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Interview

„Mein Sohn spielt besser Schlagzeug als ich“ - Patrice im Interview

Redaktionsintern war der Hype groß, als es hieß man dürfe ein Interview mit Patrice machen. Schließlich haben seine lebensfrohen Hymnen so manche (mittlerweile) Mittzwanzigerin durch die Sommer ihrer Teenager-Zeit begleitet. Am 20. Dezember wird er in der Wiener Arena spielen. Dass Sie uns dort antreffen werden, ist außer Zweifel. Aber nun zu Wichtigerem: Patrice Bart-Williams kommt am 9. Juli 1979 zur Welt und lebt lange Zeit in Hamburg. Sein Vater, ein Schriftsteller, stammt aus Sierra Leone und verleiht seinem Sohn die afrikanischen Wurzeln. Mit "The Rising Of The Son" veröffentlicht Patrice sein neues Album. Im Interview mit schaumedia spricht er über seine neuen Songs, die Talente seiner Kinder und ohne was er nicht leben könnte.

schau: Dein neues Album heißt "The Rising Of The Son". Verbindet quasi den Sonnenaufgang mit deinem Sohn. Hat dich das Vatersein sehr verändert?

Patrice: Es hat mich bestimmt als Mensch verbessert. Aber ich bezieh mich in dem Titel gar nicht so sehr auf meinen Sohn, sondern auf den Sonnenaufgang. Jeder Sonnenaufgang ist ja irgendwie wie eine Neugeburt. Man kann die Welt wieder in einem neuen Licht sehen und im Endeffekt alles draus machen.


Dein Sound klingt anders als früher. Was hat dich beeinflusst?

Wahrscheinlich das Produzenten-Dasein. Ich hab ja viel für andere Künstler produziert und konnte viele Dinge mit Abstand betrachten. Wir stehen uns ja oft selbst im Weg. Und als Produzent kann man drauf schauen, wie man neue Impulse setzen und was 'freshes' machen kann.


Kommt es auch mal vor, dass man jemandem einen Song schreibt, den man im Endeffekt selbst gern rausgebracht hätte?

(lacht) Ach, in meinem Fall nicht so. Ich sehe nicht so das Problem im Songschreiben, das mache ich irgendwie die ganze Zeit. Ich bin da sehr ohne Ego, was das angeht wer welchen Song singt. Ich will nur, dass es der beste Song wird, der es sein kann. Und es soll auch Leute geben, die manche Songs besser singen als ich (lacht). Aber vorgekommen ist es schon mal, dass ich etwas für jemand anderen geschrieben habe und es dann am Ende selbst gesungen hab.


Das hübsche Mädchen im Video zu „Cry, Cry, Cry“ ist deine Tochter. Singt die auch schon? Die Mutter deiner Kinder ist ja auch Sängerin. Wie geht’s da zuhause zu?

Jaja, die singen alle. Aber sie haben auch die ganze Zeit Musik um sich herum, auch Instrumente. Für die ist das komplett normal, Musik zu machen und auch zu singen. Und sie sehen sich dann nicht im Kinderchor, sondern gleich auf der Bühne, da sind die Ansprüche hoch (lacht). Aber sie sind jetzt schon richtig krass, dabei strengen sie sich nicht mal an! Mein Sohn ist jetzt sieben und spielt viel besser Schlagzeug als ich.


Was hat es mit der knall-orangenen Mütze auf sich, die du am Plattencover trägst?

Die hab ich bei meinen Sunrise-Konzerten immer auf. Ich spiel ja in unterschiedlichen Städten bei Sonnenaufgang und damit ich in der Menschenmenge nicht untergehe, hab ich immer diese Kappe auf.


Bei uns an der Donau würde sich so ein Sunrise-Konzert ganz gut machen!

Ok, ich hab in Österreich leider eh noch keinen Sunrise-Gig gemacht! Ich hoffe nur dass das Wetter noch ein bisschen mitspielt.


Du wohnst und arbeitest an vielen Orten: Paris, New York, Köln, Jamaika und Sierra Leone. Dabei hast du Flugangst – hat sich das schon gebessert?

Das stimmt. Das Ding mit der Flugangst: ich hab zwei psychologische Störungen, die in dem Fall gegeneinander arbeiten. Da ist einerseits die Flugangst. Und ich hab ein Autoritätsproblem, kann nur ganz schwer mit Autoritäten, hinter denen ich nicht stehe. Wenn jemand kompetent ist, höre ich gerne auf den. Aber gerade im Flugzeug ist man einer Autorität unterworfen, die jeder rationalen Grundlage entbehrt. Und darum hab ich immer Angst im Flugzeug (lacht).


Welcher Song war der Wichtigste in deiner Karriere?

„Everyday Good“ war und ist ein Lebensmotto, das auch in deinem neuen Album noch mitschwingt. „Lions“ beschreibt meine Identität sehr gut.


Gibt es etwas, ohne das du nicht leben kannst?

Wasser und Sonne.