Er verhängt pauschale Einreisesperren gegen Millionen von Menschen, erfindet Terroranschläge, die es nie gab, und will Illegale ausweisen: Donald Trump. Der Kampf gegen kriminelle Einwanderer ist das erste große Thema seiner Präsidentschaft. Hier sind vier Dinge, die Trump über Migranten wissen sollte, wenn er wirklich die Kriminalität in seinem Land verringern will.
1. Seit dem 11. September haben Flüchtlinge in den USA keinen einzigen Terroranschlag begangen784.000 Menschen haben in den Vereinigten Staaten seit dem 11. September Zuflucht gefunden. Da ist kaum auszuschließen, dass sich darunter auch einige "bad dudes" - wie Trump sagen würde - befinden. Die Migrationsforscherin Kathleen Newland hat deshalb sämtliche Fälle seit dem 11. September 2001 recherchiert, in denen Flüchtlinge im Verdacht standen, Terroranschläge geplant zu haben.
Sie stieß auf insgesamt drei:
Zwei bosnische Flüchtlinge sollen versucht haben, Uniformen von US-Soldaten an den IS zu schicken. Außerdem wurde ein usbekischer Flüchtling beschuldigt, den Erwerb von Sprengstoffen geplant zu haben.Zu kronkreten Anschlagsplanungen oder gar der Ermordung von Amerikanern kam es in keinem Fall. Und das nicht erst seit 9/11. Die Gesamtzahl der Amerikaner, die in den letzten 40 Jahren bei von Flüchtlingen begangenen Terroranschlägen ums Leben kamen: null. Das letzte Mal verübten Flüchtlinge in den USA in den siebziger Jahren einen tödlichen Terroranschlag. Die Täter waren drei Kubaner. ( Migration Policy Center)
2. Trumps Einreisesperre hätte Terroristen und Terrorverdächtige nicht aufgehalten
Außer Frage steht: Islamistische Terroristen haben in den USA Anschläge verübt. Sie stellen eine Gefahr dar.
Am 22. Dezember 2015 tötete das Terroristenpärchen Syed Rizwan Farook und Tashfeen Malik in San Bernadino 14 Menschen. Farook stammt aus Chicago, Malik aus Pakistan. Bei den Brüdern, die das Attentat auf den Boston-Marathon 2013 begingen, handelte es sich um Migranten aus Tschetschenien. Die Attentäter von 9/11: 2983 Menschen starben im Jahr 2001. Die Täter: 15 Männer aus Saudi Arabien, zwei aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, ein Ägypter und ein Libanese.Was allerdings auffällig ist: Betroffen von Trumps Einreisesperre wäre kein einziger von ihnen.
Der Migrationsforscher Alex Nowratesh hat einmal nachgezählt, wie oft Bürger der von Trumps Einreisesperre betroffenen Länder in den letzten 40 Jahren unter Terrorverdacht standen. Sein Ergebnis: Seit 1975 wurden insgesamt sechs Iraner, sechs Sudanesen, zwei Somalis, zwei Iraker und eine Person aus Jemen in Zusammenhang mit terroristischen Aktivitäten verurteilt.
Die Gesamtzahl der Amerikaner, die in den letzten 40 Jahren durch Terroranschläge von Iranern, Irakern, Jemeniten, Libyern, Somalis, Sudanesen oder Syrern umkamen: null. ( Cato Institute)
3. Mexikanische Migranten sind weniger gewalttätig als ihre weißen MitbürgerNach Muslimen und Flüchtlingen mindestens auf dem dritten Platz von Trumps Feindbildskala: Mexikaner. Traurige Berühmtheit erlangte sein Zitat über mexikanische Migranten:
They're bringing drugs, they're bringing crime, they're rapists and some I assume are good people.
Donald Trump über Mexikaner
In einer groß angelegten Studie haben Forscher der Harvard University schon 2007 Polizeistatistiken nach besonderen Häufungen bei der Herkunft von Gewalttäter durchsucht. Was sie fanden, war das "Latino-Paradox": Obwohl mexikanische Einwanderer statistisch aus sozial niedrigeren Schichten stammen als ihre weißen und schwarzen Mitbürger, begehen sie deutlich weniger Gewalttaten.
In der ersten Einwanderergeneration lag der Unterschied sogar bei über 40 Prozent. Mit den Jahren nimmt der Effekt aber mehr und mehr ab. Der Grund: Integration. Die mexikanischen Migranten passen sich an, langsam wird ihre Kriminalitätsneigung so hoch wie die der einheimischen Bevölkerung.
4. Die Anzahl an Migranten steigt - die Kriminalität geht zurückDiesen Effekt haben auch Forscher der University of California und George Washington University beobachtet. Sie wollten wissen, welcher Zusammenhang zwischen Migration und Kriminalität in den USA besteht und verglichen dazu Kriminalitätsstatistiken des FBI mit den Ergebnissen von Volkszählungen.
Ihr Ergebnisse, die sie im Juli 2015 veröffentlichten, bestätigten einen Zusammenhang von Migration und Kriminalität. Aber nicht jenen, den Trump im Sinn hat. Der Studie zufolge verdoppelte sich in den Jahren 1990 bis 2013 die Zahl der Amerikaner, die im Ausland geboren wurden. Die Zahl illegaler Migranten verdreifachte sich sogar. Doch eine Steigerung der Kriminalität konnten die Forscher nicht feststellen.
Im Gegenteil: Im untersuchten Zeitraum nahmen Gewalt- und Eigentumsdelikte in den USA um mehr als 40 Prozent ab. Und die Studie kam zu einem weiteren Ergebnis: Amerikaner, die in den USA geboren wurden, werden statistisch häufiger verhaftet als jene mit ausländischem Geburtsort. ( American Immigration Council)
Wenn Donald Trump wirklich die Kriminalitätsrate in seinem Land senken will, könnte er es auch mit einer Grenzöffnung versuchen.