WIE können Männer zu ihrer Ex Abstand gewinnen? Eric Hegmann nennt hier einige Strategien:
Konsequenz in der Trennung
„Lass uns Freunde bleiben“ hilft gerade dem Verlassenen nicht. Lieber eine konsequente Kontaktsperre! Die gilt auch für soziale Medien. Bei gemeinsamen Kindern hilft eine Familien-Mediation, um den künftigen Umgang zu verhandeln. Dadurch lässt sich viel Schmerz lindern.
Erinnerungen vermeiden
Fotos, Briefe, Möbel- und Einrichtungsstücke – am besten einmotten und aus dem Blickfeld bringen. Jede Erinnerung löst im Gehirn erneut die Sehnsucht aus. Das kann und sollte man sich ersparen.
Den frei gewordenen Raum zurückerobern und nutzen
Wenn die Partnerin geht, überlässt sie eine Menge freien Raum in seinen Gefühlen – und in seinem Leben. Dieser Raum muss zurückerobert und wieder selbst genutzt werden. Das betrifft tatsächlichen Raum (beispielsweise in der Wohnung), aber es gilt auch für das Ersetzen von lieb gewonnen Ritualen.
Unterstützung suchen und annehmen
Viele Männer wollen ihre Freunde nicht belasten, aber da müssen Freunde durch. Es gehört einfach dazu, sich einige Zeit nach der Trennung die gleiche Geschichte immer wieder anzuhören. Tun sie das nicht, ist das eine gute Gelegenheit, die Freundschaft zu hinterfragen und in neue Freundschaften zu investieren.
Raus, raus, raus!
Bewegung in der Natur – beispielsweise Jogging – ist ein großartiges, rezeptfreies Antidepressivum, denn so werden Stresshormone aus dem Gehirn geschwemmt. Erst dann ist man wieder aufnahmefähig für die vielen schönen Kleinigkeiten, die das Leben bietet. Das darf auch mal ein Flirt sein. Zu Hause ist alles gewohnt und vor allem mit unangenehmen Erinnerungen belegt.
Bloß nicht stalken!
Hat sie schon einen neuen Freund? Welches Leben ruiniert sie jetzt? Was hat er, was ich nicht hatte? Abstinenz von Facebook, Instagram & Co. ist in dieser Situation zu empfehlen. Fast jeder präsentiert sich dort in den schönen Momenten. Dieser Anblick aber ist natürlich besonders schmerzhaft für den Verlassenen, der am Leben im Moment vielleicht nicht so viel Schönes erkennen mag.
Was für sich selbst tun – und andere
Bewegung, gesunde Ernährung, wenig Alkohol verstehen sich von selbst. Aber man sollte sich nicht nur auf sich selbst konzentrieren, denn das führt sicher zu Grübeln. Besser: Sich für andere Menschen engagieren und Dankbarkeit erleben und spüren – das hebt das Selbstwertgefühl.
Kein Schlussstrich nach dem Aus - für 50 Prozent der Singles ist das Realität, denn für sie ist die Ex nach wie vor die große Liebe. So halten die Hälfte der deutschen Singles regelmäßig Kontakt zu mindestens einem Ex-Partner. Und es sind vor allem die Männer, die ihre Ex nicht ziehen lassen können.
Während sich 76 Prozent von ihnen mindestens einmal im Monat bei der ehemaligen Partnerin melden, sind es bei den Frauen nur 69 Prozent.
Doch wer neigt zur großen Trauer nach dem Liebesaus? Von welchen Faktoren ist der Liebeskummer abhängig? Welche Auswirkungen hat der Kummer um die Ex auf die nächste Beziehung? Woran merken Männer, dass sie wieder bereit sind für eine neue (ernsthafte) Beziehung? Wie kommen Männer über den schweren Kummer hinweg?
BILD hat bei Paarberater Eric Hegmann aus Hamburg nachgefragt.
Warum trauern so viele männliche Singles ihrer verflossenen Liebe nach?
Eric Hegmann: „Die meisten Menschen, die verlassen werden, verspüren in einer frühen Phase des Liebeskummers den Wunsch, dass doch bitte wieder alles so wie am Anfang sein solle, als man sich verliebt hatte. Da vor allem Frauen die Beziehung beenden oder die Scheidung einreichen, trifft das schon rein rechnerisch auf viele verlassene Männer zu.“
WER neigt zur großen Trauer nach dem Liebesaus?
Hegmann: „Dass die Beziehung emotionslos und im besten Einvernehmen beendet wird, ist selten. Deshalb spielen die Trennungsgründe für die Trauer einer große Rolle. Wurde das Selbstbewusstsein stark beschädigt, ist der Liebeskummer noch schlimmer. Das trifft häufig auf die Verlassenen zu. Der Partner, der das Ende initiiert, hat ja meist längere Zeit darüber nachgedacht und überlegt eine Entscheidung getroffen. Der Verlassene hatte diese Möglichkeit nicht und muss alles erst einmal aufarbeiten, häufig auch überhaupt erst verstehen und akzeptieren. Leugnen und nicht wahr haben wollen eröffnen meist den Liebeskummer.“
Von welchen Faktoren ist der starke Liebeskummer der Männer konkret abhängig?
