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USA GP: Im Wilden Westen nichts Neues!

Der Große Preis der Vereinigten Staaten von Amerika am Sonntag im texanischen Austin bescherte uns auf den ersten Blick wenig neue Erkenntnisse: Lewis Hamilton gewinnt, Nico Rosberg wird Zweiter, Pamela Anderson sieht immer noch aus wie 1998. Alles ist wie immer. Alles plätschert vor sich hin. Zwei Rennen vor Schluss siegt Hamilton zum fünften Mal in Folge und bleibt der Favorit auf den WM-Titel.

Derweil mehren sich die Zweifel an der Konkurrenzfähigkeit seines Teamkollegen. Während die Boliden über den amerikanischen Asphalt knatterten, rauschte in den sozialen Medien eine Welle der Kritik am deutschen Mercedes-Piloten über den Äther. Er sei kein Champion, heißt es. Angesichts von 75 zu vergebenen Punkten aus den letzten Rennen in Sao Paulo und Abu Dhabi verbietet sich eine solche Aussage selbstverständlich. Champion kann Rosberg definitiv noch werden.

Doch wie wahrscheinlich ist dies? Vor drei Wochen schrieb ich an gleicher Stelle, dass der Wiesbadener in Austin ein Zeichen setzen müsse, um der Öffentlichkeit den Kampf um die Weltmeisterschaft wieder glaubhaft zu vermitteln. Stattdessen fährt Hamilton den USA GP relativ ungefährdet nach Hause. Nach eigenen Fehlern und Unzulänglichkeiten am Auto in der jüngeren Vergangenheit war Rosberg seinem Rivalen diesmal schlichtweg unterlegen.

Nach dem entscheidenden Überholmanöver in Runde 25 hatte man nie den Eindruck, dass der Zweite der WM-Wertung zurückschlagen könnte. Vielmehr präsentierte sich Lewis so stabil, wie sein Nacken beim Tragen der protzigen Goldkette im Vorfeld des Rennens. Konsequente Selbstsicherheit und ein erschreckender Killerinstinkt zeichnen den Briten dieser Tage aus. Er trifft in den wichtigen Situationen die richtigen Entscheidungen und leistet sich so gut wie keine Schnitzer. Mit einer solch unaufgeregten Überlegenheit wäre Hamilton in jeder anderen Saison längst Weltmeister.

Bei den aktuellen 24 Punkten Rückstand, die Rosberg auf seinen Teamkollegen hat, hält lediglich die doppelte Wertung des Abu Dhabi-Grand Prix´ den Deutschen im Spiel. Diese künstliche Spannung braucht niemand. Hamilton hat sich den WM-Titel durch seine Kaltschnäuzigkeit bereits verdient. Eine Formel 1, die den Reiz nicht aus sich selbst zieht, sondern aus seinem Regelwerk, ist nicht der Sport der Fans. Leider war es in der zweiten Saisonhälfte auch nicht der Sport des Nico Rosberg.

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