Eva Werner

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Artikel

Die Journalistenmorde gehen weiter (21.7.2016)

Kommentar von Eva Werner vom 21. Juli 2016

Der Journalist Pawel Scheremet (44) wurde gestern auf dem Weg zur Arbeit von einer Autobombe tödlich verletzt. Eine Randnotiz in vielen deutschen Medien. Immerhin.

Eigentlich hätte die heimtückische Attacke aber mehr Aufmerksamkeit nötig. Doch viele scheinen zu denken: Dass Journalisten in der Ukraine ermordet werden, ist ja nichts Neues. Und: Er ist nicht der erste und wird nicht der letzte sein. Das mag alles sein. Aber so zu denken ist trotzdem zynisch. Pawel Scheremet, ein enger Freund des ermordeten russischen Oppositionsführers Boris Nemzow, starb für unsere Nachrichten. Er, der einen russischen Pass besitzt, hatte Russland den Rücken zugekehrt und war in die Ukraine gegangen, weil er der Redaktionspolitik beim russischen Fernsehsender ORT nicht mehr folgen wollte. Sein gewaltsamer Tod sollte uns eigentlich mehr wert sein als eine Randnotiz.

Weit über 9000 Tote gab es insgesamt schon seit April 2014 in der Ukraine im Konflikt zwischen ukrainischem Militär und den Rebellen, die meisten von ihnen waren Zivilisten. Tagtäglich sterben dort weiter Menschen. Journalisten leben besonders gefährlich. 2015 wurden zwei Kollegen ermordet, 2016 jetzt schon wieder einer. Das muss aufhören.

Wenn auch offenkundig der Mord diesmal nicht zu verhindern war, so müssen die Drahtzieher schnellstmöglich gefunden und verurteilt werden. Gut, dass Präsident Poroschenko den Anschlag verurteilt hat. Aber den Worten müssen nun Taten folgen.

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