Laura Joaquim, 20 lebt in Münster und arbeitet bei einer Kosmetikfirma als Make-Up-Artistin.
1. Bist du der Meinung, dass eine ausreichende Auswahl an politischen Alternativen bei den Bundestagswahlen zur Verfügung steht?
Ich werde nicht wählen und das ist eine ganz bewusste Entscheidung, auch wenn immer gesagt wird, dass jede Stimme zählt. Ich habe nicht das Gefühl, dass meine Stimme zählt, weil am Ende doch das Geld regiert. Das hat man in den USA bei Trump gesehen, da haben weniger politische Inhalte, als Geld die entscheidende Rolle gespielt. In Deutschland wird das genauso laufen. Wenn eine Partei erst mal an der Macht ist, spielen die Inhalte der Wahl keine Rolle mehr und jeder verfolgt seine eigenen Machtinteressen. Deshalb kommt keine Partei für mich in Frage. Das fühlt sich frustrierend an, aber es ist auch der Grund, warum ich mich von Politik fernhalte.
2. Wie informierst du dich über politische Ereignisse und fühlst du dich gut informiert?
Die Mainstreammedien interessieren mich wenig. Ich schaue mir oft Dokumentationen auf Youtube an. Da geht es um alles Mögliche, manchmal auch politische Themen. Meistens schaue ich dann, was mir nach einem Video vorgeschlagen wird und klicke mich so von einer Doku zur nächsten. Aber in meinem persönlichen Umfeld, in der Familie oder mit meinen Freunden spreche ich selten über Politik, außer wenn sowas wie Trump passiert.
3. Möchtest du in deinem Leben einen Beitrag leisten die Gesellschaft zu verändern? Was ist für dich das wichtigste Ziel im Leben?
Mein persönliches Ziel ist, dass ich mit mir selbst zufrieden sein kann. Ich hatte es nicht leicht in der Schule. Da hatte ich das Gefühl, dass sehr viel psychischer Druck von der Gesellschaft ausgeübt wird, was man erreichen muss im Leben und was Erfolg bedeutet. Das hat mich extrem unzufrieden gemacht und ich brauchte eine Weile zu akzeptieren, dass mir ein anderer Weg guttut. Jeder sollte das Recht haben, etwas zu finden, was ihn oder sie zufrieden macht. Ich kann meinem Umfeld nur das wiederspiegeln, was ich selber für mich gefunden habe.
4. Freust du dich auf den Eintritt ins Berufsleben? Was bedeutet »gute Arbeit« für dich?
Naja, ich arbeite ja schon seit einem Jahr und tatsächlich ist das sehr viel besser als Schule. Aber das liegt auch daran, dass mir mein Job echt Spaß macht und ich nette Kollegen habe. Man sollte sich auf der Arbeit wohlfühlen und nicht jeden Montag denken „Oh Gott, wann ist wieder Wochenende“. Klar, Geld gehört auch dazu. Das sollte so viel sein, dass man davon gut leben kann und alle Grundbedürfnisse abgedeckt sind: Essen, eine kleine Wohnung und ein gutes Bett. Aber das steht für mich nicht an erster Stelle.
5. Was macht dir am meisten Angst? Und könnte Politik etwas tun, um diese Sorgen zu verringern?
Ich habe Angst vor Krieg. Dass überall auf der Welt Konflikte mit Waffen geregelt werden, müsste nicht sein. Daran könnte die Politik etwas ändern, tut sie aber nicht. Das ist auch ein Grund, warum ich nicht wähle: All die Kriege und Waffenexporte zeigen, dass Geld wichtiger ist als Menschenleben. Ich glaube auch nicht, dass sich das mit einem Regierungswechsel ändern würde. Wenn eine Partei an der Macht ist, muss sie sich diesen Gesetzen beugen.
6. Sind deiner Meinung nach Vermögen und Einkommen in Deutschland gerecht verteilt und sollte die Politik daran etwas ändern?
Es gibt so viele reiche Menschen, die immer noch so viel mehr Geld als die Mehrheit der Gesellschaft besitzen. Auch daran könnte die Politik etwas ändern, aber ich habe nicht das Gefühl, dass das in ihrem Interesse liegt. Sonst hätten wir schon längst ein bedingungsloses Grundeinkommen oder zumindest mal darüber abgestimmt.
7. Siehst du deine Privatsphäre im Internet ausreichend geschützt oder sollte die Politik daran etwas ändern?
Ich habe wenig persönliche Dinge auf Facebook und nutze das auch sonst nicht so viel. Wenn ich mal ein Bild von meinem Mittagessen reinstelle, warum nicht? Das dürfen ruhig alle sehen. Ich hiffe nur, dass meine Kontodaten ausreichend geschützt werden.
8. Sollte es eine gemeinnützige Alternative zu Facebook und Whatsapp geben, die nicht auf Profit aus ist und den Schutz Ihrer Daten garantiert?
