So ein weibliches Gehirn ist doch nichts anderes als ein Computer, den es zu hacken gilt. Oder? In einer ungewöhnlichen Kino-Doku suchen finnische IT-ler und Nerds nach dem Code der Liebe. Oder irgendeiner Frau, die sie so liebt wie sie sind. Je nachdem, was zuerst kommt. Dabei belegen sie, wie wenig gerade vorgebliche Frauenversteher davon wissen, warum sich zwei Menschen verlieben. Wie gut, dass es bei den meisten ja trotzdem klappt.
Es ist nicht lange her, da habe ich noch (zugegeben nicht nur ernst gemeinte) Tipps für Frauen gegeben, wie sie sich einen Nerd angeln können. Wie nun Nerds versuchen, eine Frau für Bett, Sofa und Küche zu finden, zeigt die überraschend charmante Dokumentation „Love & Engineering" des Filmemachers Tonislav Hristov.
Er folgt einer Truppe Ingenieure, die im Beruf erfolgreich sind, aber leider nicht beim anderen Geschlecht. Mein Lieblingszitat: „Ich habe einen Roboter, der putzt, das muss eine Frau bei mir nicht tun. Außer die Toilette, da will nicht mal der Roboter hin." Welche Frau schmilzt da nicht hin? Dabei ist aus männlicher Sicht das doch gleichermaßen aufmerksam und effizient: „Sieh nur, ich weiß, dass sich Paare über die Haushaltsaufteilung streiten und trennen. Mit mir musst du das nicht." Das hat doch Charme, oder nicht?
Der geht jedoch verloren, wenn der Blick ein rein technischer ist. „Das menschliche Gehirn ist wie ein Computer", sagt einer, der immerhin verheiratet ist und deshalb als Vorbild fungiert. Und genau wie jeden Computer kann er auch das weibliche Gehirn hacken und damit ein Mädchen dazu bringen, dich zu mögen, behauptet er. Da jubeln die NLP-Fans. Alle anderen fragen sich, warum es nicht mit liebevollem und fürsorglichem Umgang versuchen?
Während sich das Ideal der romantischen Liebe immer weiter von echtem Beziehungsleben entfernt, gehen Forscher der Biochemie der Liebe auf den Grund: welche Bedeutung haben Botenstoffe fürs verlieben, lässt sich mit einem Plus an Dopamin oder Serotonin oder Oxycotin womöglich der „Klick" provozieren, auf den wir statistisch nur bei jedem siebten Date hoffen dürfen?
Testreihen haben längst belegt, dass Pheromone die Partnerwahl mit beeinflussen. T-Shirt-Schnüffelpartys auf der anderen Seite, dass Liebe nicht nur die Nase geht. So gestaltet sich denn auch die im Film aufgezeichnete Laborsituation der Ingenieure als Speed-Dating für Schüchterne. Da wird geschnüffelt, aber nicht geflirtet. Da werden Grafiken erstellt, aber keine gemeinsame Zukunft gemalt. Später kommen eye-motion-tracking Apparate hinzu. Es mag sein, dass Liebe kaum etwas mit dem verklärten Hollywood-Bild zu tun hat, das uns den einen Partner für immer und jede Lebenssituation vorgaukeln möchte, doch zwischen Gehirnstrommessung und Fragebögen mag zwischen Forschern und Probandinnen keine Stimmung aufkommen.
So knacken die Forscher auch in „Love and Engineering" erwartungsgemäß nicht den Code der Liebe. Sie zeigen aber schön auf, dass es zum Kennenlernen vor allem eines braucht: den Mut zum Verlassen des gewohnten Trampelpfades.
„Love & Engineering" ist ab kommender Woche in ausgewählten Programmkinos bundesweit zu sehen.