Seit 1998 ist das Open-Air-Kino ‚Talflimmern' in der Alten Feuerwache eine feste Größe der Wuppertaler Kulturlandschaft. In diesem Jahr eröffnen Mark Tykwer und Mark Rieder, die Väter von ‚Talflimmern', ihr Kino unter freiem Himmel schon am 26. Juni. Eröffnungsfilm wird der französische Klassiker ‚Außer Atem' sein. Die Stadtzeitung hat Mark Tykwer zur Volljährigkeit seines „Babys" Fragen zu seiner großen Leidenschaft Kino und zum Open-Air-Veranstalten in Wuppertal gestellt.
DS: Talflimmern wird in diesem Jahr volljährig - gibt es auch Filme mit FSK 18?
Mark Tykwer: „Au weia, ich achte da so selten drauf. Die Liste mit den Freigaben liegt immer an der Kasse, weil es dort ja auch wirklich relevant ist. Filme wie David Finchers ‚Gone Girl' oder ‚Nightcrawler' mit Jake Gyllenhaal gehören jedenfalls definitiv nicht ins Kinderprogramm. Aber auch die sind lediglich FSK 16, glaube ich."
DS: Zum ‚Talflimmern' 2014 kamen 4200 Besucher - wollen sie diesen Rekord brechen?
Mark Tykwer: Der letzte Sommer war gar nicht so überragend. Wirklich gerappelt hat's 2013, da kamen mehr als 5000 Menschen. Natürlich wäre es toll, wenn sich das wiederholen ließe. Aber wir programmieren unsere Staffel nicht im Hinblick auf mögliche Besucherzahlen. Es geht uns vor allem um die Atmosphäre. Auch 2000 glückliche Menschen sind ein Erfolg.
DS: Damals, als alles angefangen habt - Wie kamen sie auf die Alte Feuerwache? Hätte ein Freiluftkino im Park oder auf der grünen Wiese nicht mehr Atmosphäre geboten?
Mark Tykwer: „De facto haben wir 1998 auf einer Wiese am Viehhof begonnen - hinter der Villa Media. Aber es gab Anwohner-Beschwerden, und daher sind wir auf die Suche gegangen. Den Innenhof der Alten Feuerwache haben wir wirklich erst auf den letzten Drücker gefunden. Draußen, spät und laut ist in Wuppertal ein schwieriges Thema."
DS: Würden sie sich als Cineasten bezeichnen?
Mark Tykwer: „Ich kann nur für mich sprechen, und da lautet die Antwort eindeutig: Ja. Der Film ist ein faszinierendes Medium, darin kommen alle Kunstgattungen zusammen. Das Kino ist ein Ort der Imagination, und es funktioniert kollektiv - meist auch ohne die Barrieren der Hochkultur. Man macht eine gemeinsame Erfahrung in einem geschützten Raum und kann sich nachher darüber austauschen. Kino ist Kommunikation."
DS: Ihr Favorit diesen Sommer?
Mark Tykwer: „Aus dem zeitgenössischen Filmschaffen hat mich der Thriller ‚A Most Violent Year' am stärksten beeindruckt. Aber natürlich auch der Eröffnungs-Klassiker ‚Außer Atem'. Kaum ein anderer Film atmet das Kino so sehr wie dieser."
DS: Den Benefiz-Abend für die Alte Feuerwache am 22. Juli wird Björn Krüger von ‚Uncle Ho' mitgestalten - können sie uns schon ein paar Details verraten?
Mark Tykwer: „Björn ist ein rastloser Kreativer und in etlichen Kulturprojekten aktiv. Er hat versprochen, ein knackiges Line-up zu organisieren. Ich bin sehr gespannt."
DS: Zum Auftakt stehen die Wuppertaler Sängerin Maria Basel und der Gitarrist Christof Söhngen vor dem Film auf der Bühne - wären Auftritte von Musikern oder anderen Künstlern vor jeder Aufführung nicht auch eine feine Sache?
Mark Tykwer: „Zu ‚Zoey' wird es ja ein zweites Konzert geben. Aber jeden Filmabend zu erweitern, halte ich für viel zu strapaziös. Kino ist Kino ist Kino.
DS: Haben sie schon mal einen Film ihres Bruders Tom Tykwer im ‚Talflimmern' gezeigt?
Mark Tykwer: Wir haben sie natürlich alle gezeigt, den ‚Winterschläfer' sogar schon zweimal. Toms Filme sind Heimspiele und daher immer ein großes Fest."
DS: Das Rex hat vor ein paar Monaten neu eröffnet - besteht da Konkurrenz?
Mark Tykwer: „Im Gegenteil: Ich bin glücklich, dass in dem alten Kasten wieder Filme gezeigt werden. Das ‚Talflimmern' ist ein reines Sommerfestival, wir verdichten hier sozusagen die zurückliegende Kinosaison. Mit Konkurrenz hat das nichts zu tun."
DS: Wie bereiten sich Cineasten auf diesen Open-Air-Sommer vor?
Mark Tykwer: „Viele unserer Zuschauer sind mittlerweile erfahrene Open-Air-Veteranen. Sie verfolgen die Wettervorhersagen akribisch und decken sich je nach Lage mit Sitzkissen, Decken und Isomatten ein. Dank der großen Planen über dem Talflimmern-Areal wird man selbst bei Dauerregen nicht ernsthaft nass. Es ist alles eine Frage der Vorbereitung. Am Ende gewinnt das Licht.
Die Fragen stellte Fabian Mauruschat.