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Eine Gemeinde sieht Gold

Live-Schaltung von Flossenbürg nach Pyeongchang: Familie Schwanitz bejubelt mit Freunden Eric Frenzels Olympiasieg. Bild: Gabi Schönberger

Die Freude über Eric Frenzels Olympiasieg kennt in Flossenbürg keine Grenzen. Bei den Schwiegereltern knallen die Korken, der Bürgermeister plant schon die Empfangsfeier.

Gold-Eric hat wieder zugeschlagen! Schon im Frühjahr 2014 gewann Eric Frenzel bei den Olympischen Spielen in Sotschi die Goldmedaille in der Nordischen Kombination. Und versetzte damit einen ganzen Ort in Siegestaumel. Und dieses Jahr? Kann der Wahl-Oberpfälzer seinen Triumph im südkoreanischen Pyeongchang wiederholen, seine Goldmedaille verteidigen? Antwort am Mittwoch: Ja!
Gegen halb elf knallten in der Pension "St. Ötzener Hof", weit vom Flossenbürger Ortskern abgelegen, die Sektkorken. Familie Schwanitz, Frenzels Schwiegereltern, war überglücklich. "Das ist schwer zu realisieren", sagt Schwiegervater Peter Schwanitz, "wir hatten auf eine Medaille gehofft. Aber Gold kommt dann doch ein bisschen überraschend." Eine unruhige Nacht habe er gehabt und gehofft, dass das Wetter in Südkorea passt. Für Ruhe war bei den Schwanitz auch nach dem Triumph des Schwiegersohnes keine Zeit. Unzählige Gratulanten hätten angerufen. "Verwandte, Freunde, Fanclubs, alle möglichen Flossenbürger", zählt Schwanitz auf. "Wir sind unheimlich stolz auf den Eric." Gemeldet habe sich Frenzel selbst noch nicht, aber der Schwiegervater weiß, welchen Verpflichtungen ein Olympiasieger nachkommen muss. War Frenzel beim Springen noch Fünfter geworden, im Langlauf sprintete der 29-Jährige der Konkurrenz davon.
"Das war unglaublich", sagt ein stolzer Flossenbürger Bürgermeister. Thomas Meiler konnte Frenzels Goldlauf aber gar nicht mit voller Aufmerksamkeit verfolgen. "Ich konnte es nur nebenbei anschauen, weil ich in der Polizeidienststelle beschäftigt war." Als Frenzel die Ziellinie überquerte und sich mit hochgestreckten Armen erneut zum Olympiasieger krönte, sei der Jubel groß gewesen. "Die Saison war bislang für ihn nicht optimal verlaufen. Nach dem Springen dachte ich mir aber: Der Eric ist so ein guter Läufer ... Man sieht was in dem Burschen steckt." Meiler ist sich sicher, dass "in Flossenbürg jeder vor dem Fernseher saß", schließlich wollen alle dabei sein und mit Gold-Eric jubeln. "Das ist eine herausragende Geschichte für unseren kleinen Ort", weiß Meiler. Mit einem Olympiasieger können sich schließlich auch viele Großstädte in Deutschland nicht schmücken. Frenzel sei ein "echter Oberpfälzer. Er ist hier total integriert". Selbstverständlich werde es eine Feier geben, wenn der Held in die Wahlheimat zurückkehrt. "Wir planen etwas, aber das ist noch geheim."
Pfarrer Georg Gierl, der den Olympiasieger traute und dessen Kinder taufte, war hellauf begeistert. "Eigentlich bin ich kein großer Sportfan, aber wenn jemand dabei ist, den man persönlich kennt, dann ist das etwas anderes", sagt er. Via Internet fieberte er bei den Wettkämpfen mit. Er ist sich sicher, dass zum Empfang nach den Spielen wieder zahlreiche Leute da sein werden. "Da kommt der Flossenbürger Nationalstolz zum Vorschein." Zumal Frenzel keine Kunstfigur sei. "Er hat keinerlei Starallüren. Ein sehr ruhiger, bescheidener Mann. Genauso, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt." Bis in Flossenbürg wieder Normalität einkehrt, wird noch einige Zeit vergehen. Zwei weitere Wettkämpfe hat Frenzel noch vor sich. Im Ötzener Hof bereiten sie sich schon auf die nächste Sause vor. Sekt wäre jedenfalls noch genug da. 

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