Eric Hegmann

Chefredakteur, Paarberater, Hamburg

1 Abo und 3 Abonnenten
Artikel

Kann ein Sextape Schwung in Ihr Liebesleben bringen?

Zum Filmstart von "Sex Tape" mit Cameron Diaz und Jason Segal

Haben Sie sich schon einmal beim Sex gefilmt? Im Film "Sex Tape", der am 11. September in deutschen Kinos anläuft, versuchen Cameron Díaz und Jason Segal als verliebtes aber erschöpftes Paar ihr eingeschlafenes Liebesleben aufzufrischen.


http://youtu.be/0Kb245BanyI


Dazu turnen sie alle Kapitel des "Joy of Sex"-Kamasutra nach und filmen sich dabei. Während "SexTape" als Film bei der US-Kritik durchfiel (und zwar mit Schwung) weil er gut gemeint aber schlecht gemacht sei, lässt sich dennoch nachdenken: kann ein Paar ein Sexvideo nutzen, um wieder mehr und besseren Sex zu haben?

Wie bei vielen Fantasien erweist sich auch ein Homeporno eher als schöne Idee als eine tolle Erfahrung. Eben habe ich einen Text gelesen, der Paaren zur Pornoabstinenz rät. Der Grund: so würde die Partner auf geschönte, künstliche Bilder konditioniert. Statt dessen sollten sie zu eigenen Sextapes masturbieren, das sei realistischer.


Ich persönlich fürchte, dieser Realismus ist für uns Normalmenschen ohne Modellmaße nicht so animierend, aber hey, jeder wie er mag, schließlich liegt das im Auge der Betrachter. Die meisten Menschen reagieren bereits verstört, wenn sie ihre eigene Stimme hören. Der eigene Anblick beim Liebesspiel ist daher vielleicht geneigt, dieses Empfinden zu verstärken.

Und dabei geht es gar nicht unbedingt um Selbstbewusstsein und Selbstwahrnehmung. In der Regel ist Homeporn schlecht beleuchtet, muss ohne Regie auskommen und die Bildführung ist wenig abwechssungsreich: Totale. Interessanter wird es, wenn die Partner sich bei Regie und Kamera abwechseln (und sich danach jemand die Mühe gibt, das Material zusammen zu schneiden). Handycams sind auch im Profiporno beliebt. Apropos: Pornodarsteller spielen eine Rolle, natürlich haben die Sex, aber nach Drehbuch, das auf einer kommerziellen Erwartungshaltung im Ablauf und beim Höhepunkt basiert. Dazu verbiegen sie sich vor der Kamera. Denn die eher gängigen Stellungen eignen sich weniger für aufregende Bilder. Das führt zum Problem bei der Privataufnahme: Mit den Gliedmaßen nicht die spannenden Ausschnitte verdecken, den richtigen Winkel finden, und innerhalb diesem Sex zu haben, ist schwierig ohne Anweisungen eines Kameramannes. (Wenn Sie sich von einer dritten Person beim Sex filmen lassen, dann haben sie dieses Problem natürlich nicht, aber vermutlich vermutlich ist dann Ihr Sexleben auch nicht allzu eingeschlafen).


Bei gutem Sex lassen sie sich fallen und es ist ihnen zurecht gleichgültig, an welcher Stelle ein Pickel, ein Muttermal oder der erste Wintervorrat zu sehen ist. Das ändert sich womöglich, wenn Sie sich dabei zusehen. Ein Film ist etwas anderes als ein Schlafzimmerspiegel.


Das Gute am eigenen Sextape: sie hatten wieder Sex und um etwas Gutes zu tun, muss man es machen, das gilt besonders für Sex. Ihre Libidokurve steigt nicht an durch Enthaltsamkeit sondern durch sexuelle Aktivität. Insofern ist jeder erste Schritt eine gute Idee. Nur sollte der vielleicht nicht gleich ein Stabhochsprung sein.


Keine Frage: Ein Sextape kann Ihnen helfen, Neues auszuprobieren und sich auf ein gemeinsames Lustexperiment einzulassen. Alleine, dass sich ein Paar darauf verständigt, sexuell etwas Neues auszuprobieren, ist gut. Ein Sextape kann aber auch dazu führen, dass Sie Selbstzweifel bekommen und das was Sie sehen, ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird.


Das Risiko ist gewaltig und wie die Chancen stehen, dass Sie sich ihr Tape gemeinsam ansehen und darüber Lust auf Sex miteinander verspüren, nicht so irrwitzig groß wie uns Hollywood glauben machen will.


Und dann ist da noch Ding mit der Sicherheit. Was Sie auch tun: nicht in die Cloud damit. Nein.


Aber vielleicht sehen Sie sich den Film "Sex Tape" erst einmal an und entscheiden dann. Ganz im Sinne dieser Studie. Haben Sie Spaß!


Zum Original