1 abonnement et 0 abonnés
Article

Mitmischen das Jugendportal des Deutschen Bundestages: Truppe im Wandel

Ist die Bundeswehr demächst überflüssig? Man könnte auf den Gedanken kommen. Denn: "Eine unmittelbare territoriale Bedrohung Mitteleuropas und damit Deutschlands mit konventionellen militärischen Mitteln ist in absehbarer Zukunft angesichts der geografischen Lage Deutschlands im erweiterten europäischen Stabilitätsraum unwahrscheinlich." So steht es im offiziellen Konzeptionspapier des Bundesministeriums der Verteidigung. Dass der Eindruck, die Truppe könne demnächst dichtgemacht werden, aber täuscht, zeigt sich, sobald man einen genaueren Blick auf die vielen Aufgaben der Armee wirft.

Auftraggeber: Das Parlament

Die deutsche Bevölkerung schützen - das ist die oberste Prämisse der Bundeswehr. Als wichtiger Bestandteil diverser Allianzen und Bündnisse, wie etwa des Verteidigungsbündnisses NATO, geht diese Pflicht mitunter über die Grenzen Deutschlands hinaus. Seit geraumer Zeit schon ist die Bundeswehr keine reine Verteidigungsarmee mehr, sondern übernimmt Verantwortung auch für Partnerländer. So berät der Bundestag am Freitag, 4. Dezember 2014, mal wieder über den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan: Nach dem Willen der Bundesregierung sollen auch nach dem Abzug der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe ( ISAF) der NATO ab 2015 bis zu 850 deutsche Soldaten dort bleiben. Das geht nur, wenn die Parlamentarier zustimmen.

Denn als sogenannte Parlamentsarmee entscheiden weder die Bundeswehr selber noch die Regierung, wo und wie die Truppe aktiv wird. Sie ist auf ein Mandat angewiesen, also einen Beschluss des Parlaments. Damit ist sichergestellt, dass einem Einsatz, mit all seinen Folgen und Verpflichtungen, eine sorgfältige Prüfung vorangestellt ist. Dass die Repräsentanten des Volkes im Bundestag also über das Ja oder Nein zum Einsatz entscheiden, soll auch den Rückhalt der Bevölkerung sichern. Mit ihrer Arbeitsweise versucht die Bundeswehr, für Stabilität zu sorgen. Diese kann nicht nur durch Kriege und gewaltsame Eingriffe gefährdet sein. Auch Klimakatastrophen oder humanitäre Nöte können einen Einsatz erforderlich machen.

Soldaten plus Zivilisten gleich Bundeswehr

Als einer der größten Arbeitgeber des Landes stellt die Bundeswehr das Bundesministerium für Verteidigung, zu dessen Geschäftsbereich sie gehört, vor große verwaltungstechnische und finanzielle Herausforderungen. Aktuell zählt die Bundeswehr rund 181.000 Soldatinnen und Soldaten. Dazu kommen rund 90.000 zivile Beschäftigte, die unter anderem in der Verwaltung für einen reibungslosen Ablauf im riesigen Apparat der Armee sorgen.

Auch die Streitkräfte selbst haben verschiedenste Aufgaben. Den größten Bereich bildet das Heer mit etwa 69.000 Soldaten. Das ist gewissermaßen der Kern der deutschen Landstreitkräfte und wird nochmal in Truppengattungen wie Infanterie, Artillerie oder Panzertruppe eingeteilt. Sie alle wirken im Gefecht zusammen. Das Heer stemmt zudem die Hauptlast der Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Heer, Marine, Luftwaffe

Die Seestreitkräfte werden Marine genannt. Zu ihnen gehören etwa 15.000 Soldatinnen und Soldaten; sie sind für die U-Boote, Fregatten und Versorgungssschiffe, aber auch Hubschrauber und Flugzeuge zuständig. Ihr Job ist es, die Seewege zu schützen und, etwa am Horn von Afrika, die Piraterie zu bekämpfen.

Gut 33.000 Soldatinnen und Soldaten bilden die Luftwaffe. Diese Luftstreitkräfte sind für den Schutz des Luftraums der Bundesrepublik zuständig, mit ihren Flugabwehrraketen, Transportflugzeugen und Aufklärungssystemen sind sie aber auch an den Auslandseinsätzen beteiligt.