Ich glaube nicht, dass sich Alternativen lange halten, ohne dann doch Geld zu machen. Bei anderen Seiten wie dem Second-Hand Portal Kleiderkreisel.de hat das auch nicht geklappt. Sobald eine alternative Idee läuft, wird sie früher oder später kommerzialisiert.
9. Was nervt dich an Parteien am meisten? Könntest du dir trotzdem vorstellen, in einer mitzumachen?
Bestimmt könnte ich mich für einzelne Inhalte aus den Wahlprogrammen begeistern, aber es gibt keine Partei, die mich besonders interessiert. Mich nervt, dass am Ende doch alle Parteien gleich sind, wenn sie an die Macht kommen. In meinem Alltag oder am »großen Ganzen« verändert sich dadurch nichts und deshalb gehe ich eben aus Prinzip nicht wählen.
10. Es soll Leute geben, die sind »stolz, Deutsche zu sein«. Dabei haben sie dazu gar keinen Beitrag geleistet. Was würde dich stolz machen?
Ich finde, man muss nicht jede Aussage politisieren. Stolz ist ein sehr individuelles Gefühl und Menschen sind aus den unterschiedlichsten Gründen auf Dinge stolz. Ich würde von mir selbst behaupten: Ich bin stolz, Deutsch-Portugiesin zu sein. Ich habe zwei Kulturen, zwei Sprachen, zwei Länder in denen ich mich wohlfühle. Ich bin stolz auf diese Vielfalt und dass ich sie mir beibehalte. Wer will, darf meinetwegen auch stolz auf sein dickes Auto sein, aber ich wäre eher stolz darauf, im Leben das zu finden, was mich zufrieden macht.
11. Wenn du einen Wunsch freihättest, wie die Welt sich ändern soll, welcher wäre das?
Ich wünsche mir, dass Frauen überall auf der Welt endlich gleich behandelt werden. Ich habe jedes Mal eine solche Wut, wenn ich von Vergewaltigungen, Beschneidungen oder Zwangshochzeiten lese. Aber auch diese veralteten Rollenbilder in Deutschland regen mich auf. Als Frau muss man auch 2017 noch immer wieder unter Beweis stellen, dass man gleich viel Respekt verdient wie ein Mann. Ob das um Bezahlung im Job geht oder einfach nur die Bewertung von Kleidung. Ich wünsche mir, dass Frauen nicht verurteilt und beleidigt werden, nur weil hauptsächlich Männer immer noch diese veralteten Bilder im Kopf haben.
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1. Bist du der Meinung, dass eine ausreichende Auswahl an politischen Alternativen bei den Bundestagswahlen zur Verfügung steht?
Ich werde nicht wählen und das ist eine ganz bewusste Entscheidung, auch wenn immer gesagt wird, dass jede Stimme zählt. Ich habe nicht das Gefühl, dass meine Stimme zählt, weil am Ende doch das Geld regiert. Das hat man in den USA bei Trump gesehen, da haben weniger politische Inhalte, als Geld die entscheidende Rolle gespielt. In Deutschland wird das genauso laufen. Wenn eine Partei erst mal an der Macht ist, spielen die Inhalte der Wahl keine Rolle mehr und jeder verfolgt seine eigenen Machtinteressen. Deshalb kommt keine Partei für mich in Frage. Das fühlt sich frustrierend an, aber es ist auch der Grund, warum ich mich von Politik fernhalte.
2. Wie informierst du dich über politische Ereignisse und fühlst du dich gut informiert?
Die Mainstreammedien interessieren mich wenig. Ich schaue mir oft Dokumentationen auf Youtube an. Da geht es um alles Mögliche, manchmal auch politische Themen. Meistens schaue ich dann, was mir nach einem Video vorgeschlagen wird und klicke mich so von einer Doku zur nächsten. Aber in meinem persönlichen Umfeld, in der Familie oder mit meinen Freunden spreche ich selten über Politik, außer wenn sowas wie Trump passiert.
3. Möchtest du in deinem Leben einen Beitrag leisten die Gesellschaft zu verändern? Was ist für dich das wichtigste Ziel im Leben?
Mein persönliches Ziel ist, dass ich mit mir selbst zufrieden sein kann. Ich hatte es nicht leicht in der Schule. Da hatte ich das Gefühl, dass sehr viel psychischer Druck von der Gesellschaft ausgeübt wird, was man erreichen muss im Leben und was Erfolg bedeutet. Das hat mich extrem unzufrieden gemacht und ich brauchte eine Weile zu akzeptieren, dass mir ein anderer Weg guttut. Jeder sollte das Recht haben, etwas zu finden, was ihn oder sie zufrieden macht. Ich kann meinem Umfeld nur das wiederspiegeln, was ich selber für mich gefunden habe.
