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Klimakiller Kreuzschifffahrt?

Ganze sechs Stunden dauerte es, bis die 70.000 PS starke "Zuiderdam" Anfang Juni aus dem Kieler Hafen auslaufen konnte. 50 Aktivisten der Gruppe "Smash Cruiseshit" behinderten das Kreuzfahrtschiff mit Kanus und Schlauchbooten an der Ausfahrt - bis der Protest von einem Sondereinsatzkommando der Polizei aufgelöst wurde. Auch wenn die Kritik am Kreuzfahrttourismus wächst: Die Branche boomt wie nie zuvor. 2018 buchten weltweit 28,5 Millionen Touristen eine Reise auf einem schwimmenden Hotel, mehr als zwei Millionen davon aus Deutschland, Tendenz steigend. Was früher für viele ein Traum blieb, ist heute dank gesunkener Preise für eine große Masse erschwinglich.


Umweltschützer kritisieren, dass vor allem die Umwelt den Preis für die günstigen Traumreisen zahlt. Denn der überwiegende Teil der weltweit rund 300 Kreuzfahrtschiffe fährt immer noch mit Schweröl, dem schmutzigsten Treibstoff überhaupt. Eigentlich ist Schweröl ein Abfallprodukt der Erdölverarbeitung. Die Reedereien nehmen den Raffinerien ihren Sondermüll dankend ab und nutzen ihn als günstigen Treibstoff für ihre Ozeanriesen. Ein klassisches Win-Win-Geschäft, könnte man meinen - nur eben nicht für die Umwelt.

Denn bei der Verbrennung von Schweröl werden nicht nur große Mengen CO2 (Kohlendioxid) freigesetzt, sondern auch giftige Stoffe wie Schwefel, Feinstaub und Schwermetalle. Darunter leidet nicht nur die Umwelt. Auch die Bewohner von Küstenstädten klagen zunehmend über schmutzige Luft. Denn Klimaanlagen, Licht und Heizung der Schiffe müssen schließlich auch im Hafen weiterlaufen.

(Auszug)
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