"Ich bin überzeugt, dass Polyamorie die Zukunft unserer Kultur ist. Allein schon weil wir immer älter werden und immer länger mit einem Partner zusammenleben sollen", erklärt Sigusch in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Zeit Campus". Demnach passiert es mit der Zeit nicht selten, dass das gegenseitige Begehren sinkt und die Sehnsucht nach einem neuen Sexualpartner wächst.
Noch steht in Deutschland die Ehe zu mehreren Partnern unter Strafe. Doch wünschen sich die Deutschen wirklich die Viel-Ehe?
"Ich halte polyamore Beziehungen für eine Ausnahme, weil die meisten Menschen sich eben doch diese Zweierbeziehung wünschen, in der sie ungeteilte Liebe erfahren," meint Paar-Coach und Beziehungsexperte Eric Hegmann im Interview mit t-online.
Außerdem müsste in vielen polyamoren Beziehungsgeflechten mindestens eine Person bisexuell sein. Dass das Konzept für eine ganze Gesellschaft taugt, ist schon alleine deshalb fragwürdig.
Hinter Polyamorie kann auch Bindungsangst stecken"Es ist eher ein Schritt zurück in die Höhle zu sagen, Menschen könnten nicht treu sein," sagt Hegmann. Die Forschung habe gezeigt, dass das Hormon Oxytocin dafür sorgt, dass wir uns nach Bindung sehnen. "Der Wunsch nach einer polyamoren Beziehung mag in einigen Fällen auch eine Form von Bindungsangst sein," schlussfolgert er deshalb.
Treueschwüre machen nicht immer SinnAllerdings ist sich auch Hegmann sicher: Die Leidenschaft zu ein und demselben Partner bleibt nicht zwangsläufig ein Leben lang bestehen. Bleibt der Sex aus, geht damit auch eine wichtige Bindung zwischen den Partnern verloren. Ein Treue gelöbnis, das gegen die eigenen Bedürfnisse aufrecht erhalten wird, macht daher wenig Sinn. Liebeskummer erleben, sich neu verlieben - all das könne einen persönlich weiter bringen, so Hegmann.
Eifersucht, mit der sich Partner gegenseitig kontrollieren, sieht auch Hegmann kritisch. "Polyamore Beziehungen machen durchaus richtig, dass sie Egoismus in Frage stellen."
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