Eva Limmer

Journalistin @Bayerischer Rundfunk/ARD, München

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Restaurant "Dinermite" - Burger im Cadillac-Cabrio

Lederbänke und Bedienungen im Fifties-Look - das zeichnet das Dinermite in der Amalienstraße aus. (Foto: Florian Deventer)

Bedienungen im Kleidchen und eine halbe Kuh auf dem Tisch: Das Dinermite in der Maxvorstadt bietet große Portionen im typischen Diner-Style. Auf seine Kosten kommt hier vor allem, wer sich die Hände gerne schmutzig macht.

Dieser Schnellimbiss könnte auch irgendwo an der staubigen Route 66 stehen. An den Wänden hängen Schwarz-Weiß-Fotografien von Hot Rods, als Lampen dienen silbern glänzende Ford-Radkappen. Die rot-weißen Lederbänke erinnern an die Sitze in einem Cadillac-Cabrio aus den Fünfzigerjahren. Elvis-Platten und Grillbesteck in Pistolenform liegen in einer Art Schrein - amerikanische Kultur in Reinform.

Oder zumindest das, was der Europäer aus amerikanischen Filmen kennt. Wir erinnern an "Grease" und das Diner Frosty Palace, in dem John Travolta (als Rebell Danny Zuko) das Tanzbein schwingt, um Olivia Newton-John (als Sandy Olsson) zu beeindrucken. Genau diesen Look hat auch das Dinermite in der Amalienstraße. Der Charme eines Schnellimbisses paart sich dort mit ausgewählten Zutaten. Viel Wert legen die Betreiber etwa auf die eigenhändige Räucherung des Fleisches.


Das Fleisch dominiert auch die laminierte Karte, auf der Sandwiches, Burger, Chicken Wings und Spareribs stehen - was der Gast halt so von einem Diner erwartet. Und so viel vorab: Die Portionen sind mehr als üppig.

Wir bestellen ein Homemade Pastrami Sandwich (12 Euro) und ein Philly Cheese Steak (12 Euro), dazu einmal die normalen Pommes (3 Euro) und einmal die Süßkartoffelpommes (4 Euro). Hier ernten wir den ersten kritischen Blick der überaus freundlichen Kellnerin: "Das ist schon ganz ordentlich, was ihr da bestellt", sagt sie und beäugt uns skeptisch. Wir erzählen was von großem Hunger, sie wippt in ihrem roten 50er-Jahre-Kleidchen mit ausgestelltem Rock und Knopfleiste auf der Brust in Richtung Küche. Bis an die Tische hört man, wie die Pfannen und Fritteusen in der Küche zischen und brutzeln. Keine zehn Minuten später kommen zwei randvolle Plastikkörbchen an den Tisch.

Das Pastrami Sandwich besteht zum Großteil aus rosaroten Rindfleischfetzen - zwei große Türme ragen aus dem Körbchen. Wie das ohne Riesensauerei in den Mund manövriert werden soll, ist nicht ganz klar. Der Gast wendet und dreht - und greift dann beherzt zu. Das Fleisch, eingezwickt zwischen zwei getoasteten Brotscheiben, schmeckt sehr rauchig. Dennoch ist es superzart und saftig. Nachspülen geht am besten mit einem hausgemachten Eistee (4 Euro). Der ist zwar zuckersüß, aber so frisch und zitronig, dass es auf der Zunge kribbelt.


Die amerikanische Küche ist bekannt für butterweiche Brötchen und cremige Käsesoßen. Das Philly Cheese Steak im Dinermite ist so gesehen eine sehr amerikanische Speise. Es ist nicht wirklich ein Steak, sondern ein Sandwich, vollgestopft mit Käsesoße, karamelisierten Zwiebeln und zart gebratenen Rindfleischstreifen. Alles an diesem Sandwich ist so weich, dass es förmlich über die Zunge in den Magen gleitet. Der Rest der Käsesoße tropft derweil über die Hände. Kurzum: Es ist eine spaßige Sauerei - und satt ist man eigentlich schon nach der Hälfte. Einen knusprigen Kontrast bilden da die Pommes - sowohl in der herkömmlichen als auch in der Süßkartoffelversion.

Nach dem Essen möchte man gerne den Knopf seiner Jeans öffnen. Dabei sind unsere Portionen eher klein im Vergleich zu der Ein-Kilo-Portion Spareribs am Nebentisch: Fast ein kompletter Kuh-Brustkorb mit Messer zwischen den Rippen wird von einem Gast mit einem freudigen "Oho" in Empfang genommen. Nach einer kurzen Verschnaufpause trauen wir uns trotzdem noch an einen Nachtisch: Ein Stück von dem ebenso süßen wie cremigen New York Cheese Cake (3 Euro).

Pappsatt fällt eines jedoch auf: So oft Diner auch in Filmen vorkommen, das Essen wird dort nie gezeigt. Zu gerne hätte man doch in Grease gesehen, wie John Travolta in ein saftiges Philly Cheese Steak beißt und sich dabei die Lederjacke vor Olivia Newton-John vollkleckert.

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