Kapitäninnen und Pilotinnen

Noch überwiegt die Zahl der Männer, die bei der Bundeswehr arbeiten: Nur rund zehn Prozent der Streitkräfte sind weiblich. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass Frauen erst seit dem Jahr 2001 in allen Arbeitsbereichen innerhalb der Bundeswehr arbeiten dürfen. Seither hat sich viel geändert, auch in den Köpfen: "Frauen sollen das Gleiche leisten können wie die Männer", sagt ein ranghoher Offizier der Truppenunterstützungsschule in Feldafing - vor 20 Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Heute sind Frauen in allen verantwortungsvollen Positionen vertreten. So etwa zählt die Marine zwei Fregattenkapitäninnen und auch die Luftwaffe beschäftigt Kampfpilotinnen.

So viele Aufgaben: Das kostet

So viel Personal und die vielfältigen Aufgaben: Das kostet. Um nachhaltig Schutz bieten zu können, muss die Bundeswehr ihr Material stets auf aktuellem Stand halten. Innerhalb von sieben Jahren ist das benötigte Geld so um knapp zwölf Prozent gestiegen. Auch für das Jahr 2015 steigen die benötigten Mittel im Vergleich zum Vorjahr um knapp 540 Millionen Euro. Von den benötigten 32,97 Milliarden Euro entfällt mit 16,37 Milliarden Euro fast die Hälfte auf Personalausgaben. Knapp 10 Milliarden Euro verwendet Ministerin von der Leyen ( CDU/CSU) für die Ausrüstung. Verlauten ließ sie, dass der erhöhte Etat vorrangig der "nachhaltigen Modernisierung der Bundeswehr" geschuldet sei.

Ein attraktiver Arbeitgeber?

In die Schlagzeilen ist die Bundeswehr zuletzt aufgrund ihrer Umstrukturierung gekommen. Im Zuge einer "Attraktivitätsoffensive" möchte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU/CSU) sicherstellen, dass die Bundeswehr auch heute, ohne Wehrpflicht, genug gute Leute anziehen kann. Knapp 100 Millionen Euro will die Verteidigungsministerin in die Hand nehmen, um dieses Ziel zu erfüllen. Die Änderungen sind dabei vielfältig. Innerhalb der Bundeswehr sollen besonders belastende Aufgaben höher vergütet werden. Kasernen werden schon bald ans Internet angeschlossen und fortschrittlicher ausgestattet werden. Die Ministerin will für Eltern in der Truppe den Spagat zwischen Familie und Arbeitswelt erleichtern - mit Kindertagesstätten etwa.

Das stößt nicht nur auf Zustimmung: "Für mich liegt die Priorität klar auf einer sicheren Ausrüstung und nicht auf Wohlfühlkasernen. Hier ist Amerika schon ein ganzes Stück weiter als wir, wenn es um die Schutzfähigkeit unserer Ausrüstung geht", macht ein Feldwebel, der namentlich nicht genannt werden möchte, seinem Ärger Luft. Vor kurzem erst ist er aus Afghanistan zurückgekehrt, wo er auch an der Seite von amerikanischen Kollegen patrouillieren musste.

Einsatz: In aller Welt

Auch wenn die sicherheitspolitische Lage Deutschlands derzeit stabil ist, so befindet sich die Bundeswehr in diversen Einsätzen rund um die Welt. Der Einsatz im Zuge der internationalen ISAF-Mission in Afghanistan stellt dabei einen der Umfangreichsten in der Geschichte der Bundeswehr dar. Schon seit 2002 befindet sie sich am Hindukusch im Kampf gegen den Terrorismus, der auch Todesopfer unter deutschen Soldaten forderte. Heute beschäftigen sich dort deutsche Soldaten vorrangig mit der Ausbildung afghanischer Sicherheitsleute, die in einigen Jahren - nach Abzug der Streitkräfte - für Stabilität in ihrem Land sorgen sollten. Weitere Einsätze gibt es in Somalia, im Kampf gegen die Piraterie oder in der Zentralafrikanischen Republik, um humanitäre Transporte abzusichern.

Rétablir l'original