen rauscht die abgedunkelte Stadt vorbei. Sie trinkt Cola light, großes Glas, später wird sie noch eins bestellen. Neben ihr auf dem Stuhl steht ihre Handtasche, die teuer aussieht, genauso wie ihr cremefarbener Wollmantel. Bei der Frau ist alles in Ordnung, denkt man, wenn nicht sogar perfekt, die Frisur natürlich auch, jedes Haar an seinem Platz, Perlenohrringe. Friederike heißt eigentlich anders, Friederike ist Alkoholikerin. Im Februar ist sie zwei Jahre trocken.
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