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Russland GP: Die WM hängt am scheidenden Reifen

Das Wichtigste zuerst: Die Spannung in der Fahrerweltmeisterschaft der Formel 1 ist noch nicht verflogen. Doch es war kurz davor. Beim ersten Großen Preis von Russland seit 1914 im Olympiapark von Sotchi erlaubte sich Mercedes-Pilot Nico Rosberg einen Fehler, der ihn in der Folge zur Schadensbegrenzung zwang und vom Angriff auf seinen Teamkollegen Lewis Hamilton abhielt. Nur eine risikoreiche Aufholjagd spülte Rosberg schließlich auf den zweiten Rang hinter dem Weltmeister von 2008. Es läuft derzeit alles für den in der WM-Wertung führenden Engländer.

Bereits der Rennstart war ein Gleichnis auf Rosbergs gesamte Saison: Sich im Vorteil wähnend unterläuft ihm ein Patzer, der Hamilton begünstigt und die Siegchancen des Deutschen auf null reduziert. Der Sohn von Weltmeister Keke Rosberg startete in Sotchi zunächst gut und ging mit leichtem Vorsprung vor Hamilton in die erste Kurve. Jedoch verpasste er den richtigen Bremspunkt, was ihm einen Ausritt in die Auslaufzone und einen Bremsplatten bescherte. So musste der Wahlmonegasse nicht nur seinen Rivalen wegen Missachtung der Streckenbegrenzungen passieren lassen, sondern sich an der Box auch einen neuen Reifensatz besorgen. Resultat: Letzter Platz.

In der Folge verfolgte der Zweite der Fahrer-WM eine risikoreiche Strategie. Auf den in Runde eins neu aufgezogenen Reifen sollte das 53 Umläufe andauernde Rennen zuende gebracht werden. Die langsamen Autos überholen und die Top 10 bei deren Boxenstopps kassieren, war die Devise. Dass es am Ende zum zweiten Platz reichte, war neben Rosbergs unbestreitbaren Fähigkeiten und dem überlegenen Mercedes einem hohen Maß an Glück geschuldet.

Entgegen der Prognosen der anderen Teams hielt sich Rosbergs Reifenverschleiß in moderaten Grenzen, sodass dieser nicht ein zweites Mal in die Boxengasse einbiegen musste. Ein weiterer Stop hätte wohl das Ende aller Hoffnungen auf die Weltmeisterschaft bedeutet. Mit einem Ergebnis zwischen Platz fünf und acht und somit einem Rückstand in der WM von knapp 30 Punkten wäre Hamilton in seiner derzeitigen Form nicht mehr zu schlagen gewesen.

Doch auch mit den aktuellen 17 Punkten Abstand hat Rosberg eine Menge zu tun. Seitdem er sich in Monza ebenfalls mit einem Fehler selbst um den Sieg brachte, hat Hamilton immer gewonnen und der Deutsche immer mehr Probleme. Lenkrad in Singapur, Übersteuern in Japan und nun Verbremser in Russland.

In drei Wochen beim USA-GP in Austin muss nun ein Zeichen her. Auch um rechnerisch aufzuschließen, jedoch mehr um die Dominanz Hamiltons in der öffentlichen Wahrnehmung zu brechen. Ab jetzt keine leichtsinnigen Fehler mehr. Dann bekommen wir noch einen echten WM-Kampf.

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