Wer sie nicht gesehen hat, der hat sie auf jeden Fall gehört. Die Cheerleader Nordkoreas. Besonders präsent sind sie beim Shorttrack, der rasanten Hatz auf Kufen. Sie drängen den Sport beinahe in den Hintergrund - eine gefährliche Entwicklung.
Der "Fanblock" ist weniger da, um die eigenen Landsleute anzufeuern. Vielmehr gilt ihre Aufmerksamkeit den südkoreanischen Shorttrackerinnen, die ja glänzende Medaillenchancen haben. So auch Minjeong Choi, die am Dienstagvormittag bei den Finalläufen antritt. Der Lauf um Edelmetall startet kurz nach 13 Uhr. Nun kann man sagen, der Sport leistet hier wieder einen großen Beitrag zur Annäherung zweier verfeindeter Länder. Man kann sich am olympischen Feuer wärmen und dessen universell verbindende Kraft preisen.Doch der Schein trügt. Haben die lautstarken nordkoreanischen Damen auf der Tribüne überhaupt Interesse an Olympia? Interessieren sie sich wirklich dafür, wer am Ende auf dem Siegertreppchen steht? Wahrscheinlich nicht. Die propagierte Annäherung der Nordkoreaner an den Süden ist nichts weiter als eine Inszenierung. Hier stößt die politische Aufladung des Sports in eine gänzlich neue, nie dagewesene Dimension vor. Ich halte das für bedenklich und äußerst gefährlich. Sicher, dass die Spiele in Pyeongchang von der Politik genutzt werden, das war zu erwarten. Dass sich dieses Kalkül aber derart in den Vordergrund drängt und - in wenigen Fällen - den Sportlern die Bühne stiehlt? Man sollte, nein, man darf diese Entwicklung nicht gutheißen. Sonst verkommt die Idee Olympia zur Farce.
Und damit zurück zum Sport. Was kann ich Ihnen abgesehen von der Entscheidung im Shorttrack der Damen über 500 Meter noch empfehlen? Allzu viele Wettkämpfe drohen derzeit dem Wind zum Opfer zu fallen. Deshalb beschränke ich mich auf Disziplinen, die in der geschützten Eishalle ausgetragen werden. Wem etwa Shorttrack zu hektisch ist, dem lege ich das Curling-Finale im Mixed-Doppel ans Herz. Kanada trifft auf die Schweiz. Start ist kurz nach Mittag.