Hegmann: „Nach meinen Beobachtungen vor allem vom Freundeskreis. Hat der verlassene Mann Menschen, mit denen er sich wirklich unterhalten kann, die ihm zuhören, wenn er über die Trennung spricht, dann ist das eine große Erleichterung.
Wer einsam mit seinem Kummer bleibt, läuft Gefahr, sich zu isolieren, in eine depressive Phase oder sogar eine Depression zu geraten. Beim Liebeskummer geht es darum, sich selbst wichtiger zu nehmen als die Person, die schließlich gegangen ist. Die Art der Trennung trägt dazu bei, ob der Mann sich als Opfer fühlt oder ob er nicht sogar froh ist, dass er nun frei ist, eine Beziehung mit einer Frau einzugehen, die auf ihn zugehen und nicht von ihm weggehen will.“
Welche Auswirkungen hat dieser extreme Liebeskummer auf die nächste Beziehung?
Hegmann: „Wie lange Liebeskummer andauert, ist sehr individuell. Viele neue Beziehungen, die zu früh begonnen werden, entpuppen sich später als Übergangslösungen oder als reine Ablenkung. Da steckt oft der verständliche Wunsch dahinter, der Ex-Partnerin zu beweisen, dass man immer noch begehrenswert ist.
Es gibt jedoch gute Gründe, warum Personen, die frisch getrennt sind, von den meisten Menschen nicht als gute Partner gewertet werden. Die müssen erst abschließen, erst wieder lernen, jemandem zu vertrauen. Aus Furcht, erneut verletzt zu werden, blocken viele Männer dann emotional ab, was aber auf Dauer keine Basis für eine neue Beziehung sein kann.“
Woran merken Männer, dass sie wieder reif sind für eine neue (ernsthafte) Beziehung?
Hegmann: „Heute kann man eigentlich scherzhaft sagen, wenn sie ihre Ex-Partnerin nicht mehr auf Facebook verfolgen. Theoretisch ist es der Moment, in dem der Verlassene sagt: ‚Gut, dass es vorbei ist. Jetzt bin ich frei für eine richtig glückliche Beziehung!‘
In der Praxis ist es die Summe vieler Kleinigkeiten: Freude am Kennenlernen neuer Menschen, Neugierde und Lust auf Veränderungen, wenn der Fokus von der Beschäftigung mit sich selbst und der Rückblick auf die alte Beziehung weicht dem Blick in die Zukunft.“
Häufig wird die Ex glorifiziert. Was ist „normal“ – wann wird es zu viel?
Hegmann: „Es ist nach meiner Erfahrung normal, nach einer Trennung zunächst unter dem Scheitern zu leiden. Dazu gehört zu zweifeln, ob das wirklich die beste Entscheidung war. Wohl jeder hat diesen inneren Dialog schon erlebt: ‚Hätte ich das und das anders gemacht, dann wären wir noch zusammen.‘ Oder: ‚Wie kann ich ihr beweisen, dass ich doch der Richtige bin?‘
In solchen Situationen vergisst der Verlassene, dass er eben keine glückliche, sondern zumindest für einen Partner unerträglich unglückliche Beziehung geführt hat – sonst wäre sie nicht zu Ende.
‚Wir hatten aber doch auch sehr schöne Zeiten‘ klingt zunächst wie eine reife, erwachsene Einstellung. Aber je nach Trennungsgrund ist das oft nur eine Beschönigung, um sich selbst zu schützen. Man sollte die Ex-Partnerin natürlich nicht grundsätzlich verteufeln, aber je weniger man sie nachträglich glorifiziert, umso schneller wird man bereit sein für eine neue Liebe.“
Sollten Männer ihren schweren Kummer in der neuen Beziehung kommunizieren?
Hegmann: „Jede neue Partnerin würde sicherlich bemerken, wenn die Ex noch eine emotionale Rolle spielt. Würde er das verheimlichen, dann würde sich die neue Partnerin garantiert bedroht fühlen.
Wird die Ex zu oft thematisiert – ebenso. Ich denke, vertrauenswürdig sein bedeutet auch, das Vertrauen haben zu können, dass schwierige Themen angesprochen werden dürfen. Sie muss sich darauf verlassen können, dass er mit ihr über seine Gefühle spricht.
Gleichzeitig muss er wissen, dass er das kann ohne das sie ihn dann verdächtigt. Je mehr Aufmerksamkeit und Bestätigung der Mann der neuen Partnerin gibt, umso weniger bedroht wird sie sich fühlen. Das ist sehr individuell und manchmal ist es sicher besser, wenn er sich bei seinem Liebeskummer von einer neutralen Person helfen lässt.“