Wie das Immunsystem muss ein Paar mit vielen Strategien auf Probleme reagieren können. Unterschiede helfen dabei. Und der Mut und der Respekt, sie als Ergänzungen wahrzunehmen.
„Unterschiede ziehen sich an". Ja, das tun sie. „Gleich und gleich gesellt sich gern." Und das. Der Volksmund behauptet sowohl als auch. Damit hat er Recht.
Fast alle Forscher und Therapeuten sind sich einig,
- dass Ähnlichkeiten im Lebensplan und ein übereinstimmendes Wertesystem sind die wichtigsten Voraussetzungen bilden
- dass ein ähnlicher Umgang mit Geld und Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit Konfliktpotenzial verringern und ein übereinstimmendes Bildungsniveau, ein gleicher sozialer Hintergrund und ähnliche Hobbys vor allem in der Kennenlernphase rascher Vertrauen schafft.
- Und vor allem: Ähnliche Kommunikationsfähigkeit. Je mehr Kommunikations-Kompetenz umso mehr Möglichkeiten interne wie externe Probleme zu bewältigen.
Das klingt nach dem Einen für Alles und für immer, dem Seelenverwandten. Mr. Perfect. Der Traumprinzessin.
Das Bild ist schief, klar, aber nehmen wir das Immunsystem: bei der genetischen Auswahl des Partners geht es um Vielfalt, damit der Nachwuchs auf Veränderungen der Umwelt zu reagieren
Auch eine Partnerschaft muss permanent auf Veränderungen reagieren. Eine Beziehung bleibt nie stehen, weil sich die Partner und die Umwelteinflüsse verändern. Es ist also theoretisch sehr gut, auf verschiedene Strategien zurückgreifen zu können, wenn es wieder heißt: Hurra, ein Problem!
Eine weitere These für mehr Mut zu einem unterschiedlichen Partner: unsere gesellschaftliche Entwicklung wird empfindlich gestört durch Gleich und Gleich. So finden sich nämlich seit einigen Jahrzehnten nur Paare zusammen, die beide beispielsweise viel verdienen oder beide gar nichts. Hier mischt sich nichts mehr - und die gesellschaftliche Kluft weitet sich.
Gleich und gleich fördert auch geradezu die Anspruchshaltung, die so vielen Singles im Weg steht: die Suche nach dem Seelenverwandten, dem einzigen Menschen der zu mir passt, weil er mich so gut versteht. Das sendet das Signal: es gibt nur ganz wenige Menschen, die zu mir passen. Das ist aber nicht so.
Mit mehr Toleranz, Gelassenheit, Neugier und Respekt vor der Andersartigkeit jedes anderen Menschen könnten wir viele stabile Beziehungen schaffen - statt auf Traumprinzen und Traumprinzessinnen zu warten.
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