4. Freust du dich auf den Eintritt ins Berufsleben? Was bedeutet »gute Arbeit« für dich?
Naja, ich arbeite ja schon seit einem Jahr und tatsächlich ist das sehr viel besser als Schule. Aber das liegt auch daran, dass mir mein Job echt Spaß macht und ich nette Kollegen habe. Man sollte sich auf der Arbeit wohlfühlen und nicht jeden Montag denken „Oh Gott, wann ist wieder Wochenende“. Klar, Geld gehört auch dazu. Das sollte so viel sein, dass man davon gut leben kann und alle Grundbedürfnisse abgedeckt sind: Essen, eine kleine Wohnung und ein gutes Bett. Aber das steht für mich nicht an erster Stelle.
5. Was macht dir am meisten Angst? Und könnte Politik etwas tun, um diese Sorgen zu verringern?
Ich habe Angst vor Krieg. Dass überall auf der Welt Konflikte mit Waffen geregelt werden, müsste nicht sein. Daran könnte die Politik etwas ändern, tut sie aber nicht. Das ist auch ein Grund, warum ich nicht wähle: All die Kriege und Waffenexporte zeigen, dass Geld wichtiger ist als Menschenleben. Ich glaube auch nicht, dass sich das mit einem Regierungswechsel ändern würde. Wenn eine Partei an der Macht ist, muss sie sich diesen Gesetzen beugen.
6. Sind deiner Meinung nach Vermögen und Einkommen in Deutschland gerecht verteilt und sollte die Politik daran etwas ändern?
Es gibt so viele reiche Menschen, die immer noch so viel mehr Geld als die Mehrheit der Gesellschaft besitzen. Auch daran könnte die Politik etwas ändern, aber ich habe nicht das Gefühl, dass das in ihrem Interesse liegt. Sonst hätten wir schon längst ein bedingungsloses Grundeinkommen oder zumindest mal darüber abgestimmt.
7. Siehst du deine Privatsphäre im Internet ausreichend geschützt oder sollte die Politik daran etwas ändern?
Ich habe wenig persönliche Dinge auf Facebook und nutze das auch sonst nicht so viel. Wenn ich mal ein Bild von meinem Mittagessen reinstelle, warum nicht? Das dürfen ruhig alle sehen. Ich hiffe nur, dass meine Kontodaten ausreichend geschützt werden.
8. Sollte es eine gemeinnützige Alternative zu Facebook und Whatsapp geben, die nicht auf Profit aus ist und den Schutz Ihrer Daten garantiert?
Ich glaube nicht, dass sich Alternativen lange halten, ohne dann doch Geld zu machen. Bei anderen Seiten wie dem Second-Hand Portal Kleiderkreisel.de hat das auch nicht geklappt. Sobald eine alternative Idee läuft, wird sie früher oder später kommerzialisiert.
9. Was nervt dich an Parteien am meisten? Könntest du dir trotzdem vorstellen, in einer mitzumachen?
Bestimmt könnte ich mich für einzelne Inhalte aus den Wahlprogrammen begeistern, aber es gibt keine Partei, die mich besonders interessiert. Mich nervt, dass am Ende doch alle Parteien gleich sind, wenn sie an die Macht kommen. In meinem Alltag oder am »großen Ganzen« verändert sich dadurch nichts und deshalb gehe ich eben aus Prinzip nicht wählen.
10. Es soll Leute geben, die sind »stolz, Deutsche zu sein«. Dabei haben sie dazu gar keinen Beitrag geleistet. Was würde dich stolz machen?
Ich finde, man muss nicht jede Aussage politisieren. Stolz ist ein sehr individuelles Gefühl und Menschen sind aus den unterschiedlichsten Gründen auf Dinge stolz. Ich würde von mir selbst behaupten: Ich bin stolz, Deutsch-Portugiesin zu sein. Ich habe zwei Kulturen, zwei Sprachen, zwei Länder in denen ich mich wohlfühle. Ich bin stolz auf diese Vielfalt und dass ich sie mir beibehalte. Wer will, darf meinetwegen auch stolz auf sein dickes Auto sein, aber ich wäre eher stolz darauf, im Leben das zu finden, was mich zufrieden macht.
11. Wenn du einen Wunsch freihättest, wie die Welt sich ändern soll, welcher wäre das?
Ich wünsche mir, dass Frauen überall auf der Welt endlich gleich behandelt werden. Ich habe jedes Mal eine solche Wut, wenn ich von Vergewaltigungen, Beschneidungen oder Zwangshochzeiten lese. Aber auch diese veralteten Rollenbilder in Deutschland regen mich auf. Als Frau muss man auch 2017 noch immer wieder unter Beweis stellen, dass man gleich viel Respekt verdient wie ein Mann. Ob das um Bezahlung im Job geht oder einfach nur die Bewertung von Kleidung. Ich wünsche mir, dass Frauen nicht verurteilt und beleidigt werden, nur weil hauptsächlich Männer immer noch diese veralteten Bilder im Kopf haben.
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