Adnan, Du bist Mitarbeiter im Kulturzentrum von Suruç. Mittlerweile sind rund zwei Wochen seit dem blutigen Attentat vergangen. Wie ist es Euch seitdem ergangen?
Adnan: Wir erhalten derzeit viel Unterstützung - vor allem von Menschen aus anderen türkischen Städten, die uns helfen wollen. Auch kommen viele internationale Medienvertreter mit ihren Kamerateams zu uns. Wir versuchen weiter zu machen, auch wenn wir den Tag des Anschlags nicht vergessen können.
Wie hast Du das Attentat erlebt?
Adnan: Die Bombe explodierte gegen Mittag. Fünf Minuten zuvor befand ich mich auf dem Weg nach Hause, um Getränke zu holen. Es waren nur fünf Minuten. Dann habe ich die Explosion gehört, der Boden bebte. Ich dachte zunächst, dass irgendwo ein Transformator explodiert sei und bin zurück zum Kulturzentrum gegangen.
Ich habe den Anschlag viel schlimmer in Erinnerung, als man dies in den Handyvideos sehen konnte: Die Menschen schrien und liefen in Panik umher. Überall lagen Körperteile herum. Ich habe den Leuten dann zugerufen, dass sie wegrennen sollten. Ich komme aus Kobanê und weiß, dass die wirklich großen Bomben oft erst später explodieren. Die Terroristen warten bis von überall Leute herbeigeströmt kommen und zünden dann die noch größeren Sprengsätze. Als das zum Glück nicht passierte, haben wir die Verwundeten zu den Autos getragen und die Toten zugedeckt.
Adnan: Ja und Nein. Wir haben am 18. Juli ein großes Fest zur Befreiung Kobanês veranstaltet, wo viele Parteivertreter anwesend waren. Wir dachten, wenn der IS angreift, dann an diesem Tag. Aber eigentlich kann man sich so etwas nicht vorstellen. Zu uns kommen Leute, um über Politik zu sprechen, um zu helfen, sich zu treffen oder einfach nur, um zu lesen oder um sich zu erholen. Seit drei Monaten arbeiten wir daran, Leute hierher zu holen, die Kobanê wieder aufbauen wollen. Die Aktivisten hatten vor, dieses Spielzeug [zeigt auf die Spielsachen, die immer noch am Ort des Anschlags liegen] zu den Kindern in Kobanê zu bringen. Sie wollten nur helfen.