Ole, 31, ließ sich bei einer Männer-Initiation gemeinsam mit 60 anderen zum Mann weihen. Eine Geschichte über das männliche Geschlecht und seine Identitätskrise
Um die 60 Männer stehen auf einem Parkplatz irgendwo in Nordbayern im Oktober vergangenen Jahres. Sie kennen einander nicht und kommen gerade ins Gespräch. Männer unterschiedlicher Generationen. Männer mit Pferdeschwanz und Goldkettchen. Männer in Funktionskleidung und Kapuzenpulli. Es herrscht die Atmosphäre eines Betriebsausflugs. Manche sind laut und reißen Witze, andere hören erst mal zu. Obwohl sie alle in den Tagen zuvor viele E-Mails und Informationen bekommen haben, weiß niemand, was sie in den folgenden fünf Tage erwartet. Die Gründe, warum sie hier sind, sind divers. Nur eines verbindet sie: ein Zweifel an ihrer Männlichkeit.
Eine sogenannte Männer-Initiation soll ihnen die Zweifel nehmen. Die Organisatoren schreiben auf ihrer Seite, dass sie Männern helfen wollen, ihr wahres Ich zu entdecken. Eine derartig „tiefe seelische und spirituelle Erfahrung" könne aber nicht theoretisch erworben werden, sondern müsse praktisch erlebt werden. „Dafür nutzen wir die Kraft von Ritualen und die Macht von Bildern und biblischen Texten." Kein Sesselkreis, keine Gruppenarbeit und kein Plaudern bei Schnittchen, stattdessen: Rituale, körperliche Anstrengung und Seelenstriptease.
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